Schul- und Orts-Chronik Alt-Wette in Oberschlesien ab etwa 1833 ...
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Obwohl gebeugt von der FÅlle der Jahre, war des Entschlafenen Interesse fÅr die <strong>Schul</strong>e e<strong>in</strong> stets<br />
lebendiges, se<strong>in</strong>e FÅrsorge e<strong>in</strong>e thatkrÇftige. Derselbe hat 42 Jahre lang als Seelsorger <strong>in</strong> der<br />
hiesigen Kirchgeme<strong>in</strong>de segensreich gewirkt.<br />
Der Lehrer Niedenzu wirkte an hiesiger <strong>Schul</strong>e bis zum 1. October 1893, worauf er nach Brieg<br />
berufen wurde. An se<strong>in</strong>e Stelle trat der bisherige Hilfslehrer August S<strong>ab</strong>el zu Dobersdorf, Kreis Neustadt<br />
o/s. Derselbe ist geboren am 21. April 1873 zu L<strong>in</strong>denau, Kreis Grottkau, besuchte das Lehrersem<strong>in</strong>ar<br />
zu H<strong>ab</strong>elschwerdt <strong>und</strong> bestand daselbst die AbiturientenprÅfung am 5 ten Mai 1892. Se<strong>in</strong>e<br />
Berufung an die hiesige <strong>Schul</strong>e erfolgte am 1. November 1893.<br />
Bei prachtvollem <strong>Wette</strong>r hielt am 27. September 1893 Vormittags 9 Uhr der neue Seelsorger Herr<br />
Oberkaplan Stull aus NeiÉe hier se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zug. Am E<strong>in</strong>gang des mit Ehrenpforten, Fahnen <strong>und</strong> KrÇnzen<br />
festlich geschmÅckten Dorfes hatten der Geme<strong>in</strong>devorstand, die <strong>Schul</strong>e <strong>und</strong> der Kriegervere<strong>in</strong> Aufstellung<br />
genommen. ZunÇchst richtete der Geme<strong>in</strong>devorsteher Karker an den Herrn Pfarrer e<strong>in</strong>ige herzliche Worte.<br />
E<strong>in</strong> weiÉgekleidetes MÇdchen Åberreichte sodann unter Vortrag e<strong>in</strong>es BegrÅÉungsgedichtes e<strong>in</strong> Bouquet.<br />
Hierauf wurde der Herr Pfarrer begleitet von der Geistlichkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Schaar weiÉgekleideter MÇdchen<br />
unter dem GelÇut der Glocken <strong>und</strong> dem Gesang des Tedeum im Zuge zur festlich geschmÅckten Kirche<br />
geleitet.<br />
Nach Verrichtung der Åblichen Kirchengebete wurde(n) dem hochwÅrdigen Herrn die SchlÅssel der<br />
Kirche Åberreicht, worauf derselbe als nunmehriger Pfarrer die Kirche Ñffnete, die sich bald bis auf den<br />
letzten Platz mit GlÇubigen fÅll(t)e. Vom <strong>Alt</strong>are hielt hielt Herr Erzpriester Dittrich - Ziegenhals - e<strong>in</strong>e<br />
Ansprache <strong>und</strong> Åberg<strong>ab</strong> dann dem Herrn Pfarrer die Bestallungsurk<strong>und</strong>e. Letzterer hielt jetzt e<strong>in</strong>e herzliche<br />
Ansprache an se<strong>in</strong>e neue Geme<strong>in</strong>de, legte die Pflichten dar, die er als Pfarrer se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern schulde,<br />
betonte <strong>ab</strong>er auch die Pflichten der Pfarrk<strong>in</strong>der gegen ihren Pfarrer <strong>und</strong> bat um ihr Gebet, das ihm die<br />
schwere Aufg<strong>ab</strong>e erleichtern solle. Die Feier schloÉ mit dem hl. Segen <strong>und</strong> Tedeum, worauf man noch den<br />
neuen Seelsorger zum bekrÇnzten Pfarrhause begleitete. Nachmittag 2 Uhr wurde <strong>in</strong> Schobes Gasthause e<strong>in</strong><br />
D<strong>in</strong>er <strong>ab</strong>gehalten, bei dem Toaste auf Papst <strong>und</strong> Kaiser ausgebracht wurden.<br />
Pfarrer Stull ward am 3. April 1894 von der KÑniglichen Regierung zu Oppeln zum<br />
<strong>Orts</strong>schul<strong>in</strong>spektor ernannt.<br />
Der Lehrer Lorenz wurde am 1. Apil 1895 an die <strong>Schul</strong>e zu Kamitz versetzt <strong>und</strong> ihm folgte der<br />
dort angestellte Lehrer V<strong>in</strong>cenz Bieda. Dieser ist am 1. November 1861 zu Kunzendorf Kreis GroÉ-<br />
Wartenberg geboren. Se<strong>in</strong>e Vorbildung erhielt er von 1880 - 83 im Lehrersem<strong>in</strong>ar zu Peiskretscham <strong>und</strong><br />
bestand auch daselbst im Jahre 1886 die zweite LehrerprÅfung.<br />
Mittelst AllerhÑchsten Erlasses vom 30. Oktober 1895 hatten Se. MajestÇt der Kaiser <strong>und</strong> KÑnig zu<br />
genehmigen geruht, daÉ am 18. Januar 1896, dem 25jÇhrigen Gedenktage der Proklamierung des deutschen<br />
Reiches, <strong>in</strong> allen hÑheren, mittleren <strong>und</strong> niederen <strong>Schul</strong>en des Landes e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e <strong>Schul</strong>feier veranstaltet<br />
werde. Am genannten Tage versammelten sich <strong>in</strong>folgedessen nach voraufgegangenem Gottesdienste<br />
die Lehrer der <strong>Schul</strong>e, sowie die K<strong>in</strong>der der Mittel- <strong>und</strong> Oberklasse <strong>in</strong> der letzteren. Nach Verrichtung des<br />
<strong>Schul</strong>gebetes <strong>und</strong> Abs<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es entsprechenden Liedes hielt der dritte Lehrer, August S<strong>ab</strong>el, folgende<br />
Ansprache an die K<strong>in</strong>der:<br />
Liebe K<strong>in</strong>der! Seit dem 2. September 1870 feiern wir jedes Jahr die Wiederkehr dieses Tages,<br />
des Tages von Sedan. Vergangenes Jahr am 2. September da waren grade 25 Jahre seit jenem fÅr uns so<br />
ruhmvollen Tage verflossen, <strong>und</strong> deshalb wurde auch voriges Jahr dieser Tag ganz besonders festlich<br />
begangen. Als am 2. September 1870 Deutschland die K<strong>und</strong>e durcheilte: Napoleon ist gefangen! Da<br />
wollten viele es nicht glauben. Als man nun <strong>ab</strong>er volle GewiÉheit erlangt hatte, da durchbrauste heller<br />
Jubel Deutschlands Gaue. Es sollte dieser Jubel <strong>ab</strong>er nicht Schadenfre<strong>und</strong>e ausdrÅcken Åber Napoleons <strong>und</strong><br />
der Franzosen UnglÅck; denn das wÇre wenig schÑn gewesen; es galt diese Freude vielmehr dem<br />
BewuÉtse<strong>in</strong>: nun wird bald Friede werde(n). Und manches Soldatenherz drauÉen im Fe<strong>in</strong>desland es schlug<br />
lauter <strong>und</strong> freudiger bei dem Gedanken, nun bald heimkehren zu dÅrfen <strong>in</strong> die Heimat zu Vater <strong>und</strong> Mutter.<br />
Und mancher Vater, der <strong>in</strong> den Krieg ziehen muÉte, der hoffte, <strong>in</strong> kurzer Zeit se<strong>in</strong>e lieben K<strong>in</strong>der wieder an<br />
die Brust drÅcken zu dÅrfen. Aber es sollte anders kommen, ganz anders. Zwar war Napoleon gefangen<br />
genommen u. auf das SchloÉ WilhelmshÑhe gebracht worden; <strong>ab</strong>er die Franzosen fÅhrten auf eigene Faust<br />
den Krieg weiter, <strong>und</strong> diese zweite HÇlfte des Krieges war die lÇngere. Bis <strong>in</strong> das Jahr 1871 zog sich der<br />
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