"Flucht und Vertreibung" ausstellen - aber wie? - Bibliothek der ...
"Flucht und Vertreibung" ausstellen - aber wie? - Bibliothek der ...
"Flucht und Vertreibung" ausstellen - aber wie? - Bibliothek der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
= dbpmoû`ephobfp=dbp`ef`eqb=ö=ebcq=VP= = SV=<br />
Die „Konzeptionellen Überlegungen“ sehen die Einbindung von Zeitzeugenberichten<br />
<strong>und</strong> biografischen Linien vor. Einerseits soll dadurch den Opfern<br />
<strong>und</strong> Leidtragenden von „<strong>Flucht</strong> <strong>und</strong> Vertreibung“ Stimme <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />
gegeben werden, damit ihrer gedacht werden kann: Dass individuelles<br />
Leid artikuliert <strong>und</strong> gleichzeitig gesellschaftlich anerkannt wird,<br />
soll „Versöhnung“ im Sinne einer Verständigung von Betroffenen <strong>und</strong><br />
Nicht-Betroffenen ermöglichen. Noch wichtiger ist den Autoren <strong>der</strong> „Konzeptionellen<br />
Überlegungen“ jedoch an<strong>der</strong>erseits, die Kontexte <strong>und</strong> Ursachen<br />
von Zwangsmigrationen darzulegen – also die Frage zu klären, warum<br />
<strong>und</strong> <strong>wie</strong> Menschen zu Leidtragenden beziehungsweise zu Opfern wurden.<br />
Im Zuge eines historischen Aufklärungsprozesses soll deshalb beleuchtet<br />
werden, welche Politik zu Vertreibungen führte <strong>und</strong> welche Motive <strong>und</strong><br />
Interessen Menschen dazu veranlassten <strong>und</strong> bewogen, an<strong>der</strong>e Menschen<br />
zu vertreiben, sich an <strong>der</strong> Durchführung zu beteiligen o<strong>der</strong> eben nicht zu<br />
beteiligen. Neben den Perspektiven <strong>der</strong> Leidtragenden sollen in den topografischen<br />
Modulen also gerade auch die Täter <strong>und</strong> Mitwisser Berücksichtigung<br />
finden. Dem liegt die Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass das Nachdenken<br />
<strong>und</strong> Diskustieren über <strong>der</strong>en Handlungsspielräume ein wertvolles Potential<br />
für historisches Lernen bietet. Laut <strong>der</strong> „Konzeptionellen Überlegungen“<br />
soll die SFVV-Dauerausstellung also kein Ort des (mit-)leidenden Gedenkens,<br />
son<strong>der</strong>n ein Ort des Fragens, Erklärens <strong>und</strong> Verstehens sein.<br />
Schließlich ist an den „Konzeptionellen Überlegungen“ positiv hervorzuheben,<br />
dass die im Gesetz zur Errichtung <strong>der</strong> SFVV gefor<strong>der</strong>te „Zusammenarbeit<br />
mit deutschen <strong>und</strong> internationalen Museen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen“<br />
in <strong>der</strong> topografischen Modularisierung bereits angelegt ist. Zur Vorbereitung<br />
<strong>und</strong> Erstellung <strong>der</strong> Dauer- <strong>und</strong> Wechselausstellungsmodule könnten<br />
entsprechende Partner aus Deutschland <strong>und</strong> dem östlichen Europa zur<br />
Mitarbeit eingeladen werden. Unter Umständen gab <strong>und</strong> gibt es bereits topografisch<br />
ausgerichtete Zwangsmigrationsausstellungen, die von osteuropäischen<br />
Museums- <strong>und</strong> Wissenschaftsinstitutionen o<strong>der</strong> Akteuren <strong>der</strong> Zivilgesellschaft<br />
durchgeführt worden sind. 105<br />
105 Ein Beispiel dafür ist folgendes Ausstellungs- <strong>und</strong> Dokumentationsprojekt: Vladimir Kaiser<br />
(Hrsg.), Intolerance. Češi, Němci a Židé na Ústecku 1938–1948, Usti nad Labem 1998.