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Schul- und Orts-Chronik Alt-Wette in Oberschlesien ab etwa 1833 ...

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e<strong>in</strong> schwerbewegtes Wiedersehen <strong>in</strong> Magdeburg. So lernte sie noch auf verschiedene Weise Freude u.<br />

Schmerz kennen. - In Koblenz weilte sie gern, nachdem ihr Gemahl Gouverneur von Rhe<strong>in</strong>land <strong>und</strong><br />

Westfalen geworden war. Hier bildete sie um sich e<strong>in</strong>en heiterngeselligen Kreis, <strong>in</strong> welchem Anregung zu<br />

allem Guten <strong>und</strong> SchÑnen gegeben wurde, hier Åbte sie herrliche Thaten der menschlichen Barmherzigkeit,<br />

an welchen ihr spÇteres Leben so reich war, ohne Unterschied der Religion <strong>und</strong> Gesellschaftskreise.<br />

De0shalb kam es, daÉ sie so allbeliebt war, trotzdem man sie mit Unrecht fÅr stolz gehalten hatte, weil ihr<br />

Thun <strong>und</strong> Schaffen nicht allgeme<strong>in</strong> bekannt ward. Am 2. Januar 1861 bestieg Augusta an der Seite ihres<br />

Gemahls als KÑnig<strong>in</strong> v. PreuÉen den Thron. Fast 60 Jahre blieb (sie) mit Wilhelm I. verb<strong>und</strong>en, feierte mit<br />

ihm die goldene Hochzeit. Die letzten Jahre waren die KÑrperkrÇfte nicht mehr so fest. Das <strong>Alt</strong>er brachte<br />

se<strong>in</strong>e Leiden <strong>und</strong> SchwÇchen. Kaiser<strong>in</strong> Augusta, die treue LebensgefÇhrt<strong>in</strong> des groÉen GrÅnders des<br />

deutschen Reiches ist im 79. Jahre ihres Lebens dem Anprall der Influenza erlegen. E<strong>in</strong> Wurm der<br />

Krankheit u. des Siechtums, des Kummers u. Leidens h<strong>ab</strong>en ihren edlen KÑrper u. ihr Herz zernagt. In<br />

doppelter Trauer, den Gatten u. den edlen Sohn verloren, verhÅllt, hat sie den Rest ihrer Tage <strong>in</strong> Entsagung<br />

u. MildtÇtigkeit verbracht. Wo es Gutes zu schaffen g<strong>ab</strong>, fehlte niemals ihre Hand, alles Edle schÇtzte <strong>und</strong><br />

fÑrderte sie. Wo <strong>ab</strong>er auch Elend die Herzen quÇlte, da war sie die Trostspender<strong>in</strong> u. Helfer<strong>in</strong>. Witwen <strong>und</strong><br />

Waisen trauern um sie. Wenn sie unerwartet UnterstÅtzungen an Arme sandte, so waren die BetrÇge nicht<br />

ger<strong>in</strong>g; sie sagte: "wenn man helfe, mÅsse man ke<strong>in</strong> Opfer scheuen." Sogar fe<strong>in</strong>dlichen Soldaten im Kriege<br />

v. 1870 hat sie die Befreiung aus der Gefangenschaft beim KÑnige erbeten, um dieselben ihrer zahlreichen<br />

Familie wiederzugeben. FranzÑsische Zeitungen konnten diese edle Handlungsweise nicht genug loben. -<br />

Sie betrachtete als KÑnig<strong>in</strong> ihre erh<strong>ab</strong>ene Stellung nur als Mittel, MaÉregel zur BekÇmpfung des UnglÅcks<br />

u. Elends zu treffen. So grÅndete sie schon 1864 den Vere<strong>in</strong> vom "Roten Kreuz" der den Verw<strong>und</strong>eten Hilfe<br />

br<strong>in</strong>gen sollte. Tausende Frauen u. Jungfrauen nahmen Teil daran. Wie dieser im Kriege, so ist der<br />

"VaterlÇndische Frauenvere<strong>in</strong>" im Frieden bereit, jederzeit Hilfe zu br<strong>in</strong>gen, ob Feuer- Wasser- oder<br />

Hungersnot u. ansteckende Krankheiten e<strong>in</strong>e Gegend treffen. Das "Kaiser<strong>in</strong> Augusta-Hospital", das sie fast<br />

tÇglich besuchte, sollte zur Ausbildung von Krankenpflegern <strong>und</strong> Pfleger<strong>in</strong>nen (dienen). FÅr die TÑchter im<br />

Kriege gebliebener Offiziere sorgte sie durch die "Kaiser<strong>in</strong> Augusta-Stiftung". Die VolkskÅchen sollten den<br />

Arbeitern billige u. ges<strong>und</strong>e Nahrung verschaffen; Rettungsanstalten. Nie ist e<strong>in</strong>e Fehlbitte fÅr die Not der<br />

E<strong>in</strong>zelnen wie fÅr die Anstalten an sie gerichtet worden. Bis zum letzten Augenblick ist sie ihrem Wahlspruch<br />

treu geblieben: Selig s<strong>in</strong>d die Barmherzigen etc." - Als Kaiser<strong>in</strong> <strong>und</strong> als Frau hat die Heimgegangene<br />

als e<strong>in</strong> leuchtendes Vorbild auf dem Throne <strong>in</strong> Treue u. Standhaftigkeit ihrer Pflicht gelebt.<br />

Nicht kÑrperliche Leiden, nicht kummervolle Tage, nicht sorgenvolle schwere Zeiten, nicht das Greisenalter<br />

h<strong>ab</strong>en sie h<strong>in</strong>dern kÑnnen, zu helfen <strong>und</strong> Hilfe anzuregen, wo W<strong>und</strong>en zu heilen, Kranke zu pflegen, wo<br />

Not zu l<strong>in</strong>dern u. Werke der christlichen NÇchstenliebe zu fÑrdern waren. Hat sie doch <strong>in</strong> Lazarethen selbst<br />

Vorschriften erteilt <strong>und</strong> alles mit Genauigkeit ausgefÅhrt u. ausfÅhren lassen. Die kostbaren u. zahllosen<br />

Blumenspenden geben Zeugnis ihrer Beliebheit. Lesseps schrieb: Sie ist e<strong>in</strong>e wahre Kaiser<strong>in</strong> <strong>und</strong> d<strong>ab</strong>ei e<strong>in</strong>e<br />

Frau von seltenem Seelenadel u. von hÑchster Geistesbildung etc. Sogar Åber Kunst u. Politik hat sie<br />

scharfe Urteile geliefert. Im Mausoleum liegt Sie begr<strong>ab</strong>en. Die Worte, welche Sie Åber der Sterbekapelle<br />

hat anbr<strong>in</strong>gen lassen: Seid frÑhlich <strong>in</strong> Hoffnung, geduldig <strong>in</strong> TrÅbsal, haltet an am Gebete" g<strong>ab</strong>en Zeugnis<br />

ihrer FrÑmmigkeit. Auch ihr kann man sie nachrufen. In schweren Zeiten hat sie fÅr Deutschlands Schutz<br />

gefleht. Ihr Andenken bleibt fÅr alle Zeiten aufbewahrt, als Muster fÅr die Nachwelt. Ihr Name wird nie<br />

vergessen werden. Sie ruhe <strong>in</strong> Frieden!<br />

Hierauf wurde wiederum e<strong>in</strong> Choral gesungen u. die Feierlichkeit beschlossen.<br />

GemÇÉ VerfÅgung der KÑniglichen Regierung zu Oppeln wurde am 25 ten October 1890 der neunzigste<br />

Geburtstag des General-Feldmarschall Grafen v. Moltke mit den SchÅlern feierlich begangen. Die<br />

Feier wurde mit e<strong>in</strong>em Choral erÑffnet. In der darauffolgenden Ansprache an die versammelten <strong>Schul</strong>k<strong>in</strong>der<br />

wurde von Seiten der Lehrer auf die unvergÇnglichen Verdienste dieses groÉen Feldherrn, um unser eigenes<br />

wie weiters Vaterland, auf die mit se<strong>in</strong>em Namen verknÅpfenden Ereignisse unserer vaterlÇndischen<br />

Geschichte h<strong>in</strong>gewiesen; <strong>und</strong> daÉ er durch se<strong>in</strong> ganzes thatenreiches, ebenso sehr durch hÑchste Treue <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em dem Vaterland <strong>und</strong> dessen Herrscherhause <strong>in</strong> Krieg <strong>und</strong> Frieden geleisteten Diensten, wie durch<br />

E<strong>in</strong>fachheit <strong>und</strong> Anspruchslosigkeit ausgezeichnetes Leben dem deutschen Volke das glÇnzendste Beispiel<br />

zur Nachahmung gegeben h<strong>ab</strong>e. Nachdem die SchÅler mehrere Gedichte vorgetragen hatten, wurde die<br />

Feier mit e<strong>in</strong>em patriotischen Gesange geschlossen.<br />

Am 1 ten Januar 1890 trat der Hauptlehrer Gloger <strong>in</strong> GroÉ-Kunzendorf <strong>in</strong> Ruhestand. - Der Lehrer<br />

Thienel, welcher sich unter den Bewerbern jener Stelle befand, wurde vom 15. Februar <strong>ab</strong>, von der<br />

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