De Divina Proportione - Kunstlexikon Saar
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Jacopo de Barbari (1440/50-1516) malte ein Doppelporträt von Fra Luca Pacioli<br />
und seinem Schüler Guidobaldo da Montefeltro, dem jungen Herzog von Urbino. 56<br />
Pacioli erläutert gerade ein geometrisches Problem anhand einer Euklidischen<br />
Konstruktion und eines vor seinen Augen hängenden kristallenen Archimedischen<br />
Körpers, 57 rechts auf dem Tisch liegt ein Pentagondodekader.<br />
<strong>De</strong>m abgebildeten Archimedischen Körper hatte schon Piero della Francesca in<br />
seinem Buch <strong>De</strong> corporibus regularibus einen eigenen Abschnitt gewidmet, und<br />
entsprechend gibt ihn Pacioli im dritten Teil seines Libellus auf Tafel XXXVI<br />
wieder. Er galt wegen seiner komplizierten Winkelverhältnisse als eines der am<br />
schwierigsten zu konstruierenden Gebilde, und darin ist wohl der Grund zu sehen,<br />
weshalb sich Pacioli gerade mit diesem Körper abbilden ließ.<br />
56 Das Bild befindet sich im Capodimonte-Museum in Neapel.<br />
57 Es handelt sich um einen sogenannten „Rhombenkuboktaeder“ mit 18 Quadraten und 8<br />
Dreiecken, dessen geometrische Konstruktion durch das „Abschleifen“ aller Kanten eines<br />
Würfels im Verhältnis 1 : √2 : 1 als besondere Herausforderung für die Mathematiker galt.<br />
Die Anfertigung eines solchen Körpers in Glas oder anderem transparenten Material war<br />
damals kaum möglich; wir haben ihn eher als imaginären Körper, sozusagen als das Abbild der<br />
Paciolischen Erörterungen, zu betrachten.<br />
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