Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV
Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV
Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
54<br />
55<br />
Vor alters schon waren von den Grenzbewohnern Baierns und Böhmens durch<br />
die Urwaldwildnisse des baierisch-bömischen Waldgebirges, wo die Natur sein<br />
Urbeginn allein gewaltet hatte, durch dessen riesige Torfmoore und weite morastige<br />
Filze schmale Fußpfade gebahnt und mühsam erhalten worden, auf denen<br />
die erste Ausbeute von gegenseitigen Beziehungen der Menschen, der Tausch<br />
von Naturprodukten, zur Geltung gelangte. So gingen bereits frühzeitig durch<br />
die ausgedehnte Gebirgssenke zwischen dem 1370 Meter hohen Lusen und dem<br />
eine Höhe von 1330 Meter erreichenden Dreisesselgebirge drei Steige über die<br />
Bergrücken. Der älteste und auch bedeutendste führte von der Böhmerwald-<br />
Der „Goldene Steig“ als uralter Handelsweg im<br />
Böhmerwalde<br />
Paul Meßner<br />
grenzstadt Prachatitz, dem „salis emporium“ Böhmens, das heute noch das „kleine<br />
oder böhmische Nürnberg“ benannt ist, nach der einstigen Römersiedlung<br />
und ehrwürdigen Bischofsstadt Passau, dem Hauptstapelplatze des baierischen<br />
Salzhandels und berührte hiebei Wallern und Böhmisch-Röhren in Böhmen sowie<br />
Bischofsreut und Waldkirchen in Baiern, worauf er in Ilzstadt-Passau endete.<br />
Der zweite, aber jüngere Steig war der „Winterberger Saumbergsteig“, der auch<br />
als „Salzweg“ Passau mit Winterberg verband, das ebenfalls einen Haupthandelsplatz<br />
für das deutsche Hinterland bildete, während der dritte als „Steig<br />
über das Gefild“ von Passau nach der ehemaligen „königlich freien Goldbergstadt“<br />
Bergreichenstein führte, die einst der Mittelpunkt eines reichen Gold- und<br />
Silberbergbaues war, zu dessen Schutz Kaiser Karl IV. die Burg Karlsberg erbaute.<br />
So manche Flur- und Siedlungsnamen stammen noch von diesen alten „gefreiten“<br />
Steigen her, von denen die „Prachatici-via“, also der Prachatitzer Weg, gegen<br />
den Ausgang des Mittelalters immer mehr als „Via-Aurea“, „Goldener Steig“<br />
bezeichnet erscheint. Erst viel später erhalten auch die beiden anderen oberwähnten<br />
Saumwege den Namen „Goldener Steig“.<br />
Im Volksmunde führt dann noch ein vierter mittelalterlicher Gebirgsübergang die<br />
Bezeichnung „Goldener Steig“, der aber eigentlich „Günthersteig“ heißt und von<br />
dem Benediktinermönche und Begründer des Klosters Rinchnach in Baiern, dem<br />
am 9. Oktober 1045 im Alter von 90 Jahren, nach einem harten und rauen Büßerleben<br />
in seiner Einsiedelei bei Gutwasser ober Hartmanitz verstorbenen heiligen<br />
Günther, angelegt wurde.<br />
diesen Gnadenerweis tun zu sollen geglaubt und gestatten und gewähren ihnen<br />
kraft Gnade und königlicher Gewalt in Böhmen, daß sie eine Hufe Landes, mag<br />
es bereits als Wiese oder in irgendeiner anderen Weise gepflegt sein oder anderswie<br />
unbebaut geblieben sein, gelegen unterhalb Kleinlosnitz und Rotensaifen in der<br />
Nähe ihres dortselbst gelegenen Hofes, zu 64 Morgen die Hufe gerechnet, bebauen<br />
oder auch ausroden, und geben ihnen auch die volle und unumschränkte Macht,<br />
besagte Hufe zu besitzen, zu genießen, ruhig, frei und friedlich, sie zu verkaufen,<br />
zu vertauschen, zu belasten und anders über dieselbe zu verfügen, wie es ihrem<br />
Willen gefallen wird. Wir gebieten daher allen und jeden Offizieren unseres Königreiches<br />
Böhmen, jetzigen und künftigen, unseren lieben Getreuen, besagten<br />
Henczlinus in vorbesagter unserer Gnade nicht zu hindern oder zu beschweren<br />
oder von irgendjemand behindern zu lassen, so lieb ist, unsere Ungnade zu vermeiden.<br />
Zu Urkund dieses Briefes unter dem Siegel unserer kaiserlichen Majestät.<br />
Gegeben zu Prag Im Jahre des Herrn 1356,den 11. April, unserer Königreiche<br />
im zehnten, des Kaisertums aber im ersten Jahr.<br />
Auf die Relation des Bischofs von Minden: Johannes Eystetensie, m.P.“<br />
Bemerkung:<br />
Der Bischof von Minden war Dietrich von Portiz, ein intimer Berater Kaiser<br />
Karls des Vierten. – Johan Eystetensis (von Eichstätt) ein Geistlicher, war Schreiber<br />
in der Kanzlei König Karls, dem auf die Fürsprache des Kaisers die Würde<br />
eines Kanonikus im bayerischen Eichstätt mit den Einkünften, doch ohne weitere<br />
Berufspflichten verliehen worden war. Johannes blieb weiterhin Schreiber der<br />
kaiserlichen Hofkanzlei und hieß mit seinem gewöhnlichen Namen Johannes<br />
Zuffrazz. (Quellenangabe: Engelbert Panni: „Geschichte der königlichfreien<br />
Goldbergstadt und der Burg Karlsberg.“)<br />
Ein „armer treibender Säumer“ auf dem „Goldenen Steig“. Radierung von<br />
Karl Meßner