16.01.2013 Aufrufe

Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

Hohenzollerlsche Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hohenzollerische <strong>Heimat</strong><br />

Viertel jahresblätter für Schule und Haus<br />

Schriftleitung:<br />

Fritz S c h o d e r, Hauptlehrer<br />

7451 Rangendingen, Mühlweg 22<br />

4 P 3828F<br />

Preis halbjährlich 1.40 DM<br />

Druck und Verlag:<br />

Buchdruckerei S. A c k e r, Gammertingen<br />

Postscheckkonto Stuttgart 35 892<br />

Bank: Hohenz. Landesbank Gammertingen 15<br />

Nummer 2 Gammertingen, April 1967 17. Jahrgang<br />

Die Anfänge von Habsburg und Zollern<br />

Am 1. März 1064 bestätigte König Heinrich IV. in Straßburg<br />

die Bitte der Witwe K u n i g u n d, dem Frauenkloster O 11 -<br />

m a r s h e i m (südlich von Neubreisach) die in mehreren<br />

Gauen und Grafschaften gelegenen, von deren verstorbenem<br />

Gemahl Rudolf und von ihr selbst geschenkten Güter: In<br />

der Grafschaft Hermanns (eines Zähringers) im Breisgau, in<br />

der Grafschaft Werners in der Ortenau, und in der Grafschaft<br />

des Grafen Rudolf und im Gau Scherra<br />

(Scerron) Doderenhusen, Durniwanch, Ebingen, Burchfeld,<br />

Tagolfingen, Ansmutingen mit allem Zubehör (also Dotternhausen,<br />

Dürrwangen, Ebingen, Burgfelden, Tailfingen und<br />

Onstmettingen) 1 ). Es handelte sich um die Frau des bereits<br />

heimgegangenen Stifters des Marienklosters Ottmarsheim,<br />

den Grafen Rudolf aus dem späteren Hause Habsburg, von<br />

dem die Acta Murensia des Klosters Muri in der Schweiz<br />

berichten 2 ). Sein Tod muß schon vor dem Jahr 1059 erfolgt<br />

sein gemäß der Bestätigungsurkunde des Klosters, vom selben<br />

König ausgestellt am 30. Januar 1063 3 ). Im Jahre 1010 wird<br />

Rudolf als Zeuge genannt, hat aber noch zur Zeit seines Verwandten,<br />

des Papstes Leo IX. aus dem Grafenhaus von Egisheim<br />

(1049—1054) gelebt 4 ). Ueber seine Gattin Kunigunde hat<br />

Decker-Hauff 1952 Betrachtungen angestellt 5 ). Als Rudolfs<br />

Brüder kennt die Habsburger Genealogie einen R a d b o t von<br />

Altenburg, der 1023 Graf im Klettgau war und vor 1045 starb.<br />

Dessen Frau war Ida von Lothringen, die 1026/34 erwähnt<br />

wird 6 ). Decker-Hauff wollte trotz ausdrücklicher Ueberlieferung<br />

den Rudolf als Sohn Radbots erklären 7 ). Ein anderer<br />

Bruder Rudolfs war Landolt (Lanzelin), Vogt der Reichenau<br />

992. Dessen gleichnamiger Sohn, der um 1024 starb, hatte<br />

ebenfalls dieses Amt inne. (Als dessen Söhne gelten Adalbert<br />

von Entringen, Landolt von Winzeln 1050 und Ulrich, der<br />

Vogt von Reichenau.) Ein im Jahre 1028 durch Tod abberufener<br />

Bischof Werner von Straßburg wird teils als Bruder,<br />

teils Schwager Radbots und Rudolfs genannt. Werner gilt als<br />

Erbauer der Habsburg, nach der später die Familie ihren Namen<br />

bekam. Als Eltern Rudolfs, Radbots und Lanzelins kennt<br />

man den 991 sterbenden Grafen Landolt von Altenburg, der<br />

angeblich zwei Frauen hatte: Berta von Büren (Stauferin)<br />

und Luitgard von Nellenburg, Eberhards Tochter. Landolts Vater<br />

war Guntrum der Reiche aus dem Haus der Etichonen im<br />

Elsaß. Zwar von Kaiser Otto 952 gemaßregelt, hat letzterer<br />

offenbar später wieder Gnade erlangt. Als Stammvater gilt<br />

Eticho (Atto), der Vater der hl. Odilia von Hohenburg* 1 ). Nach<br />

neueren Forschungen hatte obiger Radbot drei Söhne: Otto I.<br />

(ca. 1000—1050), Albrecht I. (ca. 1010—1050), und Wernher (ca.<br />

1012—1980). Letzterer setzte den Stamm fort mit Werner II.,<br />

1050—1096, wo er am 11. November starb. Seine Gattin hieß<br />

Reginlinde, seine Schwester Richenza, die den Ulrich II. von<br />

Lenzburg ehelichte. Wernhers Nachkommen in der geraden<br />

Linie, die sich dann „von Habsburg" nannten, waren: Otto II.,<br />

* 1111; Wernher * 1167, Adalbert * 1199, Rudolf *1236, Albert<br />

II. * 1240, Rudolf von Habsburg, deutscher<br />

König 1273—1291, mit Frau Anna von Hohenberg-Haigerloch.<br />

Sowohl die Acta Murensia, als auch P. Kläui 8 ) und das<br />

Werk „Rittertum" 9 ) kennen k e i n en Sohn des Stifters von<br />

Ottmarsheim, überhaupt keinen anderen Rudolf um jene Zeit<br />

in dieser Familie. Decker-Hauff allerdings möchte, einer Vermutung<br />

Hektor Ammanns folgend 10 ), in dem Grafen Rudolf<br />

von 1064, der sicher dem Scherragau vorstand, einen Sohn des<br />

Klosterstifters annehmen, der aber erst 1049 oder später geboren<br />

sein könnte, was problematisch klingt. Rudolf scheint<br />

also einer anderen Familie angehört zu haben. Grafen des<br />

Scherra-Gebiets waren nachweisbar: um 830 Karaman (nach<br />

Hodler 797—834), Otto 831, 838 Gerold, ca. 845 Albuin, 854—861<br />

Luithold, 864 Cozpert, 874—885 Adalbert (sonst 852—903 erwähnt),<br />

889—901 dessen Sohn Burkart (der Herzog werden<br />

wollte, aber 911 ermordet wurde), 1064 der eingangs genannte<br />

Rudolf. (Hodler möchte den um 1095 vorkommenden Grafen<br />

Adalbert von Haigerloch als Scherra-Grafen ansehen, weil in<br />

Haigerloch damals eine Schenkung von Gütern zu Wilflingen<br />

bei Rottweil ans Kloster St. Georgen stattfand, und Wilflingen<br />

wohl zum Scherra-gau gehörte). Endlich im Jahre 1113<br />

erscheint als Scherra-Graf ein Friedrich, den man als Zollern<br />

ansehen darf. Von Adalbert und Burkart wissen wir, daß sie<br />

dem schwäbischen Herzogshaus der Burkardinger angehörten.<br />

So läßt L. Schmid in seiner Untersuchung über die Vorfahren<br />

der Zollern auf den 911 umgebrachten Burkart seinen Sohn<br />

Burkart II. folgen, der 918—926 Herzog in Alemannien war,<br />

und dann den Enkel Burkart III. bis 973, als dessen Gattin<br />

man Hadwig vom Hohentwiel kennt.<br />

Zu beachten bleibt, daß der Stifter Ottmarsheims nirgends<br />

Graf im Scherragau heißt. Er hatte darin wohl nur<br />

Grundbesitz in den oben genannten Ortschaften wie auch anderwärts.<br />

Da aber nach L. Schmid unter König Konrad II. im<br />

Jahre 1027 die Grafschaften für erblich erklärt wurden 11 ),<br />

liegt es nahe, in dem Grafen Rudolf von 1064 einen direkten<br />

Vorfahr des Zollergrafen Friedrich von 1113 zu sehen, somit<br />

Verwandten der beiden Burkart und Werner (Wezel) de Zolorin,<br />

die 1061 ums Leben kamen. Diese werden wohl nicht<br />

Vater und Sohn gewesen sein, da dieses Verhältnis vom<br />

Chronisten Berthold, dem Fortsetzer von Hermanns des Lahmen<br />

Weltchronik, sicher dazugesetzt worden wäre. Schmid<br />

und Witte haben die beiden als Söhne des Grafen Burkart IV.,<br />

der 1040 in der Schlacht fiel, darzutun versucht, also eines<br />

Burkardingers, eines angeblichen Bruders der Nellenburger<br />

Grafen Mangold und Eberhard. Dieser Burkart IV. habe eine<br />

ungenannte Tochter des Grafen Werner von Ortenberg im<br />

Elsaß und einer Himeltrud 11 ^) zur Frau gehabt. Wichtig ist die<br />

Annahme, daß Balingen wohl mit der ganzen späteren<br />

Herrschaft Schalksburg durch Judith, Tochter des Markgrafen<br />

Eberhard von Friaul als 843 erhaltenes Erbgut ihrem vermuteten<br />

obigen Gemahl Adalbert II. vom Scherragau, dem<br />

Burkardinger (874—885), zugebracht und sich dann geradewegs<br />

an die Zollern vererbt habe, wobei auch Fürstenberg<br />

als Verwandter noch 1255 gewisse Rechte an der Pfarrei Balingen<br />

hatte 12 ). Diese Ansicht L. Schmids darf hier geäußert<br />

werden, da nach der neuen Kreisbeschreibung Balingen der<br />

Anfall Balingens an die Zollern nicht geklärt sei 13 ). Judiths<br />

Bruder Adalhard schenkte 854 Güter zu Burk-Straßberg und<br />

Umgegend ans Kloster St. Gallen 14 ).<br />

Wie bemerkt, hat König Konrad im Jahre 1027 die Grafschaften<br />

für erblich erklärt und den Inhabern erlaubt, innerhalb<br />

derselben Hochburgen zu errichten 15 ). Somit dürfte, da<br />

dies wohl nur eine Bestätigung einer schon bisher bestandenen<br />

Gewohnheit bedeutete, bald nach den Burkardingern<br />

Adalbert und Burkart der Uebergang des Scherragebiets<br />

erb weise erfolgt sein. Uebrigens möchte Schmid in der Stifterin<br />

Kunigunde eine Schwester von Burkart und Wezel de<br />

Zolorin (t 1061) vermuten 16 ), welche ihrem Gatten Rudolf die<br />

Eigengüter zu Ebingen, Burgfelden, Tailfingen und Onstmettingen<br />

zugebracht hätte. Decker-Hauff freilich ist anderer<br />

Ansicht und weist bezüglich der beiden nicht zum Scherragebiet<br />

gehörigen Orte Dotternhausen und Dürrwangen andere<br />

Wege, ohne freilich auch über Vermutungen hinauszukommen.<br />

Als Vater der beiden Zollern von 1061 sieht Schmid,<br />

wie gesagt, den am 22. August 1040 im Heer des Königs Heinrich<br />

III. im böhmischen Feldzug gefallenen schwäbischen<br />

Grafen Burkart an 18 ). Im Grafen Rudolf von 1064 will er<br />

irrig einen Sohn der Stifterin von Ottmarsheim, und einen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!