Methoden und Medien - Pädagogische Hochschule Weingarten

Methoden und Medien des TU
3 Das Methodenrepertoire des TU
Neben den Unterrichtsmethoden, die andere Fächer auch nutzen, gibt es Wege der Welterschließung
(méthodos), die in dieser Weise nur im TU vorkommen. Z. B. spielen Artefakte (künstlich hergestellte Gegenstände)
nur in der Kunst und in der Technik eine bedeutende Rolle, und auf eine Zweckerfüllung hin erfundene
und hergestellte Artefakte nur in der Technik. Das zweckorientierte „Erfinden“ heißt auch Konstruieren,
das Herstellen heißt auch „Fertigen“.
3.1 Die methodischen Grundformen
In langer didaktischer Diskussion und Erprobung (besonders durch Wessels, Mehrgardt, Wilkening,
Schmayl und Sachs) haben sich methodische Grundformen des TU herausgeschält. Da das technische Artefakt
ein zentraler Gegenstand des TU ist, werden die Methoden 1 seit Wilkening nach dem Lebenszyklus eines
Artefaktes geordnet. Die Phasen dieses Zyklus sind Entstehung, Verwendung und Auflösung.
Methoden der Technikentstehung
- Konstruktionsaufgabe: Ausgehend von einem Bedürfnis werden Möglichkeiten entwickelt, dieses
Bedürfnis zu befriedigen. Dazu werden Anforderungen präzisiert und aufgelistet, Lösungsmöglichkeiten
ausgedacht und überprüft, Skizzen zu Papier gebracht, Funktionsmodelle gebaut und getestet,
Unterlagen für die Fertigung erstellt.
- Fertigung: Wenn man sich aus den Varianten der Konstruktion im Abgleich mit den Anforderungen
für eine Lösung entschieden hat, wird diese hergestellt. Aber sie wird nicht „irgendwie“ hergestellt,
sondern nach den Regeln der Technik („Modus des guten Funktionierens“ ). Die verlangen
eine möglichst effektive Fertigung, die zu guten Objekten führt. Zur Fertigungsaufgabe gehört die
Organisation der Herstellung (1) und die Fertigung selbst (2).
- Technisches Experiment: An vielen Stellen der Technikentstehung müssen Entscheidungen getroffen
werden, für die keine Informationen verfügbar sind. Hier gibt es drei Lösungen: Handlung unterlassen,
durchwursteln, Experimentieren. Ein Experiment ist ein systematisches (!) Fragestellen
und Ausprobieren.
Methoden der Technikverwendung
- (Nutzungsaufgabe: Erst in der Nutzung erhalten Artefakte ihre Technizität. Nun ist technisches
Nutzen aber nicht beliebig. Wer einen von Elektronik-Schraubendreher als Büchsenaufhebler verwendet,
handelt nicht technisch (sondern, wenn Herr Mackeprang das sieht, lebensgefährlich). Wie
man ein technisches Ding sachgerecht nutzt, müsste eine Nutzungsaufgabe beschreiben, die ist
aber noch nicht entwickelt worden.)
- Instandsetzungsaufgabe: Das Instandhalten (Wartung, Inspektion, Instandsetzung, Verbesserung)
technischer Geräte und Anlagen wird in der Instandhaltungsaufgabe thematisiert.
Methoden der Beschäftigung mit Technikfolgen
- Recyclingaufgabe: Aus Gründen der Ressourcenknappheit, des Gesundheits- und Umweltschutzes
werden Produkte so ent“sorgt“, dass möglichst wenig unangenehme Folgen und möglichst viel
Nutzen entsteht. Die dazu erforderlichen Verfahren und entstehende Probleme werden in der Recyclingaufgabe
zum Unterrichtsgegenstand gemacht.
- (Studie zur Technikfolgenabschätzung: Auch hier fehlt eine Methode, die wichtig wäre und sich
aus der Systematik der Methoden ergibt. Es gibt Lehrstühle für Technikfolgenabschätzung, aber
noch keine Methode dazu. Anklänge finden sich in der technischen Studie oder im Planspiel.)
Längsschnittmethoden
Nicht alle methodische Grundformen lassen sich in dieser Dreiteilung exakt verorten.
- Produktanalyse: Weil etwas repariert werden soll oder weil man Technik besser verstehen möchte,
macht es Sinn, ein Produkt genau zu analysieren. Varianten sind die Demontageanalyse oder die
�
1 Wenn in der Folge von „Methoden“ gesprochen wird, sind immer Unterrichtsmethoden gemeint und meistens die
methodischen Grundformen des TU.
Stand: Oktober 2012 Binder 22 Seiten - 4