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Methoden und Medien - Pädagogische Hochschule Weingarten

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<strong>Methoden</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> des TU<br />

SuS <strong>und</strong> der Vorstellung von Technik. Sinnbild der Werkpädagogik Wessel´scher Prägung ist die um die<br />

Werkbank sich versammelnde Schülergruppe, die dem Lehrer aufmerksam zuschaut, damit sie das Demonstrierte<br />

danach ausprobieren kann. Aber im Gegensatz zur heute immer wieder geäußerten Sicht<br />

(Höpken: Technikunterricht produziert Späne – Holzspäne, Kunststoffspäne, Metallspäne) ist bei Wessels<br />

ein sensibles Beobachten (Empirie!) <strong>und</strong> Verstehen des natürlichen Handelns von Kindern erkennbar.<br />

5.1.2 Die <strong>Methoden</strong> bei Wessels<br />

Wessels Verständnis von <strong>Methoden</strong> ist von Erich Weniger geprägt, der sie nach zwei „Bestimmungsorten“<br />

definiert: Der eine ist der sachlich gegebene Weg, der andere der „infolge der menschlichen Anlagen <strong>und</strong><br />

Begabungen oder Neigungen <strong>und</strong> Interessen gegebene Weg“ (a. a. O., S. 168). Besonders der zweite Bestimmungsort<br />

wird im aktuellen <strong>Methoden</strong>verständnis m. E. ausgeblendet.<br />

Wessels sieht die Aufgabe der LuL darin, den natürlich ablaufenden Entwicklungsprozess in Gang zu bringen<br />

<strong>und</strong> sich dann nur noch einzuschalten, wenn sonst die Entwicklung stagnieren würde. „Die ‚Artikulation‘,<br />

wie wir sie anstreben, soll möglichst wenig in die Werktätigkeit, in das ‚Machen‘ eingreifen. Hier, in<br />

der Kommunikation mit dem konkreten Objekt, mit Werkstoff <strong>und</strong> Werkzeug <strong>und</strong> mit dem entstehenden<br />

Werkstück, in der ‚auto-praxis‘, wird der Werkende immer so etwas sein – <strong>und</strong> bleiben müssen – wie ein<br />

‚Auto-didakt‘.“ (a. a. O., S. 170) Aufgabe der LuL ist das Organisieren des Lernprozesses <strong>und</strong> das Beobachten<br />

<strong>und</strong> die Diagnose der Lernwege <strong>und</strong> –schritte.<br />

Wessels entwirft eine „Phasenkette“ von <strong>Methoden</strong>. D. h. auch auf dem Gebiet der <strong>Methoden</strong>kompetenz<br />

geht er von einer natürlichen Entwicklung der Kinder aus. Diese verläuft über die Stationen Spiel � Gestaltung<br />

� Reflexion � Arbeit.<br />

Phase des Spiels: Sie öffnet die SuS für die Beschäftigung mit dem Lernstoff, sie ist die Phase des<br />

„Warmwerdens“, des Probierens, des Erk<strong>und</strong>ens, aber auch des Einübens von Regeln <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

der Lust daran, sich nicht mit einer Lösung zufrieden zu geben, sondern nach weiteren zu suchen.<br />

Zwei Einwürfe: Oft habe ich schon erlebt, dass Studierende Kinder den Umgang mit Werkzeug erproben<br />

lassen wollen. Wenn ich sie frage, um welche Methode es sich dabei handle, stoßen sie meistens<br />

auf das Experiment. Sie experimentieren, wie sich die Säge in diesem Holz verhält. Wozu? Damit<br />

sie ein Gefühl für das Material bekommen. Dass es sich dabei garantiert um kein Experiment<br />

handelt, schmälert nicht die Bedeutung dieses Handelns für das Lernen der SuS. Ein spielerisches<br />

Erk<strong>und</strong>en, ein Ausprobieren hat die Funktion des Warmmachens, des Appetitanregens, des hungrigen<br />

Beschäftigens mit dem Gegenstand. Und zweitens: Wenn jemand diese Wertschätzung des Spiels<br />

nicht teilen sollte, verweisen Sie ihn darauf, was Eder über die Eigenschaften eines guten Konstrukteurs<br />

schreibt (s.o.: 3.2.1).<br />

Phase der Gestaltung: Wenn SuS den spielerischen Zugang ausgekostet haben, beginnen sie, so Wessels,<br />

von sich aus mit gezieltem Gestalten. Das Gestalten erfolgt unter zuvor festgelegten Einschränkungen. „Alle<br />

Einschränkungen haben methodisch eine Wirkung [...]: Sie geben Anregung <strong>und</strong> Stütze <strong>und</strong> gewährleisten<br />

die Verobjektivierung des Vorgangs.“ (A. a. O., S. 183) Leider versteht Wessels unter „Einschränkung“<br />

fast nur Materialeigenschaften (der plastische Ton, das grob fasernde Weichholz, das spröde PMMA).<br />

Führt man seinen Gedanken weiter in Richtung auf das Bestimmen eines Zweckes, auf das Festlegen von<br />

Anforderungen <strong>und</strong> auf Kriterien zur Erfüllung, findet man sich mitten in technische Problemstellungen.<br />

Wessels betont, dass im Lösen der Probleme, die durch die Einschränkungen entstehen, Gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

gelernt wird: Es handelt sich um eine „Weise des Verstehens“ (a. a. O., S. 181). Wer das nicht lernt, versteht<br />

die Welt nicht so, wie er könnte (� Legitimation technischer Bildung).<br />

Phase des Reflektierens: Beim Reflektieren geht die Aufmerksamkeit der SuS vom Einzelfall weg auf allgemeingültigere<br />

Aussagen. Es hat zwei Aufgaben: „ein Lösen von der Starrheit äußerer Anschauung, aber<br />

auch eine Dynamisierung ‚innerer‘ Gestaltvorstellungen“ (a. a. O., S. 192). Würde es beim konkreten Einzelfall<br />

bleiben, bliebe das Kind an der Oberfläche des Lerngegenstands. Nichts muss so sein, wie es ist<br />

(sonst wären alle Brücken <strong>und</strong> alle Autos <strong>und</strong> alle Smartphones gleich), sondern immer sind andere Lösun-<br />

Stand: Oktober 2012 Binder 22 Seiten - 12

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