Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV
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ein von Tag zu Tag immer reicher und geschlichter, vertreibt das Eisen, weil er<br />
die Eröffnung der Straße bisher gegen Bayern mit gehaben mögen, meist Teils<br />
nach Böeheim das Pfund um 1 ½ kreizer“.<br />
(Bericht des Vizevam. Heimeran Rothaft von Wernberg vom 14. oktobris 1669.)<br />
Darauf lud eine bayrische Kommission alte Männer, Aschenprenner und Glaser<br />
„aus dem Bodenmais, Lamb, und Lehperg nach Zwisl“ vor und nahm ihre Aussagen<br />
zu Papier. Sehr wertvoll ist da der nachfolgende Befund über eine Besichtigung<br />
der neuen Eisensteiner Anlagen.<br />
Der Weg von „Zwisl“ nach Eisenstein dauerte fünf Stunden. „Auf dem Weg ist<br />
kein Berg, aber große Wildniß, gmös und viel wasser Seugnen. Auch kein Weg,<br />
als was erst ein zwei Jahr her durch den Hammermeister mit Gehen und einem<br />
Saumroß gechehen.“ Der Berichterstatter brachte auch einen Kartenabriß des<br />
Gebietes bei, der bei den Akten liegt. „Zunächst an Wasser ist der Eisenstein<br />
mehr am Tag, an dem Stellen nichts als ein Wild Wasser. So bricht dieser Stein<br />
zweigestaltig, die eine weiß raue, die andere eisen- oder zunterfarb, wie an beiliegenden<br />
Handtsteinen zu sehen“.<br />
Zwischen denen hat es, wie der Hammermeister gezeigt, einen großen Unterschied.<br />
Nämlich dass der eisenfarbene Stein sich demnächst schmelzen lässt, der<br />
weise aber, welchen er anfangs für „wild und unnütz liegen lasen“, hält mehr<br />
Eisen, doch muß er ihn zuvor durch einen „plötz oder puchwerck scheiden“ und<br />
nochmals rösten, alsdann lässt er sich erst schmelzen und sieht nach dem Rösten<br />
nicht mehr weiß, sondern wie die kleinen beiliegenden Steine desselben Musters<br />
ist. So ist dieser Eisenbruch ein völlig Genügen, es sagt auch der Hammermeister,<br />
dass er sich je länger je „gescheidiger“ im Berg erzeigt, also dass er auch erhoffe,<br />
in kurzem Stahl dabei zu finden.<br />
So ist dieser Hammermeister ein junger erfahrener und seines Thuns geschickter<br />
Mann, „beheirath und haust mit seinem Weib auf der Herrschaft Tschnitz zu Adlau<br />
(Todlau) allda er ein Hammer und noch einen anderen Hammer zu Grien auch<br />
unter bemelten Herrn hat und liegt jeder von Eisenstein zwei große Meil, aber der<br />
Weg ist der Berg halber nicht so geschlacht, als bei Zwisl zu machen“.<br />
Beim Eisenbruch sind, wie sie es nennen, drei „Guckhes (Kukse-Anteile) in Werkh<br />
und ist allda jatzmal noch keim Hammer, sondern allein die Schmelzhütten, also<br />
dass der Hammermeister des Orts den Eisenstein allein zererrt (zerinnen macht)<br />
und alsdann stueffsweis zu seinem obermeltem Hammer gegen Grien und Adlau<br />
führen lässt, daselbst macht er allerlei Sorten Eisen, zain, Schin, Plöch, schaufel,<br />
Sagblatter, Büchsenrohr wie nans frimbd und hat Willen, wochentlich in die 20<br />
und 21 Centen.<br />
Solches Eisen wird meist durch die von Glatta (Klattau) in Böheimb verführt,<br />
bayrischerhalb wäre es, wenn die Straße gemacht, viel besser zu bringen. Verkauft<br />
nach dem Pfund, jedes Pfund zu 5 putschänl, so bey 6 Wej den machen.<br />
Gleicht durchaus in der Prob dem laybischen Eisen und die weil etliche von Zwisler<br />
Gätter und Wagen Eisen zuvor bestellt, hat darnach die Kommission bei den zwei<br />
Zenten mit heraus gegen Zwisl auf einen Saumroß geführt, davon jede<br />
Sorte, ein Stangen und eine Schine mit sich heraus gebracht, die man uns einer<br />
bayrischen Ellen lang gemacht dieweil dieser Zeit wegen Gehölz und Paum halber<br />
länger mit khönen auf dem saum roß überbracht werden.“.<br />
Zu dieser Zeit sind an Mannschaften zum „pruch, keln, schmöltzen und führen in<br />
die 30 Persohnen des orts sonach ihr Proviant, Inselt, Fleisch, Schmaltz und dergleichen<br />
meist Teils in Bayern zu Zwisl und ist das Geschmöltz, Plötz, Pochwerkh,<br />
Wasser, Eisenpruch und unsänglich Hochholz alles beyeinand“.<br />
Um 27. Juni 1569 hätte die Auszeigung des den Gebrüdern Fiedler verliehenen<br />
„Bezirks“ stattfinden sollen. Graf Guttenstein hatte zu dieser Tagfahrt auch die<br />
beiden auf der Verleihungsurkunde als Zeugen mitunterfertigen Herren eingeladen:<br />
Sebastian Joachim von Seeberg auf Welharitz und den jüngeren Herrn Adam<br />
von Deschenitz, er selber kam aber nicht. Die Zeugen haben „1 ½ tag auf ihn<br />
gewart und sich dann wieder heim verzogen. Vermutlich hat sich der Graf vor<br />
dem Bayrischen, von denen er gehört“, dass man da geweset, besorget.“<br />
„So liegt dieses Erz 3½ Meil von Glatta und Riesenberg, 3 Meil von Schüttenhofen.<br />
Die Wasser rinnen alle heraus nach Bayern, die gemein Regel aller Grenze und<br />
wie meist Teil aller orten ist, soll wahr sein, nämlich wie Kugel waltzt und Wasser<br />
rinnt, so ist dieses Eisenwerk eihn Mittel zu Bayern.“<br />
Bei der Erfahrung alter Personen wurde festgestellt, dass die Fiedler nicht die<br />
ersten waren, die unterm Sitzberge nach Eisen gegraben haben, „es seint auch<br />
etliche alte grüeb dabei, also dass man ohn Zweifl vor altern auch gearbeitet. Ein<br />
Pach heißt der Zörpach, so die Böeheimb den bayrischen Regen nennen, läuft<br />
noch weitrs heraus, darein rinnet der Eisenpach“.<br />
Kurz darauf ließ der Fürst von Bayern den Hammermeister verhaften und den<br />
Fiedler, Bürger von Passau, „verstricken“, auch etliche Eisenhammerwerke mit<br />
Walter Straub: Am Arbersee