Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 3<br />
90) 1663 Peinl. Prozess gegen Maria Stöckle von Vilsing<br />
e n wegen Verdacht der Hexerei.<br />
91) 1665 Anna Beck von Engelswies, zu Sigmaringen<br />
verhandelt und enthauptet.<br />
92) 1665 Katharina Rupprecht von Engelswies. Todesurteil<br />
!<br />
93) 1666 Barbara Kaufmann von H a g e n w y 1 bei St. Gallen,<br />
wegen Hexerei verhandelt.<br />
94) 1666 Witwe Kath. Steb, Pfandelschererin von Sigmaringen<br />
und ihrer Tochter Maria Stephan, beide zum Tode<br />
verurteilt.<br />
95) 1668 Prozess gegen den 11jährigen Hirtenknaben Franz<br />
Schneider v. Rapperschwyl (Schweiz) zu Laiz, wegen Hexerei<br />
und Tötung seiner Geschwister. Todesstrafe: Aderöffnung<br />
im Bad und Verbrennung.<br />
96) 1669 Marta Schetter von Ofterdingen im Hechinger<br />
Spital, Hans Schäfer sei. Witwe von Beuren, peinlich<br />
gefragt, muß 30. August Urfehde schwören, sich nicht zu<br />
rächen und wird des Landes verwiesen.<br />
97) 1669 Am 3. Sept. wird Sara Balingerin zu Hechingenais<br />
Hexe verhört.<br />
98) 1670 Die 6jährige Maria Spen von Engelswies wird<br />
der Hexerei angeklagt, aber entlassen. Ihre Mutter war 1665<br />
hingerichtet worden.<br />
99) 1698 Bekenntnis der 18jährigen Maria Westhauser zu<br />
Dettingen.<br />
100) 1698 Untersuchung daselbst zu Dettingen wegen<br />
Zauberei.<br />
101) 1742 Ebenso gegen Maria Knör von Steinhilben<br />
wegen Teufelsbündnis und Sakrileg usw.<br />
102) 1743 Katharina Geiger von Straßberg wegen Zauberei<br />
in Untersuchung gezogen, auf dem Galgenberg erdrosselt<br />
und verbrannt.<br />
Noch 1773 hat man in Tailfingen einen Hexenprozeß in die<br />
Wege geleitet Krs.<br />
Ein Rangendinger Auswanderer berichtet in einem Brief vom 20. 6. 1852<br />
über seinen Reiseweg nach Amerika<br />
Immer wieder trieben in früheren Jahrhunderten Not,<br />
Mißernten, Uebervölkerung, Zwangsherrschaft und Freiheitsdrang<br />
zahlreiche Bewohner unserer <strong>Heimat</strong> zur Auswanderung.<br />
Eine alte Urkunde vom 4. Mai 1691 berichtet,<br />
daß in diesem Jahre aus Rangendingen „82 Persohnen<br />
durch die Armendey von Haus und Hof weggezogg und in<br />
das Ungarland begeben" haben. Der Strom der Auswanderer<br />
riß in der Folgezeit nie ganz ab. Seit Anfang des letzten<br />
Jahrhunderts ging er vor allem nach Amerika, „in das<br />
Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Er schwoll besonders<br />
in den fünfziger Jahren an. Diese Jahre waren durch<br />
Mißernten gekennzeichnet. Der Hunger saß nahezu an jedem<br />
Tisch mit zu Gast. Für eine „Mühlefahrt", etwa vier<br />
bis 5 Sack Korn, konnte man damals '"ien besten Acker kaufen.<br />
In diesem und den beiden folgenden Jahrzehnten sind<br />
aus Rangendingen, wie die Kirchenbücher ausweisen, über<br />
70 Personen beiderlei Geschlechts allein nach Amerika ausgewandert.<br />
Wie hart und schwer in jener Zeit noch so eine Reise<br />
war. berichtet der Auswanderer Theodor Haug, der im<br />
Frühjahr 1852 mit mehreren Bürgerssöhnen die <strong>Heimat</strong><br />
verließ. Er war ein Sohn des Franz Seraph Haug, der i0<br />
Kinder hatte. Dieser war der Großvater vom „Wangerbarthle"<br />
im Kirchgäßle.<br />
Der aufschlußreiche Brief von Theodor Haug sei nachstehend<br />
in heutiger Schreibweise wiedergegeben:<br />
„Hanoverton, den 20. Juni 1852<br />
Liebe Mutter und Geschwister!<br />
Es sind schon vier Monate verflossen, seitdem ich von<br />
Euch fort bin, und in dieser Zeit habe ich das schon<br />
längst gewünschte Land Amerika betreten, welches mich<br />
gefreut, Euch aber, wie ich denke, schon manche Kümmernisse<br />
gegeben hat. Nun will ich Euch in den ersten<br />
Zeilen meines Schreibens meine Reise erzählen. Den Anfang<br />
bis nach Mannheim werdet Ihr von den Fuhrleuten erfahren<br />
haben, und weiter sind wir auf dem Rhein mit einem Dampfschiff<br />
bis nach Köln gefahren. Da mußten wir ein und einen<br />
halben Tag warten, bis wir mit der Eisenbahn nach Antwerpen<br />
fahren konnten. Nun sind wir in die Seestadt Antwerpen<br />
gekommen, wo es uns viel Schwierigkeiten gegeben<br />
hat, bis wir zum Einschiffen gerichtet waren. Auch da mußten<br />
wir zwei Tage verweilen, denn wir wollten unsere Kost<br />
selbst kaufen, wie wir's auf unsern Akkordzetteln gehabt<br />
haben. Da gingen wir zu dem Schiffe, um zu sehen, wie<br />
man's machen müsse. Allein da hieß es, alles müsse die<br />
Kost vom Schiffmann nehmen, denn die Kost werde von der<br />
Obrigkeit untersucht und es dürfe keine Kost auf dem Schiff<br />
genossen werden, die nicht von dem Doktor gutgeheißen sei,<br />
denn das Schiff stehe unter der Obrigkeit, welches aber alles<br />
Geschwätz und Betrug war. Es haben schon viele, welche<br />
den Akkord gehabt haben wie wir, Nahrungsmittel eingekauft,<br />
welchen man's gewogen und alles auf einen Haufen<br />
geworfen. Ich und viele aus unserem Orte haben nichts<br />
wiegen lassen, weil man nur die Hälfte Gewicht und die<br />
Hälfte Wert bezahlt hat. Allein, weil wir die Kost nicht<br />
haben selbst anschaffen dürfen, so mußten wir für eine<br />
Person auf dem Büro noch 18 Gulden und 40 Kreuzer bezahlen,<br />
wo wir die Kost noch von dem Schiffmann bekamen.<br />
Und mein Reisegeld beläuft sich, bis ich zur Abfahrt fertig<br />
v. J. Wannenmacher<br />
war, auf 82 Gulden. Nun waren wir zwei Tage in Antwerpen<br />
und schifften dann am 15. März vom Lande ab und<br />
dauerte bis Newyork 39 Tage (Segelschiff). Wir waren zwei<br />
Tage auf dem Schiff, so wurde ich so heftig von der Seekrankheit<br />
befallen, daß ich wenige Zeit die Bettstelle verlassen<br />
konnte, viel weniger ans Verdeck zu gehen, welches<br />
gedauert hat 14 Tage, wo ich wieder ein wenig umherlaufen<br />
und essen konnte, aber nie war ich ganz gesund,<br />
immer etwas von der Seekrankheit behaftet, solange wir<br />
auf der See waren, denn die Kost schmeckte mir nicht,<br />
weil alles zu süß war und einen üblen Geschmack hatte.<br />
Und das Wasser hatte eine rote Farbe, welches einem den<br />
Appetit genommen hat zu trinken. — Auch die Reinlichkeit<br />
war auf dem Schiff wenig, denn es waren 340 Personen auf<br />
demselben Schiff, und die Sauerei war so groß, daß man<br />
nirgends hat mit den Schuhen gehen können, wegen dem<br />
Morast und Wasser, denn es war ein altes, verfaultes<br />
Schiff, wie wir gehört haben, war es «chon gegen 200 Jahre<br />
alt. Sturm hatten wir bloß zweimal gehabt, aber jedesmal<br />
nur einen Tag, sonst haben wir oft starken Gegenwind und<br />
Seitenwind gehabt, welche das Schiff manchmal wieder zurück<br />
getrieben haben. — Nun sind wir am 22. April, abends<br />
um 8 Uhr in Newyork angekommen, wo wir noch selbige<br />
Nacht auf dem Schiff übernachteten. Am Morgen verließen<br />
wir das Schiff, wo wir dann unsere „Kufer" (Koffer) in ein<br />
Wirtshaus führen ließen."<br />
Im weiteren Teil seines Briefes berichtet Theodor Haug,<br />
wie er und seine mitausgezogenen Bürgerssöhne aus Rangendingen<br />
nach Arbeit suchten und über seine ersten Eindrücke<br />
von Amerika. Er schreibt weiter: „Ich und andere<br />
aus unserem Orte suchten Bekannte auf, wo ich dann zu<br />
unserem Vetter Anton Schenk gekommen, wo ich ihn, sein<br />
Weib, die zwei Kinder Wilhelm und Regina in guter Gesundheit<br />
angetroffen habe, und daß sie ein gutes Leben und<br />
Fortkommen führen können, wie sie es in Deutschland nicht<br />
hätten. Nun setzen Damian, Barnabas, Philipp und ich die<br />
Reise fort bis Z o a r, wo wir anlandeten und gleich den<br />
Franz Strobel, Küfer, und auch den Heinrich Strobel antrafen.<br />
Wir reisten weiter bis zu dem Andreas, des Barnabas<br />
Bruder, und da verweilten wir einige Tage, und suchten<br />
Arbeit. Allein keiner fand etwas. Nun gingen wir nach<br />
Hanover zu dem Thomas Strobel, und da verweilte ich lange<br />
Zeit, bis ich Arbeit bekam, denn ich wollte zu einer Schreinerprofession,<br />
welches mir nicht gelang. Jetzt war ich in<br />
Hanover zu einem Deutsch-Amerikaner in Arbeit gestanden,<br />
wo ich den ersten Monat sechs Taler, die anderen neun bis<br />
zehn Taler, der Taler nach dem deutschen Geld ist zwei<br />
Gulden und 30 Kreuzer — verdient habe, samt Kost und<br />
Wasch. Der Philipp arbeitet auf der Schuhmacherei, zwei<br />
Meilen von mir, etwa 50 Schritte von einer katholischen<br />
Kirche, wo ich jeden Sonntag besuche. Der Damian und der<br />
Barnabas lernen ein jeder ein Handwerk, fünf Meilen von<br />
der katholischen Kirche entfernt, welche auch jeden Sonntag<br />
in die Kirche kommen. Ich habe in zwei oder drei<br />
Monaten auch im Sinne, zu einem Handwerker zu gehen,<br />
denn es scheint mir besser, mit einem Handwerker zu arbeiten<br />
als immer bei den Bauern oder da und dort arbeiten.<br />
Liebe Mutter, es wird mich sehr freuen, mein Schreiben<br />
werde Dich und alle Geschwister bei Gesundheit antreffen.<br />
Ich war, seit mich die Seekrankheit verlassen hatte, immer