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Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Jahrgang 1967 HOHENZOLLE Ii ISCHE HEIMAT 5<br />

im Jahre 1791 um 1 400 fl. eine Wohnung, sodaß der Pfarrei<br />

nur ein Teil der Scheuer und ein Teil der oberen Bühnenräume<br />

verblieb. Zudem wurde dem jeweiligen Kaplan das<br />

Recht beigelegt, die Schule im unteren Stock noch weiter zu<br />

dulden oder aber der Gemeinde zu kündigen. Die Gemeinde<br />

sträubte sich selbstverständlich gegen diesen Beschluß; allein<br />

es half nichts, weil eben die Gemeinde absolut kein Recht<br />

auf das Haus hatte. Die Pfarrei legte die 1 400 fl. zinsbar an,<br />

um später ein neues Mesnerhaus zu bauen. Bis dahin wollte<br />

sie dem Mesner jährlich 5 fl. Wohnungsentschädigung zahlen.<br />

Der Kaplan war verpflichtet, jährlich einen Bauschilling von<br />

5 fl. an die Herrschaft zu entrichten, wofür diese das Haus<br />

immer im guten Stande zu halten versprach.<br />

Allein die Wohnungsfrage war hiermit noch nicht definitiv<br />

gelöst, und es wurde auch tatsächlich ein vollständiger<br />

Neubau nie aus dem Auge gelassen; umsomehr, als das Zusammensein<br />

der Schule und der Kaplaneiwohnung sicherlich<br />

mancherlei Unzulänglichkeiten mit sich brachte. Um Geld zu<br />

beschaffen, ließ man einfach die Kaplaneipfründe unbesetzt<br />

und sammelte die Ueberschüsse, die bis zum Jahre 1804<br />

schon so angewachsen waren, daß man mit dem, Neubau<br />

beginnen konnte.<br />

Leider ist das Aktenmaterial über die Baugelder etwas<br />

mangelhaft. Denn da die Kaplanei ihre Wohnung im alten<br />

Mesnerhause aufgab, mußten ihr doch sicherlich die 1 400 fl.,<br />

welche sie für jene Wohnung früher bezahlt hatte, wieder<br />

heraus gegeben werden. Meine Vermutung geht dahin, daß<br />

die Stadt jenes Haus angekauft hat, um es als Schulhaus und<br />

Lehrerwohnung zu benützen, und daß dann in der Tat die<br />

1400 fl. zum Neubau-Fonds der Kaplanei geschlagen wurden.<br />

Drei Meister gaben Entwürfe ein: der hiesige Zimmermeister<br />

Lorenz Acker, der Hettinger Zimmermeister Ignaz<br />

Schneider und der Maurermeister Anton Schneider von Baach<br />

bei Zwiefalten. Des Letzteren Plan wurde sofort verworfen;<br />

denn einmal wäre die Ausführung seines Entwurfes viel zu<br />

teuer gekommen, dann aber hatte sich Schneider beim Kirchbau<br />

in Gammertingen als wenig zuverlässig erwiesen, da er<br />

immer Nachrechnungen brachte. Dagegen wurde der Plan<br />

In der, geschichtlich mit Hohenzollern oft eng verbundenen,<br />

großen Kreisstadt Ebingen wurde der Beweis erbracht, daß<br />

Altehrwürdiges aus vergangener Zeit auch in unserem, ach<br />

so „modernen Zeitalter" geachtet und erhalten werden kann.<br />

Hast und Eile der Zeit fanden längst schon in unserem alten<br />

Marktbrunnen einen Stein des Anstoßes, den man beiseitigen<br />

wollte. Steht doch der altehrwürdige Brunnen, mit dem<br />

von noch unbekanntem Meister sauber gearbeiteten Ritterstandbild<br />

im Renaissancestil, welches von den Bürgern der<br />

Stadt 1545 gestiftet wurde, fast mitten in der Marktstraße.<br />

Hart angeschlagen vom Wetter, Erdbeben, auch von den Abgasen<br />

moderner Antriebsmotoren, war der „Marktbrunnenmann",<br />

wie ihn die alten Ebinger nennen, keine reine Zierde<br />

mehr. Etwas mußte geschehen und für die Erhaltung dieses<br />

Brunnens im Markt war nur Einer von den Gemeinderäten.<br />

Doch war man sich in dieser Sache klar, daß die „Alten"<br />

Einspruch erheben werden und darum hat man sich<br />

noch zu einer endgültigen Abstimmung entschlossen, die nach<br />

einer Rückfrage erfolgen soll. Von berufener Seite um meine<br />

Meinung gefragt, habe ich klar und in knapper Form, sowohl<br />

die geschichtliche Vergangenheit des Brunnens, soweit<br />

ich diese kannte, wie auch die Verkehrsbelastung heute und<br />

der nahen Zukunft klar gelegt. Die Beseitigung hätte hier<br />

keinerlei Entlastung gebracht, sondern neue Gefahrenquellen<br />

an dieser Stelle für den Fußgänger. Das „Erstrecht" des<br />

Brunnens im Markt, mithin seiner geschichtlich so harten<br />

Vergangenheit in Kriegen, Plünderungen, Bränden, Erdbeben<br />

und dem Bombenhagel waren Grund genug, die Erhaltung<br />

eines der wenigen noch vorhandenen Kunstdenkmäler aus<br />

vergangener Zeit zu befürworten. Und das fast Unglaubliche<br />

geschah, in der Abstimmung vom 17. Oktober 1961 wurde<br />

einstimmig beschlossen: der Brunnen bleibt im Markt,<br />

muß jedoch etwa 2 Meter gegen den Bürgersteig zurück,<br />

Brunnentrog und Ritterstandbild werden in getreuer Kopie<br />

in Sandstein neu gefertigt!<br />

Diese harte Kehrtwendung in der Brunnenfrage im Stadtrat<br />

bewog mich, das Dunkel um diesen unseren „Marktbrunnen"<br />

etwas zu durchleuchten; denn jede urkundliche Unterlage<br />

fehlt uns. Rückläufig, von heute in die Vergangenheit,<br />

suchte ich mehr als 3 Jahre und spärlicher als erwartet, fanden<br />

sich kleine und kleinste Hinweise, die einzeln ausgewertet,<br />

wohl etwas Licht brachte, doch noch keinerlei Lösung.<br />

des Hettinger Zimmermeisters genehmigt und ihm auch der<br />

Neubau um 1600 fl. zugeschlagen, da Lorenz Acker erklärt<br />

hatte, um diesen billigen Preis den Neubau nicht übernehmen<br />

zu können. Die Speth'sche Herrschaft war bei ihrem<br />

früheren Versprechen, einen Bauplatz und einen Garten unentgeltlich<br />

hergeben zu wollen, beharrt. So begann der Neubau<br />

des Kaplaneihauses im Frühjahr 1805 und war bis zum<br />

beginnenden Herbst vollendet. Im Jahre 1882 wurde das<br />

kleine Gärtchen vor dem Kaplaneihause angelegt. Die Kaplaneipfründe:<br />

Das Patronat über die neue Kaplanei besaß anfänglich<br />

die Speth'sche Herrschaft; mit dem Verkauf der<br />

letzteren ging es an den Fürsten von Sigmaringen über.<br />

Schon im Jahre 1780 hatte die bereits erwähnte Kommission<br />

im Einverständnis mit dem Stifter der Kaplanei folgendes<br />

festgestellt: Bei gleicher Würdigkeit haben auf diese Pfründe<br />

Anspruch: 1.) Verwandte des Stifters; 2. wenn solche nicht<br />

vorhanden sind, Bürgerssöhne hiesiger Stadt. 3.) Untertanen<br />

der Speth'schen Herrschaft. Erst nach diesen drei Klassen<br />

findet allgemeine Bewerbung statt.<br />

Der jeweilige Inhaber der Kaplanei ist verpflichtet, nicht<br />

weniger als 208 hl. Messen alljährlich für den Stifter zu lesen<br />

und zwar ohne jede weitere Entschädigung. Das Einkommen<br />

der Kaplanei setzt sich folgendermaßen zusammen:<br />

Gemüsegarten am Haus; Krautland in der Baindt; Sechsachtel<br />

Morgen Wiesen in den Graswiesen; Fünfachtel Morgen<br />

Acker unter der Staig; Vierachtel Morgen Acker in der Gaß:<br />

Einachtel Morgen Acker in der Bronner Gaß. Diese Grundstücke<br />

mit Ausnahme des Gartens, aber der Scheuerraum<br />

eingeschlossen, wurden für 102 Mark verpachtet. Von der<br />

fürstlichen Herrschaft in Sigmaringen bezieht die Kaplanei<br />

alljährlich 20 Meter Buchenscheitholz. Die Zinsen aus Kapitalien<br />

betragen 1 007 Mark, folglich beläuft sich das Gesamteinkommen<br />

auf 1 109 Mark nebst 20 Meter Buchenholz.<br />

Seit Juli 1927 war die Kaplanei infolge Priestermangels<br />

nicht mehr besetzt. Am 21. Februar 1933 hob Papst Pius XI.<br />

die Kaplanei St, Katharina und St. Anna auf und vereinigte<br />

sie mit der Pfarrpfründe. Der Pfarrer muß jährlich eine hl.<br />

Messe in der Meinung des Stifters lesen. Die Holzlieferung<br />

des Patronatsherrn bleibt bestehen. W.<br />

Christian Großbayer<br />

Baumeister zu Haigerloch, arbeitete auch für Ebingen<br />

Und so wäre ich dankbar, wenn diese Zeilen bei den <strong>Heimat</strong>freunden<br />

Hohenzollerns dazu beitragen könnten, etwaige bereits<br />

gefundene kleine Hinweise, oder solche, die noch in<br />

ihrer Arbeit über unseren Marktbrunnen gefunden werden,<br />

mir freundlicherweise zur Verfügung zu stellen. Nun zu der<br />

Arbeit Großbayers am Marktbrunnen in Ebingen im Jahr 1754.<br />

In einem kaum beachteten Hinweis ist von einer muschelverzierten<br />

Säule die Rede, auf der die Ritterfigur steht. Schon<br />

die „alten" Bürger haben von einer Säule erzählt, die bis<br />

1880 als Standplatz des Ritters gedient habe, wurde aber von<br />

Fachseite aus angezweifelt. Somit könnte die Fertigung dieser<br />

Säule in der Zeit des Rokoko liegen und da mir für diese<br />

Zeit noch die alten Stadtrechnungen zur Durchsicht bereit<br />

liegen, nahm ich die Mühe auf mich und fand auch wirklich<br />

1754/55....<br />

„Nach deme der Fuoß an der Steinernen Statue auf dem<br />

Markt Bronnen alters halber, und weil die Rohr nur in<br />

hölzernen Mündungen eingesteckt geweßen, war durch<br />

das Waßer heraußdringen müßam, daß es zu Winterzeit<br />

sehr vieles Eis daran gegeben, mithin durch die geföhrs<br />

gantz mürb, so daß ein Stuck des 4 „Theils von selbsten<br />

heraus gefallen, und zu Besorgen geweßen, daß die kostbare<br />

Statue gar herunter sturtzen und großen Schaden<br />

nehmen dörfte . .. und da sich allhier in Ebingen kein<br />

solcher Steinhauer befunden, so sich unterstehen können<br />

die so nothwendige Reparation vorzunehmen, als war man<br />

Benöthiget, sich um einen dergleichen erfahrenen nun zu<br />

sehen, Wozu sich nun Christian Groß Bayer von<br />

Haigerloch hier zu gebrauchen zu laßen entschlossen...<br />

Nach dem hier vorgenommen Augenschein wurde ein Vertrag<br />

gemacht:<br />

1) einen guten dauerhaften Stein zu einem Bronnenstock,<br />

der in der Höhe 8 Schuh, und in der Dickhe 3 1 , i Schuh haben<br />

müße, als worin die Rohr zu steckhen ausfindig machen,<br />

mit behöriger Bildung aushauen, nach erforderlicher Architecktur<br />

der Zeichnung, 4 Waßergottisch gesichter auch neben<br />

und zwischen diesen zu mehrer Zierde, so viel muschelen nach<br />

Bildhauerkunst aushauen und in die Mäuler der gesichter<br />

von Eisen gemachen Mundungen einkitten solle, damit dem<br />

durchdringenden Waßer an dem Stock Einhalt gethan werden<br />

möchte ...

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