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Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV

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Vor alters schon waren von den Grenzbewohnern Baierns und Böhmens durch<br />

die Urwaldwildnisse des baierisch-bömischen Waldgebirges, wo die Natur sein<br />

Urbeginn allein gewaltet hatte, durch dessen riesige Torfmoore und weite morastige<br />

Filze schmale Fußpfade gebahnt und mühsam erhalten worden, auf denen<br />

die erste Ausbeute von gegenseitigen Beziehungen der Menschen, der Tausch<br />

von Naturprodukten, zur Geltung gelangte. So gingen bereits frühzeitig durch<br />

die ausgedehnte Gebirgssenke zwischen dem 1370 Meter hohen Lusen und dem<br />

eine Höhe von 1330 Meter erreichenden Dreisesselgebirge drei Steige über die<br />

Bergrücken. Der älteste und auch bedeutendste führte von der Böhmerwald-<br />

Der „Goldene Steig“ als uralter Handelsweg im<br />

Böhmerwalde<br />

Paul Meßner<br />

grenzstadt Prachatitz, dem „salis emporium“ Böhmens, das heute noch das „kleine<br />

oder böhmische Nürnberg“ benannt ist, nach der einstigen Römersiedlung<br />

und ehrwürdigen Bischofsstadt Passau, dem Hauptstapelplatze des baierischen<br />

Salzhandels und berührte hiebei Wallern und Böhmisch-Röhren in Böhmen sowie<br />

Bischofsreut und Waldkirchen in Baiern, worauf er in Ilzstadt-Passau endete.<br />

Der zweite, aber jüngere Steig war der „Winterberger Saumbergsteig“, der auch<br />

als „Salzweg“ Passau mit Winterberg verband, das ebenfalls einen Haupthandelsplatz<br />

für das deutsche Hinterland bildete, während der dritte als „Steig<br />

über das Gefild“ von Passau nach der ehemaligen „königlich freien Goldbergstadt“<br />

Bergreichenstein führte, die einst der Mittelpunkt eines reichen Gold- und<br />

Silberbergbaues war, zu dessen Schutz Kaiser Karl IV. die Burg Karlsberg erbaute.<br />

So manche Flur- und Siedlungsnamen stammen noch von diesen alten „gefreiten“<br />

Steigen her, von denen die „Prachatici-via“, also der Prachatitzer Weg, gegen<br />

den Ausgang des Mittelalters immer mehr als „Via-Aurea“, „Goldener Steig“<br />

bezeichnet erscheint. Erst viel später erhalten auch die beiden anderen oberwähnten<br />

Saumwege den Namen „Goldener Steig“.<br />

Im Volksmunde führt dann noch ein vierter mittelalterlicher Gebirgsübergang die<br />

Bezeichnung „Goldener Steig“, der aber eigentlich „Günthersteig“ heißt und von<br />

dem Benediktinermönche und Begründer des Klosters Rinchnach in Baiern, dem<br />

am 9. Oktober 1045 im Alter von 90 Jahren, nach einem harten und rauen Büßerleben<br />

in seiner Einsiedelei bei Gutwasser ober Hartmanitz verstorbenen heiligen<br />

Günther, angelegt wurde.<br />

diesen Gnadenerweis tun zu sollen geglaubt und gestatten und gewähren ihnen<br />

kraft Gnade und königlicher Gewalt in Böhmen, daß sie eine Hufe Landes, mag<br />

es bereits als Wiese oder in irgendeiner anderen Weise gepflegt sein oder anderswie<br />

unbebaut geblieben sein, gelegen unterhalb Kleinlosnitz und Rotensaifen in der<br />

Nähe ihres dortselbst gelegenen Hofes, zu 64 Morgen die Hufe gerechnet, bebauen<br />

oder auch ausroden, und geben ihnen auch die volle und unumschränkte Macht,<br />

besagte Hufe zu besitzen, zu genießen, ruhig, frei und friedlich, sie zu verkaufen,<br />

zu vertauschen, zu belasten und anders über dieselbe zu verfügen, wie es ihrem<br />

Willen gefallen wird. Wir gebieten daher allen und jeden Offizieren unseres Königreiches<br />

Böhmen, jetzigen und künftigen, unseren lieben Getreuen, besagten<br />

Henczlinus in vorbesagter unserer Gnade nicht zu hindern oder zu beschweren<br />

oder von irgendjemand behindern zu lassen, so lieb ist, unsere Ungnade zu vermeiden.<br />

Zu Urkund dieses Briefes unter dem Siegel unserer kaiserlichen Majestät.<br />

Gegeben zu Prag Im Jahre des Herrn 1356,den 11. April, unserer Königreiche<br />

im zehnten, des Kaisertums aber im ersten Jahr.<br />

Auf die Relation des Bischofs von Minden: Johannes Eystetensie, m.P.“<br />

Bemerkung:<br />

Der Bischof von Minden war Dietrich von Portiz, ein intimer Berater Kaiser<br />

Karls des Vierten. – Johan Eystetensis (von Eichstätt) ein Geistlicher, war Schreiber<br />

in der Kanzlei König Karls, dem auf die Fürsprache des Kaisers die Würde<br />

eines Kanonikus im bayerischen Eichstätt mit den Einkünften, doch ohne weitere<br />

Berufspflichten verliehen worden war. Johannes blieb weiterhin Schreiber der<br />

kaiserlichen Hofkanzlei und hieß mit seinem gewöhnlichen Namen Johannes<br />

Zuffrazz. (Quellenangabe: Engelbert Panni: „Geschichte der königlichfreien<br />

Goldbergstadt und der Burg Karlsberg.“)<br />

Ein „armer treibender Säumer“ auf dem „Goldenen Steig“. Radierung von<br />

Karl Meßner

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