"Flucht und Vertreibung" ausstellen - aber wie? - Bibliothek der ...
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verschiedener nationaler Opfergruppen abrufbar waren, <strong>der</strong>en Leidens-<br />
Schil<strong>der</strong>ungen die zentrale Botschaft <strong>der</strong> Exposition untermauerten, dass<br />
Vertreibungen einen Menschenrechtsbruch darstellen. Durch die schwarzweiße,<br />
Sachlichkeit ausstrahlende Farbgebung <strong>und</strong> die vereinheitlichende,<br />
fast schon monotone Gestaltung schienen die Grenzen des Leidens in dieser<br />
Ausstellung zu verwischen <strong>und</strong> sich in einem gesamteuropäischen Erfahrungspool<br />
zu sammeln. Ein Problem an <strong>der</strong> Ausstellung „Erzwungene Wege“<br />
war also, dass – statt Unterschiede sichtbar <strong>und</strong> deutlich herauszuarbeiten<br />
– durch die gleichmachende Darstellung eine Identität <strong>der</strong> historischen<br />
Ursachen <strong>der</strong> doch sehr verschiedenen Zwangsmigrationen suggeriert wurde.<br />
Diese vermeintliche Gleichheit wurde auch dadurch gestützt, dass <strong>der</strong><br />
deutsche, geschichtspolitisch belastete Begriff „<strong>Flucht</strong> <strong>und</strong> Vertreibung“<br />
unterschiedslos auf die an<strong>der</strong>en europäischen Fälle von Zwangsmigration<br />
übertragen wurde.<br />
Auch vor diesem Hintergr<strong>und</strong> kritisierten die Autoren <strong>der</strong> „Konzeptionellen<br />
Überlegungen“ die Idee, den konzeptionellen Ansatz von „Erzwungene<br />
Wege“ auf die SFVV-Dauerausstellung zu übertragen. Die Perspektive<br />
eines solch breiten „Jahrh<strong>und</strong>ert-Panoramas“ europäischer Vertreibungsphänomene<br />
erscheint ihnen vor allem deshalb verfehlt, weil sie nicht zu<br />
einer vertieften Beschäftigung mit Vertreibungen, also <strong>der</strong> differenzierten<br />
Ursachenanalyse von Zwangsmigrationen hinführt. Aus ihrer Sicht barg<br />
das Ausstellungskonzept von „Erzwungene Wege“ das Problem, dass es<br />
sehr verschiedene Vertreibungen mit sehr unterschiedlichen Gewalterfahrungen<br />
<strong>und</strong> politischen Hintergründen auf einen einzigen Nenner brachte,<br />
nämlich die anonyme Macht des zu ethnischer Homogenität drängenden<br />
Nationalismus. Konkrete Täter <strong>und</strong> ihre politischen Interessen, die keineswegs<br />
immer nur ethnisch-national motiviert gewesen sind, also die konkreten<br />
historischen Hintergründe <strong>der</strong> jeweiligen Zwangsmigration, blieben in<br />
dieser Perspektive unterbelichtet. 54<br />
Zahlreiche Kritikpunkte hatte zuvor auch <strong>der</strong> Osteuropahistoriker Joachim<br />
von Puttkamer in einer ausführlichen Ausstellungsrezension vorgebracht.<br />
54 Vgl. die „Konzeptionellen Überlegungen“, S. 5 f.