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De Divina Proportione - Kunstlexikon Saar

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Besonders ausführlich befaßt sich Lindemann mit einem Dodekaeder aus<br />

Speckstein, das 1885 in einer prähistorischen Siedlung am Monte Loffa<br />

(Oberitalien) ausgegraben wurde und dem er schon aufgrund der Fundsituation ein<br />

bemerkenswert hohes Alter zuspricht. Zunächst wurde das Dodekaeder als eine<br />

Art von Spielwürfel angesehen. Nach sorgfältigeren Untersuchungen der außen<br />

eingravierten Kerben unterschiedlicher Form und der sehr präzise kreisförmig<br />

angelegten kleinen Höhlungen13 tendiert man heute dahin, in diesem Dodekaeder<br />

ein Objekt mit kultischer Bedeutung, eventuell für Orakelzwecke, zu sehen. Durch<br />

Vergleich der Kerben und Bohrungen mit phönikischen und altitalischen<br />

Zahlzeichen und –notationen datierte Lindemann das Dodekaeder in die Anfänge<br />

der Eisenzeit, also in die Zeit von 1000 oder 900 v. Chr.<br />

Ein aus glasierter Keramik hergestelltes Ikosaeder im Turiner Museum,<br />

offensichtlich nicht ganz so alt, kennt Lindemann lediglich aus einem schriftlichen<br />

Bericht. 14 Es soll auf den Seitenflächen mit unterschiedlichen griechischen<br />

Buchstaben bedeckt gewesen sein, die jedoch nicht im <strong>De</strong>tail benannt wurden.<br />

Bedauerlicherweise untersuchte Lindemann das Ikosaeder nicht näher. <strong>De</strong>r<br />

derzeitige Verbleib ist unbekannt.<br />

Ein besonders eindrucksvolles Dodekaeder wurde im Jahre 1982 in Genf entdeckt.<br />

Es besteht aus massivem Blei und ist mit Silberblech überzogen. Jede der zwölf<br />

Seitenflächen trägt den Namen eines Tierkreiszeichens, wodurch der astronomische<br />

Bezug deutlich sichtbar wird.<br />

Das Dodekaeder von Genf Abwicklung des Dodekaeders<br />

Alle diese regulären Polyeder waren lange vor den Pythagoreern bekannt. Ihre<br />

Kenntnis mag sich (teilweise über etruskische Überlieferungen) sowohl in die<br />

nördlichen Kulturkreise, in denen vor allem das Dodekaeder lange noch in<br />

Gebrauch war, als auch in südliche Richtung auf „Magna Graecia“ hin verbreitet<br />

haben.<br />

13 Vier Seitenflächen mit je einer Mulde, je eine Seitenfläche mit zwei, drei und vier Mulden.<br />

14 Lindemann, Zur Geschichte der Polyeder, § 5. S. 641 f.<br />

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