29.01.2013 Aufrufe

Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV

Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV

Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

22<br />

23<br />

Wie überall auf dem Lande, wo die Menschen noch mehr oder weniger mit der<br />

Natur verknüpft und vielfach in ihren Lebensbedingungen von deren Einflüssen<br />

abhängig sind, so hat sich auch im stillen, entlegenen Böhmerwalde noch allerlei<br />

Aberglaube und Brauchtum erhalten, die das Leben der Bewohner und ihre Feste,<br />

ihr Lieben, Leiden und Hassen, mit einer gewissen Poesie umkleiden. Gleich<br />

der erste Tag des Jahres tritt in diesem Gewande ins Leben. Während die Alten<br />

sich zum Neujahrstage etwas mehr gleichgültig verhalten, huschen dafür die Kleinen<br />

im dämmerigen Neujahrsmorgen von Haus zu Haus, überall ihren Wunsch<br />

aussprechend:<br />

Neujahr im Böhmerwalde<br />

Dieser Spruch, der an die heidnisch-germanische Anschauung von den<br />

Rauhnächten erinnert, wird heute weniger mehr gepflegt, da die damit verbundene<br />

Verpflichtung einer Entlohung an die Wünschenden immer mehr schwand<br />

und damit auch die Neigung zur Sache. Seltener ist auch schon der Brauch, sich<br />

mit Milch, welche neben Sterz auf den Abendtisch kam, wechselseitig zu überschütten.<br />

Ziemlich allgemein hat sich aber auch die Sitte erhalten, alle Gegenstände<br />

des Hauses mit drei Kreuzen und die Türen mit K.M.B., den Anfangsbuchstaben<br />

der hl. drei Könige, zu bezeichnen. Der Hausherr geht außerdem mit<br />

einer Glutpfanne, in die er geweihtes Salz und Weihrauch gelegt hat, stumm an<br />

allen zugänglichen Stellen des Hauses herum, überall räuchernd und mit Weihwasser<br />

besprengend, um die Macht der Hexen und bösen Geister, welche diese<br />

Nacht Gewalt auf Erden haben, von dem Hauswesen abzuwenden und zu bannen.<br />

(Aus: Waldheimat Jän.´32)<br />

Karl Spannbauer<br />

Ingo Hans, Bundesvorsitzender<br />

Betrachtet man das ganze Buch, so ist es nicht nur ein bunter Strauß, die Aufsätze<br />

und Geschichten fügen sich vielmehr zu einem Bild der Landschaft Böhmerwald<br />

mit ihren Menschen und werden zu einer Begegnung mit der verlorenen Heimat.<br />

Urbarmachung und Kultivierung waren Zweck und Ziel der gesamten<br />

achthundertjährigen sudetendeutschen Geschichte und Tradition im Böhmerwald.<br />

Die Leistungen seiner Menschen waren nachgewiesen geschichtsträchtig –<br />

positiv: in Wirtschafts-, Wissenschafts-, Religionskultur sowie auch in der Kunstund<br />

Literaturkultur.<br />

Nur fünf Jahre nach Krieg und Vertreibung waren die Deutschen aus Böhmen<br />

und Mähren mit der 1950 verkündeten Charta der Heimatvertriebenen die<br />

treibende Kraft, durch Europäisierung der Nationalstaaten eine Humanisierung<br />

zu erreichen. Sie haben das Nachkriegsdeutschland mit aufgebaut, sie haben<br />

sich integriert in die gesamtdeutsche Gesellschaft, jedoch in der wirren<br />

bundesdeutschen Identität eine eigene bewahrt.<br />

Seit dem ersten Mai 2004 nun gehört unser Herkunftsland nicht nur geografisch<br />

sondern auch politisch wieder zu Europa, belasten die alten Benesch-Dekrete<br />

als Sanktionierung von Vertreibungsunrecht und -verbrechen direkt die<br />

europäische Wertegemeinschaft. Dagegen permanent zu protestieren und zu<br />

argumentieren wird unsere Aufgabe für die Zukunft sein. Am Weiterbau Europas<br />

im Geiste der Charta der Heimatvertriebenen werden sich die Sudetendeutschen<br />

und mit ihnen die <strong>Böhmerwäldler</strong> klar beteiligen, mit besonderer Blickrichtung<br />

nach Tschechien und der ganz besonderen Forderung nach geschichtlicher<br />

Wahrheit bei Ächtung von Vertreibung in Vergangenheit und Gegenwart und<br />

globaler Einhaltung der Menschenrechte.<br />

Heunt ist die foast Rauhnacht.<br />

Wer hat´s aufbracht?<br />

A alter Monn.<br />

Er ist über d´ Stiegn aufikrochen,<br />

Hat si Händ´ und Füaß ab´brochen;<br />

Schneck ´raus! Schneck ´raus,<br />

Oder i schlag a Loch in dei Haus!<br />

Dafür werden die Kinder gewöhnlich mit kleinen Gaben beschenkt. Mit Tagesanbruch<br />

wird dann das Wünschen eingestellt, da mit dem Tageslichte die Wünsche<br />

ihre Kraft und Wirkung verlieren und nicht mehr angenommen werden. Das<br />

gleiche Hersagen eines Spruches erfolgt am Abende vor dem Dreikönigs<br />

tage, der „foasten (fetten) Rauhnacht“, nämlich:<br />

Oder kürzer:<br />

I wünsch, i wünsch, i woas nit wos,<br />

Greift der Herr in Sock und geb mit wos!<br />

I wünsch´eng neugs Joahr,<br />

´s Christlkindl mit krau´s Hoar,<br />

A langs Leb´n, a guats Leb´n,<br />

An Beutel voll Geld daneb´n,<br />

An viereckigen Tisch,Auf jedem Eck an brot´nen Fisch,<br />

In der Mitt´a Flaschen Wein,<br />

Daß Herr und Frau kann recht lustig sein!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!