Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV
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Wie überall auf dem Lande, wo die Menschen noch mehr oder weniger mit der<br />
Natur verknüpft und vielfach in ihren Lebensbedingungen von deren Einflüssen<br />
abhängig sind, so hat sich auch im stillen, entlegenen Böhmerwalde noch allerlei<br />
Aberglaube und Brauchtum erhalten, die das Leben der Bewohner und ihre Feste,<br />
ihr Lieben, Leiden und Hassen, mit einer gewissen Poesie umkleiden. Gleich<br />
der erste Tag des Jahres tritt in diesem Gewande ins Leben. Während die Alten<br />
sich zum Neujahrstage etwas mehr gleichgültig verhalten, huschen dafür die Kleinen<br />
im dämmerigen Neujahrsmorgen von Haus zu Haus, überall ihren Wunsch<br />
aussprechend:<br />
Neujahr im Böhmerwalde<br />
Dieser Spruch, der an die heidnisch-germanische Anschauung von den<br />
Rauhnächten erinnert, wird heute weniger mehr gepflegt, da die damit verbundene<br />
Verpflichtung einer Entlohung an die Wünschenden immer mehr schwand<br />
und damit auch die Neigung zur Sache. Seltener ist auch schon der Brauch, sich<br />
mit Milch, welche neben Sterz auf den Abendtisch kam, wechselseitig zu überschütten.<br />
Ziemlich allgemein hat sich aber auch die Sitte erhalten, alle Gegenstände<br />
des Hauses mit drei Kreuzen und die Türen mit K.M.B., den Anfangsbuchstaben<br />
der hl. drei Könige, zu bezeichnen. Der Hausherr geht außerdem mit<br />
einer Glutpfanne, in die er geweihtes Salz und Weihrauch gelegt hat, stumm an<br />
allen zugänglichen Stellen des Hauses herum, überall räuchernd und mit Weihwasser<br />
besprengend, um die Macht der Hexen und bösen Geister, welche diese<br />
Nacht Gewalt auf Erden haben, von dem Hauswesen abzuwenden und zu bannen.<br />
(Aus: Waldheimat Jän.´32)<br />
Karl Spannbauer<br />
Ingo Hans, Bundesvorsitzender<br />
Betrachtet man das ganze Buch, so ist es nicht nur ein bunter Strauß, die Aufsätze<br />
und Geschichten fügen sich vielmehr zu einem Bild der Landschaft Böhmerwald<br />
mit ihren Menschen und werden zu einer Begegnung mit der verlorenen Heimat.<br />
Urbarmachung und Kultivierung waren Zweck und Ziel der gesamten<br />
achthundertjährigen sudetendeutschen Geschichte und Tradition im Böhmerwald.<br />
Die Leistungen seiner Menschen waren nachgewiesen geschichtsträchtig –<br />
positiv: in Wirtschafts-, Wissenschafts-, Religionskultur sowie auch in der Kunstund<br />
Literaturkultur.<br />
Nur fünf Jahre nach Krieg und Vertreibung waren die Deutschen aus Böhmen<br />
und Mähren mit der 1950 verkündeten Charta der Heimatvertriebenen die<br />
treibende Kraft, durch Europäisierung der Nationalstaaten eine Humanisierung<br />
zu erreichen. Sie haben das Nachkriegsdeutschland mit aufgebaut, sie haben<br />
sich integriert in die gesamtdeutsche Gesellschaft, jedoch in der wirren<br />
bundesdeutschen Identität eine eigene bewahrt.<br />
Seit dem ersten Mai 2004 nun gehört unser Herkunftsland nicht nur geografisch<br />
sondern auch politisch wieder zu Europa, belasten die alten Benesch-Dekrete<br />
als Sanktionierung von Vertreibungsunrecht und -verbrechen direkt die<br />
europäische Wertegemeinschaft. Dagegen permanent zu protestieren und zu<br />
argumentieren wird unsere Aufgabe für die Zukunft sein. Am Weiterbau Europas<br />
im Geiste der Charta der Heimatvertriebenen werden sich die Sudetendeutschen<br />
und mit ihnen die <strong>Böhmerwäldler</strong> klar beteiligen, mit besonderer Blickrichtung<br />
nach Tschechien und der ganz besonderen Forderung nach geschichtlicher<br />
Wahrheit bei Ächtung von Vertreibung in Vergangenheit und Gegenwart und<br />
globaler Einhaltung der Menschenrechte.<br />
Heunt ist die foast Rauhnacht.<br />
Wer hat´s aufbracht?<br />
A alter Monn.<br />
Er ist über d´ Stiegn aufikrochen,<br />
Hat si Händ´ und Füaß ab´brochen;<br />
Schneck ´raus! Schneck ´raus,<br />
Oder i schlag a Loch in dei Haus!<br />
Dafür werden die Kinder gewöhnlich mit kleinen Gaben beschenkt. Mit Tagesanbruch<br />
wird dann das Wünschen eingestellt, da mit dem Tageslichte die Wünsche<br />
ihre Kraft und Wirkung verlieren und nicht mehr angenommen werden. Das<br />
gleiche Hersagen eines Spruches erfolgt am Abende vor dem Dreikönigs<br />
tage, der „foasten (fetten) Rauhnacht“, nämlich:<br />
Oder kürzer:<br />
I wünsch, i wünsch, i woas nit wos,<br />
Greift der Herr in Sock und geb mit wos!<br />
I wünsch´eng neugs Joahr,<br />
´s Christlkindl mit krau´s Hoar,<br />
A langs Leb´n, a guats Leb´n,<br />
An Beutel voll Geld daneb´n,<br />
An viereckigen Tisch,Auf jedem Eck an brot´nen Fisch,<br />
In der Mitt´a Flaschen Wein,<br />
Daß Herr und Frau kann recht lustig sein!