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Methoden und Medien - Pädagogische Hochschule Weingarten

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<strong>Methoden</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> des TU<br />

können.<br />

Schmayl definiert:„Hauptfunktion der Methode ist [...] die Strukturierung des Unterrichtsprozesses in eine<br />

zusammenhängende Folge von Denk- <strong>und</strong> Handlungsschritten, also von geistigen <strong>und</strong> konkreten Operationen<br />

im Sinne erfolgreichen Lernens“ (Schmayl 2010, S. 203). Dies beinhaltet:<br />

- Strukturierung: Ordnung des Unterrichts in Phasen <strong>und</strong> Bestimmung der Beziehung zwischen den<br />

Phasen (zeitliche Abfolge, „roter Faden“, logischer Zusammenhang);<br />

- Folge von Denkschritten (geistige Operationen): Logischer Aufbau der Inhalte, LuL müssen die<br />

Denkweise der SuS „kennen“;<br />

- Folge von Handlungsschritten (konkrete Operationen): Das Lernen muss von den SuS handelnd<br />

durchlaufen werden. Bloßes Nachvollziehen („Ich erkläre euch das jetzt mal.“) ist ineffektiv;<br />

- Erfolgreiches Lernen: Keine Beschäftigungstherapie, Spaß genügt nicht, sondern es muss etwas<br />

Konkretes dabei herauskommen, <strong>und</strong> zwar auf möglichst effektivem Weg.<br />

Schmayl argumentiert gegen die Tendenz, alles, was halbwegs geordnet abläuft, „Methode“ zu nennen. Er<br />

unterscheidet:<br />

- Methodische Gr<strong>und</strong>formen des TU: Sie stellen gr<strong>und</strong>sätzliche, fachtypische Wege dar, die technische<br />

Welt (d. h. die äußere technische Welt, also die Artefakte <strong>und</strong> Verfahren, <strong>und</strong> die innere technische<br />

Welt, also die Art <strong>und</strong> Weise der Kinder, technisch zu denken <strong>und</strong> zu handeln) zu erschließen.<br />

Eine methodische Gr<strong>und</strong>form erstreckt sich nach Schmayl über eine ganze Unterrichtseinheit,<br />

also über das „kleinste noch eine Planungseinheit bildende Unterrichtsstück“ (a. a. O., S. 203).<br />

- <strong>Methoden</strong>elemente: Kleinere Planungsentscheidungen innerhalb einer methodischen Gr<strong>und</strong>form,<br />

also Unterrichtsphasen wie Problematisierung, Kennenlernen von Werkzeugen, Sozialformen<br />

(Einzelarbeit, Partnerarbeit…), Tätigkeitsformen (z. B. nach Aebli: Erzählen, Vorzeigen, Anschauen,<br />

Lesen, Texte verfassen, einen Handlungsablauf erarbeiten…).<br />

- Methodische Modeerscheinungen: Kugellager, Aquarium…<br />

Es muss beachtet werden, dass es andere Auffassungen in diesem Bereich gibt. Schmalys Lehrer Wilkening<br />

beispielsweise hat mit Bedacht nicht von „Unterrichtsmethoden“ gesprochen, sondern von „Unterrichtsverfahren“,<br />

da der <strong>Methoden</strong>begriff das strenge Einhalten von Regularien beinhaltet, was einer schülerorientierten<br />

Auffassung von Lernprozessen widerspreche. Henseler et al. (1996)schließen sich dem an<br />

<strong>und</strong> sprechen von Unterrichtsverfahren, wo Schmayl den Begriff <strong>Methoden</strong> verwendet. Schmayl wiederum<br />

lehnt den Begriff des Unterrichtsverfahrens ab, weil er ihn an eine technische Verfahrensweise erinnert <strong>und</strong><br />

weil man Unterricht nicht als Verfahrenstechnik verstehen dürfe (so seine Begründung in einer Diskussion<br />

auf der Tagung in Wolfsburg). Beide Autoren diskutieren über denselben Sachverhalt, kommen aber zu<br />

entgegengesetzten Entscheidungen.<br />

Und am Ende eine weitere ungelöste Frage: Inwiefern unterscheiden sich in der technischen Bildung <strong>Methoden</strong><br />

von Inhalten? Inhalte sind nach Bienhaus „komplexe, übergeordnete Sachgesamtheiten [...], die<br />

aufgr<strong>und</strong> vorausgelaufener allgemein- <strong>und</strong> fachdidaktischer Analyse- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse als Bildungsinhalte<br />

identifiziert, taxiert, systematisiert <strong>und</strong> für den Lernprozess angeordnet werden.“ (Bienhaus<br />

1995, S. 130). Die Bereiche der Konstruktion, der Fertigung, der Nutzung, der Auflösung sind komplex,<br />

von „übergeordneter Bedeutung“ (damit ist gemeint: nicht nur für einen Teilbereich der Technik, sondern<br />

kulturell bzw. gesellschaftlich wichtig) <strong>und</strong> es handelt sich jeweils um einen begrenzbaren Bereich der<br />

Technik. Demnach wäre die Fertigung ein Inhalt technischer Bildung, sobald in der didaktischen Diskussion<br />

(Teil 2 der Definition von Bienhaus) ein Konsens besteht, dass es so sein soll. Wie kann etwas, so muss<br />

gefragt werden, gleichzeitig Inhalt <strong>und</strong> Methode sein? Hier gibt es keine Antwort, die Frage ist noch nicht<br />

einmal offiziell gestellt worden. Aber ein Eindruck drängt sich auf: Das vermeintlich so klar umrissene<br />

Feld der <strong>Methoden</strong> des TU ist in Wirklichkeit noch ziemlich <strong>und</strong>eutlich herausgearbeitet.<br />

Stand: Oktober 2012 Binder 22 Seiten - 3

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