Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV
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bis 1547 auf Winterberg saß, erzählt er, dass er „öfters das Hoch-Stiftische Territorium<br />
violenter infestiert, seine Gränitzen weithers herein über das sogenannte<br />
Wagen-Wasser zu erweitern gesucht, das Gränitz-Brückel über bemeltes Wagen-<br />
Wasser von diesem obg. Malowetz ein- und andermal zerhackt, ja auch<br />
hereinwerths im Hochstiftlichen Terrain der so genannte Liechtenberg etlichmal<br />
Gewalthätig praetentiert, nicht weniger die noch weithers herein ab 1 ½ Stund<br />
liegende so nominierte Bayrische-Rinne violenter durch seine Jäger, und Leüthe<br />
zerhacket worden, nur um dadurch sein Vermeint-Gränitz und Jurisdiction hereinzuziehen“.<br />
Weiter erzählt er von der Erschießung eines „armen Hoch Stiftisch<br />
Unterthan Nahmens Michael Schneider, der in der Gegend am Schwartz-Wasser<br />
sein Bestand-Fischwässerl ² ) nützen und fischen wolte“ und erwähnt mehrere<br />
solche „Gewalts-Historietlen, so er mit arrestier- und Wegführung der doch im<br />
Hochstiftischen Terrain arbeitenden Unterthanen, als Tellermacher, Aschenbrenner,<br />
und mehr andere dergleichen Leütte exercierte, selbige, wie auch einen Hochstiftischen<br />
Unterthan mit 2 Ochsen aus dem Waagen gespannt, und vom Hochstiftischen<br />
Terrain nacher Winterberg gefänglich geführt, auch endlich aldort excessiv-<br />
Böhmisch gestraft“. Die Passauer griffen jedes Mal auch zu Gegenmaßregeln,<br />
„Repressalien, und zwar einsmals so gar armata Manu (bewaffnet) durch den<br />
damaligen Commandanten mit etlich 40 Mann zu Pferd, die Hochstiftische Jura<br />
defendiren, und Gewalt mit Gewalt begegnen“, und von einem solchen gewaltsamen<br />
Einfall, wenn es nicht überhaupt der Einfall ist, den Arnoldstein erwähnt,<br />
soll im folgenden die Rede sein.<br />
Im Jahre 1547 war Peter von Mallowetz wegen seiner Beteiligung am Aufstande,<br />
der in Böhmen zur Zeit der Schlacht bei Mühlberg gegen den Landesherrn<br />
Ferdinand, Erzherzog von Oesterreich und König von Böhmen und Ungarn ausbrach,<br />
seiner Güter verlustig erklärt worden; die Herrschaft Winterberg behielt<br />
der Landesherr einige Zeit und veräußerte sie im Jahre 1553 an Joachim von<br />
Neuhaus, von dem sie 1554 an die Herren von Rosenberg, die mächtigsten Grundherren<br />
im südlichen Böhmen, kam. In diese Jahre fällt der Einfall Ulrich Tenglers,<br />
des bischöflich, passauischen Hauptmannes von Wolfstein ³). In einem tschechischen<br />
Schreiben 4 ) vom 9. Juli 1548 berichtet der Verweser der Hauptmannschaft<br />
zu Winterberg, Kaspar Aichhorn von Reichenbach, dem Erzherzog Ferdinand,<br />
dem Sohn des Königs und Gemahl der Philippine Welser, der damals böhmische<br />
Statthalter war, dass sich eine große Anzahl von Deutschen, die unter dem bischöflich<br />
passauischen Beamten auf Wolfstein, Ulrich Tengler, stehen, an der<br />
Grenze sammelten, Feuer machten und schossen, Holz niederschlugen und niederbrannten,<br />
ihr Vieh weideten und so auf die königlichen Gründe, die früher<br />
dem Peter Mallowetz gehört hatten, mehr als zwei Meilen weit einfielen, auch<br />
etliche Bäche sich aneigneten, was sie nicht hatten tun dürfen, wie sich viele<br />
Leute erinnern. Diesen Bericht sandte der Erzherzog mit dem folgenden ausführlichen<br />
Schreiben 5 ) vom 16. Oktober, das in einem Entwurfe erhalten ist, an den<br />
König: „Allergnedigster liebster Herr und Vater. Welichermaßen E: Kh: M: Hauptmann<br />
auf Winterberg Kaspar Aichhorn E: M: (E.M. = Eure<br />
Majestät) Eure verordneter Chamer-Rath alhier über Ulrich Tengler des Bischofs<br />
zu Passau Haubtmann zu Wolfstain, umb das Er etlichen E: M: underthanen und<br />
Gewerbßleuten zwai und zwainzig Pferde sambt den waaren, und sechs personen<br />
darbei, aus Ursachen, das Er Aichhorn zween des Bischofs undthanen, die mit<br />
Fischen und anderen auf E: M: grundten gen Winterberg gehörig, Schaden gethan,<br />
ergreiffen und annemen lassen mit gewerter Handt, eingezogen und die sechs<br />
personen in Fenthnuß gelegt, schreiben und slagen thuet. Der wegen E: Kh: M:<br />
auß beigelegten des Aichors Behmischen schreiben, so Ich auch verdeutschen<br />
lassen, mers Inhalt gnedist vernemen. Dieweil dann Soliches nit ain geringe sach<br />
betreffen will, daraus auch, wo solicher muetwill gestattet oder zugelassen, E:<br />
Kh: M: und derselben undtahnen nit wenig schaden und nachtail, fürnemblich<br />
weil gedacht Tengler noch heutigs tags mit andhalbhundt gewappneter leut, wie<br />
Er Aichhorn schreibt, an der graniz liegt und E: M: und derselben undt ahnen<br />
schaden zuezufügen dron thuet, erwachsen wurde und der obgedacht Bischoff zu<br />
Passau, wie ich bericht (bin) jetzig zeit auf E: M: thuniglichen Hoff sein sall. So<br />
were demnach mein gehorsamstes zubedenkhen, E: M: hetten soliche Sach<br />
gemelten Bischoff von Passau mit ehisten fürhalten zue und daneben ernstlich<br />
bevelchen und auferlegen lassen, bei seinen Haubtmann Ulrichen Tengler darob<br />
zu sein und zu verfuegen, damit Er nit allein die armen leut, die Er also unschuldiger<br />
weiß derhalben fenglich eingelegt, wiederumben ledig laß, sondern Ihnen<br />
auch das Jenig, so Er Ihnen in solichen Uberfall von Rossen und anderen<br />
unbefueget sachen entfremddet, wiederum zuerstellen und sich hinfür solches<br />
Adolf Harant:<br />
Bamberg, an der<br />
oberen Regnitzbrücke