Methoden und Medien - Pädagogische Hochschule Weingarten
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<strong>Methoden</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> des TU<br />
gen denkbar. Die SuS sollen in einer Lösung (Wäscheklammer mit Wendelfeder) die Möglichkeit zu anderen<br />
Varianten (Wäscheklammer, die durch Materialspannung an einem Einschnitt klemmt) erkennen. Für<br />
das Reflektieren braucht es Unterrichtsgespräche. Anlass muss das konkret durchlaufene Problem sein, Hilfen<br />
zur Reflektion sollten nicht nur die Werkstücke der Kinder sein, sondern etwas, das auf dem halben<br />
Weg zwischen Werkstück <strong>und</strong> Gedanken ist: Ergebnisse von Versuchen, <strong>und</strong>: Skizzen. Die technische<br />
Zeichnung ist die Sprache der Techniker.<br />
Das Reflektieren besteht aus gemeinsamem Anschauen (S. 195), Erfahrungsaustausch (S. 196), es werden<br />
dabei Urteile gebildet (S. 197), gemeinsam getestet (S. 198), analysiert (S. 200), bewertet (S. 200f.), es<br />
werden wichtige Verknüpfungen vollzogen <strong>und</strong> dadurch Orientierung hergestellt (S. 204) <strong>und</strong> Folgerungen<br />
für die weitere Arbeit gezogen (S. 206f.).<br />
Die Phase des Arbeitens: Hier denkt Wessels an eine vorberufliche Werkstatterfahrung. Die Erfahrungen<br />
aus 20 Jahren zeigen, dass hier die Grenzen zur beruflichen Bildung überschritten sind.<br />
5.1.3 Kritische Würdigung<br />
Wessels bleibt an vielen Stellen zu sehr an einer bestimmte Vorstellung von Kindsein, die von der sittlichen<br />
Kraft reiner Materialerfahrung überzeugt ist, verhaftet. Auch dass er als Ziel technischer Bildung die Bewährung<br />
im handwerklichen Beruf sieht, kann als überholt betrachtet werden. Dass er aber nicht nur von<br />
der Sache aus denkt (Konstruieren, Fertigen, Experimentieren, einem Lehrgang folgen, Demontieren…),<br />
sondern auch vom Kind aus (Ausprobieren, Erfahrungen sammeln, Interesse entwickeln, Lösungen finden…),<br />
ist sehr bedenkens- <strong>und</strong> erinnernswert. In manchen seiner Gedanken ist Wessels direkter bei technischer<br />
Bildung, als das für viele der heutigen didaktischen Ansätze gilt.<br />
5.2 Die Methode wechselnden Ausprobierens <strong>und</strong> gezielten Gestaltens<br />
bei Wiesenfarth<br />
Wenn eine Unterrichtsmethode einen Lernweg definiert, dann sollte eine erfolgreiche Methode danach<br />
streben, zu wissen, welchen Lernweg Kinder leichter zurücklegen können. Der derzeitige Entwicklungsstand<br />
der <strong>Methoden</strong> baut auf einem kognitiven Modell von Problemlöseprozessen auf. Problem klären, Informationen<br />
suchen, Handlung planen, Handlung ausführen, Bewerten. Dass das nicht der Weg von Kindern<br />
ist (<strong>und</strong> von vielen Erwachsenen in unbekannten Situationen auch nicht), weiß jeder, der selbst einmal<br />
Kind war. Das Argument, das wiederholt vorgebracht wird, lautet sinngemäß so: Man kann kein Problem<br />
lösen, bevor man Informationen über die Lösung gesammelt hat. Hier müssten sich die Kinder dem Sachverhalt<br />
anpassen (Assimilation bei Piaget), sonst würde der Sachverhalt verfälscht. Diese Argumentation<br />
wäre vergleichbar einer, die beispielsweise im Lese- <strong>und</strong> Schreiblehrgang Buchstaben (<strong>und</strong> vielleicht auch<br />
Wörter?) nach dem Alphabet einführen wollte. Ein Gegenmodell entwirft Wiesenfarth.<br />
5.2.1 Zwei Formen von Probehandeln<br />
In technischen Handlungen lässt sich nach Wiesenfarth das gesamte Repertoire des Problemlösehandelns<br />
einüben: Probleme erfassen, Ziele festlegen, auf Barrieren reagieren, Entscheidungen treffen. Die „Buchschule“<br />
geht seiner Überzeugung nach zu oft den falschen Weg beim Aufbau von Wissen, indem sie dem<br />
Handeln eine nachrangige Bedeutung zuweist. Wiesenfarth geht von Freuds Vorstellung aus, Denken sei<br />
Probehandeln mit geringerem Aufwand. Er unterscheidet äußeres von innerem Probehandeln (Wiesenfarth<br />
1995, S. 54). Äußeres Probehandeln ist das provisorische Ausprobieren: Was passiert, wenn man A macht?<br />
Dazu zählt auch das Nachahmen: Man beobachtet <strong>und</strong> probiert dann aus, ob das Nachahmen zum selben<br />
Ergebnis führt wie das Vorbild. Das innere Probehandeln ist die gedankliche Vorwegnahme der Handlung<br />
im Denken.<br />
Stand: Oktober 2012 Binder 22 Seiten - 13