Methoden und Medien - Pädagogische Hochschule Weingarten
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<strong>Methoden</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> des TU<br />
ein für die Gesellschaft <strong>und</strong> für die Technik zentrales Problem, nämlich die Frage, was instrumentelles<br />
Handeln von zweckrationalem unterscheidet (Hubig 2011).<br />
- Schmayl et al. betonen die Bedeutung der Fähigkeit zur Antizipation von Lösungsideen, die in der<br />
Konstruktionsaufgabe entwickelt werden kann (Schmayl et al. 1994, S. 150). Diese Fähigkeit ist<br />
begrenzt durch die endliche kognitive Kapazität des Menschen. In der Technik wird darauf mit<br />
Verobjektivierungen reagiert: mit Skizzen, Wirkmodellen, Prototypen oder Teilmodellen. Im<br />
Wechselspiel zwischen intuitivem <strong>und</strong> systematischem Vorgehen bei einer Konstruktion können<br />
Kinder das üben. Die Funktion der genannten Verobjektivierungen hat Bedeutung weit über das<br />
technische Handeln hinaus. Sie stellt eine gr<strong>und</strong>sätzliche Strategie der Bewältigung großer Informationsmengen<br />
dar. Ihre allgemeine Nützlichkeit sollte im Rahmen einer Konstruktionsaufgabe<br />
herausgestellt werden.<br />
- Musterlösungen (z. B. Konstruktionskataloge) sind ein wichtiges Mittel professioneller Konstruktion,<br />
aber auch des alltäglichen Problemlösens. Wie sieht aber ein „allgemeinbildender Konstruktionskatalog“<br />
aus? Er kann nicht auf dem abstrakten Niveau angesetzt sein wie technische Kataloge.<br />
Wie aber dann?<br />
- Das Differenzieren eines Zwecks in eine Liste formulierter Anforderungen ist von eminenter, auch<br />
methoden- <strong>und</strong> fachübergreifender Bedeutung. Hier sollten nicht nur alle drei Dimensionen von<br />
Technik berücksichtigt werden, der Ausgang eines K/E-Prozesses von der humanen Dimension<br />
her muss konstituierend sein.<br />
- Der Nutzen von Variantenplanungen wird erfahrbar.<br />
- Das Gefühl, Neues geschaffen oder rekonstruiert zu haben, bestätigt sich mit dem Blick auf die<br />
funktionierende Lösung. Das Konstruieren ohne anschließendes Herstellen (Bewährung im Gebrauch)<br />
sollte vermieden werden. Erst in der ausprobierenden Nutzung kann bewertet werden, ob<br />
die Konstruktion funktioniert oder nicht.<br />
Auf die fragende Kapitelüberschrift gibt es leider nur eine Antwort: Nein, die Technikdidaktik hat noch<br />
kein allgemeinbildendes Modell einer Technikentwicklung erarbeitet (= entworfen <strong>und</strong> erprobt).<br />
3.2.3 Verallgemeinert: Was bedeutet das für Lehramtsstudierende?<br />
Sie müssen in Ihrem Studium Ihr zunächst auf impliziten Theorien beruhendes Handlungsrepertoire professionalisieren.<br />
Ihr persönliches Bildungsprogramm könnte folgenden Leitlinien folgen:<br />
Fachwissenschaftliches Wissen: Sie müssen in Ihrem Studium die großen technischen Handlungsfelder<br />
(Technikentwicklung, -entstehung, Technikfolgen-Bearbeitung) möglichst intensiv kennenlernen. Betrachten<br />
Sie einmal Ihre Modulprüfungsarbeiten von dieser Warte aus: Sie müssen ein Problem konkretisieren,<br />
einen Anforderungskatalog erstellen, die Arbeit planen, Versuche <strong>und</strong> Experimente durchführen, das Objekt<br />
sachgemäß herstellen, das Ergebnis mit den Anforderungen vergleichen <strong>und</strong> bewerten.<br />
Fachliches Können: Sie müssen so viel Können aufbauen, dass Sie im Unterricht wissen, wovon Sie Ihren<br />
SuS abraten müssen <strong>und</strong> wo Sie sie laufen lassen können. Gerade weil die methodischen Gr<strong>und</strong>formen so<br />
schlecht ausgearbeitet sind, ist das besonders wichtig. Wer wenig kann, führt die Kinder „am Nasenring“<br />
hinter sich her.<br />
Nachdenken über Technik: Wenn Sie nicht wissen, was Gegenstand des Faches Technik ist, können Sie<br />
auch nicht entscheiden, wie Sie Lernprozesse <strong>und</strong> Unterrichtsgegenstand (Entwickeln, Fertigen, Experimentieren…)<br />
zusammenbringen. Wer nicht darüber nachdenkt, was das Spezifische am technischen Weltzugang<br />
ist, wird besonders bei der Umsetzung von <strong>Methoden</strong> scheitern. Denn hier kann kein Wissen oder<br />
keine Fertigkeit aufgelistet werden, hier muss ein Lernprozess in Gang gebracht <strong>und</strong> geregelt werden.<br />
Nachdenken über Bildung: Wer nicht darüber (wissensbasiert) nachdenkt, was Bildung ist <strong>und</strong> wie sie sein<br />
soll <strong>und</strong> warum sie gerade so ist, wie sie ist <strong>und</strong> was man ändern sollte, kann auch kaum Verbesserungen<br />
bewirken. Das Lehramtsstudium ist die Zeit, in der Sie die Frage nach dem Warum dessen, was gelernt<br />
wird, stellen müssen.<br />
Stand: Oktober 2012 Binder 22 Seiten - 7