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Böhmerwäldler Jahrbuch 2005 - Deutscher Böhmerwaldbund eV

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Da Houhwald noh steht<br />

Und noh s Bergwossa rinnt:<br />

Solong bleibst mei´ Hoamat<br />

Und ich bleib dei´ Kind!<br />

(Aus „Mein Böhmerwald“ Folge 1 / 2, 9. Jhg.)<br />

Und denat, mei´ Hoamat,<br />

Du bist noh de olt,<br />

Solong noh a´ Berg<br />

Af sein Grundfestn holt.<br />

Bo´ n hergwochsna Bölkla<br />

Net oa´s hon ich kennt.<br />

Und d Oltn? Scho´ viel<br />

In da Ewikeit ent-<br />

Als Adalbert Stifter zwölf Jahre alt war, hörte er sagen: „Das Göttliche, wenn es<br />

auch im Menschen beschränkt ist macht dennoch sein eigentliches Wesen aus; es<br />

entfaltet sich im Lebenswandel, in der Religion, der Kunst, der Wissenschaft.<br />

Was im Leben und in den geistigen Gütern des Menschen unvergänglichen Wert<br />

besitzt, ist also aus der ursprünglichen Gottähnlichkeit der menschlichen Seele<br />

erwachsen...“ Stifter sagt in diesem Zusammenhang von sich selbst, dass dieses<br />

Wort den Kern seines Wesens mit Gewalt getroffen habe. In einem Brief Stifters<br />

lesen wir: „All mein folgendes Leben, ein zweiundzwanzigjähriger Aufenthalt in<br />

Wien, Bestrebungen in Kunst und Wissenschaft, im Umgang mit Menschen, in<br />

Amtstätigkeit führten mich zu demselben Ergebnis, und jetzt im neunundfünfzigsten<br />

Jahre meines Lebens habe ich den Glauben noch; aber er ist mir kein<br />

Glaube mehr, sondern eine Wahrheit wie die Wahrheit der Mathematik.... Diese<br />

Wahrheit ist unbedingt....“<br />

(Altstadler Mundart, oberer Böhmerwald)<br />

Bin hoam wieda kömma<br />

Noh etlina Joahrn –<br />

Ja, war des noh d Hoamat?<br />

Schier fremd bin ich woarn.<br />

Adalbert Stifter, aus seinem Leben<br />

Erich Hans<br />

Wieda dahoam<br />

Zephyrin Zettl<br />

Abendstunden in wein oder bierseliger Laune nach Hause zurückkehrte. Am<br />

Sonntag nach der Taufe war der Taufschmaus. Da gab es Schnaps, Wein, Bier,<br />

Tee, Kaffee, Krapfen, Kolatschen, Striezel, Guglhupf und dgl.. Die Paten, Geladenen<br />

und Verwandten brachten ins „Weisat“ (Taufgabe) Geschirr, Wäsche, kurz<br />

Dinge, die im Haushalt gebraucht wurden. Der Säugling selbst bekam ein gelbes<br />

Band um den Hals, dieses sollte ein Vorbeugungsmittel gegen die Gelbsucht sein.<br />

Die Fingernägel durften dem kleinen Erdenbürger vor einem Jahr nicht geschnitten<br />

werden, da man glaubte, dass er sonst im späteren Leben diebisch werde.<br />

Dafür ersetzten die Zähne der Mutter die Schere. Im ersten Lebensjahr sollte das<br />

Kind nicht abgeregnet werden, denn sonst bekäme es Sommersprossen. In der<br />

Fastenzeit und wenn der Kuckuck schreit, sollte der Säugling nicht „abgenommen“<br />

werden, er würde sonst sicherlich traurig. Die beste Zeit hierfür, so meinten<br />

viele Mütter aus dem Böhmerwald, sei der Fasching. Trotz strenger Wahrung des<br />

Aberglaubens und überlieferter Ratschläge der Vorfahren, starben früher sehr viele<br />

der Kinder noch vor ihrem ersten Geburtstag.<br />

Leopold Hafner: Adalbert<br />

Stifter

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