16.01.2013 Aufrufe

Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18 HOHEN Z Ö L LERISCHE HEIMAT Jahrgang 1967<br />

Neffen Burkarts von Zolorin als Stellvertreter seines noch<br />

unmündigen Sohnes Friedrich von Zollern sehen, welch letzterer<br />

dann 1085—1115 öffentlich auftritt. Allein von Kunigund<br />

sind keine Kinder nachzuweisen. Warum kann Rudolf<br />

kein Angehöriger der Zollern gewesen sein? Erst K. O. Müller<br />

fand z. B. einen bisher unbekannt gewesenen Gero von<br />

Zollern!<br />

Nicht vor Mitte des 13. Jahrhunderts sind die Zollergrafen<br />

auch auf der Schalksburg nachzuweisen, einer Doppelfeste<br />

auf dem 20 Morgen großen Areal einer früheren Volksburg,<br />

von der das nahe Burgfelden wohl den Namen erhielt. Die<br />

Ritter von Schalksburg als ursprünglich hohenbergische Vasallen<br />

scheinen die Namen Schalksburg kurz vor 1250 von der<br />

kleinen Schalksburg bei Straßberg, die später Oedenburg hieß,<br />

auf das Bergmassiv bei Burgfelden übertragen zu haben 183 ),<br />

wo dann auch die Grafenburg entstand. Während der Privatbesitz<br />

des Kl. Ottmarsheim um Burgfelden um 1450 an Wolf<br />

von Bubenhofen verkauft wurde, kamen die Herrschaftsrechte<br />

der Herrschaft Balingen-Schalksburg am 3. Nov. 1403<br />

vom Grafen Mülli von Zollern um 28 000 fl. (Sage vom Hirschgulden!)<br />

an Eberhard von Württemberg. Der Kauf umfaßte<br />

die Feste Schalksburg, Stadt Balingen, die Dörfer Onstmettingen,<br />

Erzingen, Endingen, Engstlatt, Burgfelden, Frommern,<br />

Oberdigisheim, Tailfingen, Truchtelfingen, Pfeffingen, Zillhausen,<br />

Streichen, Heselwangen, halb Dürrwangen, Laufen,<br />

Weilheim, Waldstetten, den Kirchensatz Roßwangen, Hof und<br />

Steuer zu Stockenhausen, Zinsen zu Tieringen, Wannental<br />

und den Zehnten zu Meldungen 19 ).<br />

Der bereits genannte Graf Adalbert von Haigerloch besaß<br />

um 1080 mit dem Grafen Eberhard von Nellenburg zusammen<br />

Güter zu Schaffhausen und Hallau, weswegen Hodler<br />

eine Verwandtschaft beider durch Abstammung von den Burkardingern<br />

annimmt 20 ). Als Adelberts Vater vermutete Hodler<br />

mit Schmid den 1061 umgekommenen Wetzel von Zolorin, was<br />

sehr unsicher bleibt. Emil Krüger nahm die beiden ersten<br />

Zollern von 1061, Burkart und Wetzel, als Brüder an, ließ<br />

sie in Petershausen begraben sein 21 ), und faßte sie als direkte<br />

Nachkommen Hunfrieds von Rhätien (807—823) in folgender<br />

Aufstellung 22 ): Hunfrieds Sohn Adalbert I, Graf im Turgau<br />

833—838, Enkel Udalrich, Graf i. Turgau 845—856, Urenkel<br />

Adalbert II. Gr. i. Turgau 860, im Scherragau 874—885 (Gattin<br />

Judith ca. 1864, Tochter Eberhards von Friaul), Ururenkel<br />

Adalbert III. Gr. i. Turgau t 911; Seine zwei Brüder seien<br />

Burkart I., t 911 und Eberhard I. Graf im Sülchgau 888 gewesen.<br />

Burkarts gleichnamiger Sohn starb 926 und der Enkel<br />

Burkart 973, beide als Herzöge von Schwaben. Adalberts III.<br />

Sohn Eberhard II. 913—929; der Enkel Eberhard III. Gr. im<br />

Turgau 955—971; der Urenkel Mangold I. von Nellenburg 962<br />

bis 991; der Ururenkel Eberhard IV. gestorben vor 1044; dessen<br />

Söhne seien Mangold, Vogt von Reichenau f 1030, und<br />

Burchard t 1040 und Eberhard der Selige, der um 1078 starb.<br />

Dieser Burchard, der 1040 im Kampfe fiel, sei der Vater der<br />

beiden ersten Zollern gewesen, was schon Schmid vermutete.<br />

Da nach letzterem, wie schon bemerkt, der König Konrad II.<br />

im Jahre 1027 die Grafschaften erblich machte, wie sie es<br />

praktisch wohl schon bisher teils waren, und im Jahre 1113<br />

der Graf Friedrich (von Zollern) im Scherragebiet zuständig<br />

war, kann man die Vermutung hegen, daß auch Graf Rudolf<br />

Die Zimmer'sche Chronik berichtet über die alten Adelsgräber<br />

im Kloster Zwiefalten u. a., daß neben den Grafen<br />

Arnold und Mangold von Gammertingen (gemeint ist Ulrich)<br />

„Graf Berchtold von Hettingen, den ich acht ein Grafen von<br />

Veringen sein gewesen" begraben sei. Daß dieser Graf Berthold<br />

von Hettingen tatsächlich im Kloster Zwiefalten begraben<br />

war, geht aus dem Nekrolog hervor, wo steht, Graf Berthold<br />

von Hettingen „hic sepultus" (am 21. Februar zwischen 1150<br />

und 1232). Es ist nun die Frage, ob Berthold von Hettingen<br />

mit einer, schon bekannten Person identisch ist, oder ob es<br />

eine Familie der Grafen von Hettingen gab. Wie wir oben<br />

sahen, war dem, genealogisch sehr gebildeten Grafen von<br />

Zimmern, ein Grafenhaus von Hettingen nicht bekannt.<br />

Bisher hält die „offizielle" Forschung Berthold von Hettingen<br />

für Berthold von Neuffen. Kraus hielt ihn für Berthold<br />

von Ronsberg, da die Grafen von Ronsberg, wie die Herren<br />

von Neuffen, Erben der Grafen von Gammertingen sind.<br />

Gabelkofer sah noch das Wappen Bertholds von Hettingen<br />

in der Vorhalle des Zwiefalter Münsters, einen roten Löwen<br />

in Gold. Das Wappen Bertholds von Neufen zeigte drei Hifthörner.<br />

Mit diesem Wappen kann er nicht Berthold von Hettingen<br />

sein. Aber auch Berthold von Ronsberg scheidet aus,<br />

denn er wurde nicht in Zwiefalten, sondern in Ottobeuren<br />

vom Scherragau 1064 dem Geschlecht des Friedrich angehört<br />

haben kann. Wieso er ein Habsburger gewesen sein müsse,<br />

ist nicht zu ersehen. War Rudolf aber ein Zoller, dann besteht<br />

die Möglichkeit, daß es mit jenem Grafen Rudolf, der<br />

1031 in der Augsburger Zollrolle mit dem später beigesetzten<br />

Geschlechtsnamen „von Zolrn" vorkommt, doch seine Richtigkeit<br />

haben kann 23 ). Im Stammbaum der Habsburger ist ja<br />

außer dem Stifter von Ottmarsheim in der fraglichen Zeit<br />

1064 kein Rudolf bekannt!<br />

Graf Burchard von Zollern, der Sohn des 1113 genannten<br />

Scherragrafen Friedrich, kommt 1125—1150 vor. Er scheint<br />

durch eine Erbtochter Herrschaft und Wappen von Haigerloch<br />

erheiratet zu haben. Seine Söhne Burkart (1179), Friedrich<br />

(1179) und Heinrich (1190) nannten sich dann Grafen von<br />

Hohenberg, also des Scherragebiets. Frühere Grafen dieses<br />

Namens dürften zu der schweizerischen Familie von Homberg<br />

gehört haben.<br />

Man sieht, es handelt sich mangels Urkunden noch um viele<br />

Vermutungen und Hypothesen, die teils Zustimmung, teils<br />

Ablehnung erfahren. Noch viele Gründe für und wider werden<br />

beigebracht werden müssen, um zu einer gewissen Klarheit<br />

und Sicherheit zu gelangen. Krs.<br />

Anmerkungen:<br />

Die Grafen von Hettingen<br />

1) Wirtb. Urkb. 5, S. 370.<br />

2) Acta Murensia: Quellen z. Schweizer Geschichte III, 2, 1881, S. 18.<br />

3) Schöpflin, Als. dipl. 1772 Nr. 216.<br />

J) wie Note 2, Seite 7.<br />

5) Zeitschrift für württ. Landesgeschichte 1952, 65.<br />

wie Note 2, Seite 5 fg.<br />

") wie Note 5, Seite 69.<br />

8) Paul Kläui in Argovia, 72, 1960, S. 26—35.<br />

») Hochadel im Aargau, hgg. v. d. Aargauischen Erziehungsdirektion,<br />

2. Auflage 1964, S. 288 f.<br />

10) Geschichte des Oberamts Haigerloch 1925, S. 29.<br />

11) Mitteilungen d. Vereins für Geschichte in Hohenzollern, 30, S. 93.<br />

Dazu Lud. Schmid: Aelteste Geschichte des Hauses Hohenzollern,<br />

3 Teile, 1884—88.<br />

na) Ueber den Hochadeligen Werner von Ortenburg—Hurningen:<br />

Jänichen Hans, in „Herrschaftsverhältnisse um Tübingen", 1964,<br />

Seite 74.<br />

12) Monumenta Zollerana I. S. 71.<br />

13) Kreisbeschreibung Balingen II, 12.<br />

Ii) wie Note 5, jedoch Jahrgang 1955, Seite 286.<br />

13) wie Note 11.<br />

10) ebenda Seite 104.<br />

17) wie Note 5, Jahrgang 1952, Seite 58—59.<br />

18) wie Note 15 und 11, Seite 199 f.<br />

isa) Hohenzollerische <strong>Heimat</strong> 1960, Seite 19—20.<br />

10) Kreisbeschreibung Balingen I, 225.<br />

20) Hodlers Geschichte d. Oberamts Haigerloch 1925, 23, vergl.<br />

Jänichen in Hohenz. Jahresheft 1961, Seite 14.<br />

21) Petershauser Chronik, hgg. von O. Feger 1956, Seite 105, wo von<br />

dort beigesetzten zwei adeligen Männern Werner und Burkart<br />

erzählt wird.<br />

22) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1891, Seite 606.<br />

23) Hohenzollerische Forschungen 1847, Seite 80 und Cr. F. Ställn,<br />

Wirtembg. Geschichte Bd. II, Seite 307.<br />

begraben. Damit ist die Frage nach der Herkunft Bertholds<br />

von Hettingen erneut gestellt.<br />

Der erste Graf, der nach Hettingen benannt wurde, ist<br />

Adalbert, ein Bruder des Grafen Ulrich II. von Gammertingen.<br />

Jedenfalls wird er heute allgemein mit dem, in den<br />

Zwiefalter Chroniken vorkommenden, Adalbert von Hettingen<br />

gleichgesetzt. Die Herausgeber der Zwiefalter Chroniken<br />

(Müller, König) halten ihn zwar für einen Edelfreien, jedoch<br />

dürfte der Superlativ (vir praeclarissimus), den der Chronist<br />

Berthold verwendete, eher für einen Grafen passen. Auch<br />

Ortlieb erwähnt ihn bei den Personen von vornehmer Herkunft,<br />

die ins Kloster eintraten, in einem Satz mit dem<br />

Grafen von Sulmentingen. Ob Hettingen alter Besitz der<br />

Grafen von Gammertingen war, oder ob Adalbert Hettingen<br />

und das Gebiet östlich bis Zwiefalten etwa durch eine Heirat<br />

bekam, ist unklar. Die Nennung nach Hettingen läßt darauf<br />

schließen, daß Hettingen sein Sitz war und daß er vielleicht<br />

schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts dort eine Burg baute.<br />

Man könnte dann die Entstehungszeit des Hettinger Schlosses<br />

für etwa 1110—1120 ansetzen. Das würde bedeuten, daß<br />

dieses Schloß seit ca. 850 Jahren bewohnt ist. Adalbert wurde<br />

1101 erstmalig urkundlich genannt. Um 1140 war er schon<br />

Mönch in Zwiefalten. Nach dem Bericht des Chronisten hatte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!