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„Bewohnern“, nie aber von Insassen.<br />
Interessant war auch die Durchsicht<br />
von fünfzig Leitbildern von Alten-<br />
und Pflegeheimen in Österreich, in<br />
welchen sich ebenfalls kein einziges<br />
Mal der Begriff des „Insassen“ fand. Es<br />
geht hierbei nicht um Wortklauberei,<br />
sondern es drückt erfreulicherweise<br />
vielmehr den Wertewandel im Sprechen<br />
über den Heimbewohner oder<br />
auch den Patienten im Spital aus. Er<br />
ist getragen von der Respektierung<br />
und der Wahrung der Mündigkeit und<br />
der Selbstbestimmung der Personen,<br />
die gerade durch ein Pflegeerfordernis<br />
ohnehin schon in einer weitaus<br />
größeren Abhängigkeit leben als ein<br />
gesunder Mensch. Deshalb haben diese<br />
aber die gleich hohe Würde und die<br />
gleichen persönlichen Rechte, die von<br />
der Privatsphäre im Zimmer über die<br />
Essensauswahl bis zur Zustimmung<br />
oder auch Ablehnung von konkreten<br />
medizinischen und pflegerischen<br />
Maßnahmen reichen. Vor allem hat<br />
Ausflug an den Grundlsee<br />
das Gesetz aber ganz gezielt die Arten<br />
von freiheitseinschränkenden bzw.<br />
beschränkenden Maßnahmen (z. B.<br />
die Heraufgabe eines Seitengitters im<br />
Pflegebett) im Blick, die entweder nur<br />
mit der bewussten Zustimmung des<br />
Bewohners oder, wenn er nicht mehr<br />
einsichts- und urteilsfähig ist, nur auf<br />
ärztliche Anordnung gesetzt werden<br />
dürfen. Trotz möglicher Gebrechlichkeit<br />
wird also auch größter Wert auf<br />
die physische Bewegungsfreiheit gelegt<br />
und man beabsichtigt damit genau<br />
das Gegenteil vom „Einsitzen“.<br />
Zum Schluss stellt sich die Frage: Ist<br />
die Hervorhebung von Selbstbestimmung<br />
und Mündigkeit des Menschen<br />
– gerade des pflegebedürftigen – nur<br />
ein Phänomen der derzeitigen gesellschaftlichen<br />
Meinung oder ist ein geradezu<br />
hoheitliches Menschenbild<br />
nicht schon biblisch alt?<br />
Psalm 8,5-6: „Was ist der Mensch,<br />
dass du seiner gedenkst! Des Menschen<br />
Sohn, dass du Sorge um ihn<br />
PAX | 15<br />
trägst! Du hast ihn fast zu einem Gotteswesen<br />
gemacht, hast ihn gekrönt<br />
mit Glorie und Glanz.“<br />
Basiert das Menschenbild nicht auf<br />
einer nachhaltigen Wertevorstellung,<br />
wird die aktuelle Betonung der Mündigkeit<br />
von Heimbewohner und Patient<br />
sicherlich nur vorübergehender<br />
Trend bleiben. Sieht man den Menschen<br />
aber als Gottes Geschöpf und<br />
nach seinem Ebenbild geschaffen,<br />
dann bleibt es sicher kein Strohfeuer<br />
des aktuellen gesellschaftlichen Mainstreams.<br />
Ich sehe daher mit den Mitarbeitern<br />
unseres Pflegeheimes diese in<br />
der gesellschaftlichen Diskussion und<br />
Rechtsprechung formulierten Werte<br />
als Ausdruck eines Verständnisses<br />
echter Menschenwürdigkeit, die aber<br />
nur dann nachhaltig im Pflegealltag<br />
gelebt und erlebbar wird, wenn sie<br />
über die allein menschliche Dimension<br />
hinausweist.