Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang [967 HOHENZOL.LERISCHE HEIMAT 61<br />
Nach einer Urkunde vom 13. Oktober 1457 haben Heinz<br />
Rüsch von Ringingen („Ringen"!) und seine Gattin Anna<br />
Schuolerin, derzeit Pfründner im Kloster zu Pfullingen, um<br />
ihres besseren Nutzens willen dem Frauenkonvent Pfullingen<br />
(st. Clauren Ordens) ihren Hof zu Mähringen uf den Härdern<br />
(7 Km südöstlich von Tübingen) verkauft. Den Hof bebaute<br />
derzeit Ital Rieh. Ferner veräußerten die beiden ihren Teil<br />
und ihre Rechte an der Vogtei daselbst mitsamt der Wiese<br />
im Brühl in Größe von 2 Mannsmahdt und allen Zubehör,<br />
wie sie alles von Werner Urrich dem älteren erworben gehabt,<br />
samt lVa Juchart Acker daselbst, den sie vom genannten<br />
Ital Rieh erwarben. Der Erlös betrug dritthalbhundert und<br />
vierzig (290!) rheinische Gulden. Der Hof warf jährlich 1<br />
Pfund 5 Schilling Heller ab, als Gilt. Als Siegler erbaten<br />
die Verkäufer den vesten und weisen Junker Hans von<br />
Mälchingen und Eberhard Becht- einen Richter von Reutlingen.<br />
Der Brief war ausgestellt am nächsten Dornstag vor<br />
St. Gallentag, da man zählte tausendvierhundertfünfzig und<br />
sieben Jahre. (Staatsarch. Stuttgart: Pfullingen A 514, Nr. 262).<br />
Dieser Hans von Mälchingen wird 1462 letztmals erwähnt<br />
(Mitt. Hohz. 33, 8). Von der Familie Rüsch weiß niemand<br />
mehr. Entweder war sie kinderlos, oder ihre Kinder waren<br />
schon versorgt. Offenbar hatten sie schon länger die Alb<br />
verlassen und sich im Unterland niedergelassen. Die Frau als<br />
geborene Schuolerin dürfte aus dem Killertal gestammt haben.<br />
Die beiden, die ziemlich begütert gewesen sein müssen,<br />
hatten sich im Klarissenkloster Pfullingen zur Ruhe gesetzt.<br />
Der Name Ringingen erscheint in der Urkunde als<br />
Ringen, wie auch 1291 Jungingen zu Jungen zusammengezogen<br />
wurde. Der Familienname Rüsch dürfte mit dem<br />
schweizerischen Ort Rüsch zusammenhängen, auf den wohl<br />
auch die längere Form Rüscher-Riescher zurückgeht. Krs.<br />
a) Nachtrag zu den Daigger in Ringingen und Melchingen:<br />
Die 1804 heiratenden Eheleute Johann B. Daigger 1783—1863<br />
und Maria Bailer 1783—1840 zu Ringingen hatten fünf Kinder:<br />
a) Michael 1805—64, heir. 1840 Agnes Pfister d. Hilari<br />
1806—77. b) Alois 1808—97, heir. nach Melchingen mit der<br />
Lehrerstochter Klara Faigle von dort, c) Christina 1811—66,<br />
heir. 1835 mit Mathias Beck in R. d) Georg 1815—89, heir.<br />
1856 Franziska Hipp, e) Afra 1822—77, heir. 1848 den Johann<br />
Adam Hipp des Jakob, 1825—83. Deren Tochter Maria heiratete<br />
nach Kaiseringen einen Bantle und leitete dort<br />
Namen Afra weiter. — Kinder des Alois Daigger zu<br />
Melchingen: a) Gottlieb 1843—1919, heiratete 1868 Theresia<br />
Maichle. b) Katharina, ledig. Kinder des Gottlieb in Melchingen:<br />
a) Klara, verehelichte Faigle. b) Alois 1870—1949,<br />
heir. 1899 Mathilde Emele 1875—1956. c) Maria, heir. den<br />
Dreher Dorn in M. d) Oskar, starb als Arzt 1910 ledig in<br />
Staufen i. Brsg. und wurde nach Melchingen überführt,<br />
e) Eugenie, heir. einen Maichle. f) Katharina, heiratete den<br />
Lehrer Abt, der dann in Ostrach wirkte. Kinder des Alois<br />
in M.: a) Julius, geb. 1898, heir. Brigitte Schanz, b) Theresia,<br />
geb. 1900, heir. einen Barth, c) Mechtilde, geb. 19. Sept. 1903,<br />
heir. nach Ringingen zurück den Gregor Daigger des Johann<br />
1934. Deren 1935 geborene Tochter Anna heir. in Ringingen<br />
den Johann Emele des gefallenen Josef. (Frdl. Auskünfte von<br />
H. H. Pfr. Höll-Salmendingen und Frau Mechtild Daigger-<br />
Ringingen.)<br />
b) Nachtrag zu Schloß Straßberg: Der bisherige Bewohner<br />
Dr. Schneider-Leyer hat inzwischen das Schloß Scheer gekauft,<br />
während Dr. Ing. Laschimke, Metallurge zu Lauchertal,<br />
bisher in Sigmaringen, das Schloß Straßberg erwarb.<br />
Baldensteins Lage ist unbekannt<br />
Leider! Zwar nach den Ausführungen in H. H. 1967, 48,<br />
könnte man meinen, dies sei nicht der Fall. Allein mit Beweisen<br />
oder auch nur Anhaltspunkten für die Richtigkeit<br />
der Behauptung, der Ort finde sich zwischen Veringenstadt<br />
und Inneringen auf dem sog. Veringerfeld ist es sowohl dort<br />
als bei Dr. E. Zillenbiller im Veringer <strong>Heimat</strong>buch sehr<br />
schlecht bestellt. Beweise werden überhauptnichtversucht,<br />
kein diesbezüglicher Flurname angegeben und auch<br />
nicht gesagt, daß diese Lokalisierung (als Versuch!) nicht neu,<br />
sondern von Seb. Locher stammt und in den Mitteilungen des<br />
Hohz. <strong>Geschichtsverein</strong>s Jg. 4, 1870, Seite 35, ohne jeden Beweis<br />
zu lesen ist und von König-Müller bei der Herausgabe<br />
der Zwiefalter Chroniken einfach übernommen wurde. Der<br />
Historiker Arsenius Sulger nennt in seinen Annalen von<br />
Zwiefalten 1698 den Ort Baldenstein S. 77, 81, 313 und sucht<br />
ihn (außer bei Inneringen) S. 276 auch bei Wimsen ! Er<br />
war somit selbst sehr im Unklaren. Die Angabe des hohenzollerischen<br />
Kunstdenkmälerwerks II, S. 389 geht auf Locher<br />
zurück und beweist somit gar nichts. Nebenbei gesagt irrt<br />
sich Zillenbiller in der Angabe, das abgegangene O s t h e i m<br />
habe auch auf dem genannten Veringerfeld gestanden. Es ist<br />
am Oesterberg bei Riedlingen abgegangen (OA.-Beschr. Riedlingen<br />
S. 618).<br />
Reine Vermutung dürfte es sein, die Mühle Baldenstein<br />
habe in der Nähe der heutigen Volksschule Veringenstadt<br />
bei Jungeiis Wiese an der Laudiert gestanden. Das wären<br />
ja mehr als 2,5 bis 3 km vom Veringerfeld entfernt, wo<br />
der Weiler und spätere Hof Baldenstein gesucht werden will.<br />
Dies klingt im höchsten Grade unwahrscheinlich und erregt<br />
schwerste Bedenken! Beweise sucht man vergebens! Zwar<br />
nennt das Habsburger Urbar von ca. 1316—13 bei Veringen<br />
viele (mindestens vier) Mühlen, aber keine mit Namen Baldenstein.<br />
Nach der Urkunde vom 4. Juli 1329 erhielt der Graf<br />
Heinrich von Veringen vom Kloster Zwiefalten den H o f zu<br />
Baldenstein, darauf er Vogt und Herr war, auf die nächsten<br />
sechs Jahre zur Nutznießung für die gewöhnliche Jahresgilt.<br />
Wollte er diese nicht entrichten, so sollten dem Kloster dafür<br />
seine Vogtrechte über diesen Hof, sowie über den Hof und die<br />
Mühle zu Wimsen (Wimsheim) zufallen (Zwiefalter Urkunde<br />
Nr. 466 in Stuttgart, was in H. H. 1967, S. 37 Nr. 8 vom<br />
Drucker irrig weggelassen wurde samt dem Zusatz: „Im<br />
Repertorium Zwiefalten II. 678 heißt es: Baldensteinist<br />
bei Wimsen abgegangen").<br />
Wieso aus dem Wortlaut der Urkunde die Lage Baldensteins<br />
bei Veringenstadt hervorgehen soll, ist völlig<br />
unerklärlich. Eher ist eine solche bei Wimsen anzunehmen.<br />
Der Name Baldenstein deutet auf einen bedeutenden Stein<br />
oder Felsen und die dortige Mühle des 12. Jh. auf einen<br />
Wasserlauf. Solange also keine näheren Gegenbeweise<br />
vorliegen, haben wir es mit dem Verfasser des Stuttgarter<br />
Repertoriums zu halten: Baldenstein ist mit seiner Mühle bei<br />
Wimsen oberhalb Zwiefaltens abgegangen! Krs.<br />
Uf dem Grinig unter der Linde zu Kirchzarten fand nach<br />
dem Rodel von 1395 das Ding-Gericht statt. Man durfte kein<br />
Wasser aus dem Grinig schlagen, an den viele Grundstücke<br />
grenzten. Fünf Schilling Strafe zahlte der, auf dessen Gütern<br />
man es fand (Festbuch Kirchzarten zur Zwölfjahrhundertfeier<br />
1967 S. 182, 206, 257). Der Bearbeiter Dr. Max Weber<br />
kann das Wort Grinig (1418 Gryning) nicht erklären, wohl<br />
aber innerhalb des Dorfes lokalisieren. Er meint, wegen des<br />
„Wasserschlagens" sei dort ein Brunnen gewesen oder ein<br />
Bach geflossen, was schwerlich stimmt. „Die Wasserschläge"<br />
heißt im nahen Littenweiler ein Walddobel, in dem Quellen<br />
zur Wasserleitung gefaßt sind. Wasserschlagen scheint also<br />
soviel zu meinen, als „Wasser ergraben und ableiten". Nach<br />
M. R. Bucks Flurnamenbuch bedeutet Grien soviel wie<br />
Gries, Sand, Kies-Bank. Daß solche im Dreisamtal auch<br />
Wasser enthalten, liegt nahe. Grinig dürfte eine erweiterte<br />
Form von Grien, K i e s b a n k, darstellen. Krs.<br />
Interessante Funde machte man neulich bei Hüfingen in<br />
einem Begräbnisplatz der Merowingerzeit. Dort kamen im<br />
Holzkistengrab eines adeligen Kriegers aus dem siebten<br />
Jahrhundert zwei schöne Metallscheiben mit geprägten Darstellungen<br />
eines Reiterheiligen und der Madonna zum Vorschein,<br />
also unzweifelhaft christliche Bilder. Schon vor einigen<br />
Jahren fand man in Württemberg (m. W. in Steinheim)<br />
ein sog. Goldplattkreuz, das am Schnittpunkt der Balken<br />
einen Christuskopf zeigt.<br />
Die Ziegler wurden 1489 in Tuttlingen ebenso beaufsichtigt,<br />
wie die Müller, Becken, Wirte und Metzger. Die Ziegelschauer<br />
mußten geloben bei ihrer Treue an Eides Statt: Wenn<br />
der Ziegler einen Brand fertig und die Ware aus dem Ofen<br />
getragen hat, müssen sie die Arbeit beschauen. Falls sie keine<br />
Gewähr zu bieten scheint, sollen sie dieselbe auf ihren wahren<br />
Wert schätzen und dabei nichts anderes walten lassen als<br />
Ehrlichkeit, ohne jede Hinterlist. Die Ziegelhütte wurde vom<br />
Schultheiß und Gericht folgendermaßen verliehen: Wenn der<br />
Ziegler einen Brand tut, soll er ihn der Stadt acht Tage lang<br />
zur Verfügung halten. Dabei hat er das Tausend „Ziegel unter<br />
Dach" um 1 Pfund 2 Schilling und 1 Tausend Oberziegel um<br />
1 Pfund Heller zu geben und 1 Fuder Kalk um 9 Schilling.<br />
Er hat die Hütte mit Ziegel zu decken. Falls ers nicht tut, und<br />
die Hütte wird geschädigt, so hat er den Schaden den Bürgern<br />
zu ersetzen. Der Herausgeber des Stadtbuchs, Prof. Dr. Eimer,<br />
verstand unter „Ziegeln unter Dach" die Backsteine,<br />
was jedoch nicht so ganz sicher ist. Man könnte auch an<br />
Oberdach- und Unterdachziegel denken, also Hohlziegel mit<br />
der Höhlung nach oben („Münch") und nach unten „Nonnen").<br />
Letztere brauchten eine Nase zum Aufhängen und waren daher<br />
teurer. Das Wort Ziegel kommt vom lat. tegula, tegere =<br />
decken. Drei Mödel, ein Hebeisen, 1 Ber- oder Formeisen,<br />
1 Bickel, 2 Hauen, 1 Hammer und anderes Ziegelwerkzeug in<br />
der Hütte gehören den Bürgern. Krs.