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Methoden und Medien - Pädagogische Hochschule Weingarten

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<strong>Methoden</strong> <strong>und</strong> <strong>Medien</strong> des TU<br />

nen Weg (Methode) gibt, der für alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gleichermaßen geeignet ist. <strong>Methoden</strong>vielfalt<br />

<strong>und</strong> <strong>Methoden</strong>angemessenheit im Hinblick auf bestimmte Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sind zentrale Bestimmungsfaktoren<br />

guten Unterrichts.“ (Esslinger-Hinz 2007, S. 147)<br />

Beachtung verdienen beide Standpunkte: Wenn eine Methode einen Lernweg weist, dann sollten für unterschiedliche<br />

Lerntypen auch verschiedene Wege vorhanden sein. Wenn aber jeder Weg erlaubt ist, inwiefern<br />

kann dann noch von <strong>Methoden</strong> gesprochen werden?<br />

Drittens besteht Uneinigkeit darüber, ob das <strong>Methoden</strong>spektrum des TU gut ausgearbeitet ist oder nicht.<br />

Auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für technische Bildung 2012 (Tagungsband im Druck; vgl.<br />

auch dgtb.de) wurde darüber heftig diskutiert.<br />

Für Lehramtsstudierende bieten Unterrichtsmethoden Chance <strong>und</strong> Herausforderung gleichermaßen: Sie<br />

stellen einen „Handlauf“ dar, entlang dessen man sich durch einen Teil der Unterrichtsplanung arbeiten<br />

kann. Das ist eine große Hilfe, <strong>und</strong> die etablierten Wege dürfen nicht einfach ignoriert, sollen aber auch<br />

nicht gedankenlos befolgt werden. Sie stellen eine Herausforderung dar, denn hinter einer Methode muss<br />

immer die bildungstheoretische Diskussion verstanden werden: Welches Menschenbild liegt unserem Bildungssystem<br />

zugr<strong>und</strong>e? Wie lernen Kinder am besten? Was bedeutet das Attribut „allgemeinbildend“ ganz<br />

konkret für Unterricht <strong>und</strong> für Unterrichtsplanung?<br />

2 Begriffsbestimmungen<br />

Was eine Methode ist, kann nicht scharf eingegrenzt werden. Etymologisch betrachtet beschreibt méthodos<br />

einen Weg oder ein Verfahren. Nun kann man im Dunkeln durch ein Dickicht stolpern – so ein Verfahren,<br />

einen Weg zu beschreiten, meint Methode nicht. Es sollte beim Zurücklegen des Weges hell sein, der Sich-<br />

Bewegende sollte am Ende sein Ziel erreicht haben (1) <strong>und</strong> den Weg kennen, den er zurückgelegt hat (2).<br />

Das heißt nicht, dass nicht Teile des Weges im Dickicht verlaufen können – gerade dort ist es manchmal<br />

besonders interessant. Aber beim Durchwühlen sollte man das Dickicht kennenlernen.<br />

In präziserer Formulierung: Eine Unterrichtsmethode ist ein kunstvolles, geregeltes Verfahren zur Erreichung<br />

eines Unterrichtszieles. Kunstvoll meint, dass den SuS eine Sache nicht einfach vorgelegt wird, so<br />

lernt niemand auf Dauer gerne. Es sollte, bildlich gesprochen, der Appetit angeregt werden, die Sache kann<br />

wie ein Geschenk verpackt werden, sodass die SuS es auspacken <strong>und</strong> erk<strong>und</strong>en wollen. Geregelt meint,<br />

dass Kinder der Lernweg möglichst effektiv zum Ziel führen sollte. Wichtig: Effektivität <strong>und</strong> Spannung<br />

sind keine Gegensätze, sondern Geschwister (dass Geschwister oft streiten, ändert nichts an ihren gemeinsamen<br />

Wurzeln).<br />

Duncker beschreibt Methode als die „Kunst des Hervorbringens <strong>und</strong> Fortschreibens von Kultur“ (Duncker<br />

1994, S. 65). Hier deutet sich an, dass Unterrichtsmethode mehr ist als bloß geschicktes Arrangieren von<br />

Lernstoff, sondern dass sie eine wichtige Aufgabe im Bildungsprozess hat. Duncker betont, dass SuS durch<br />

methodisch kunstvollen Unterricht die Fähigkeit erhalten, (1) die Welt lesen zu lernen (a.a.O., S. 85) <strong>und</strong><br />

(2) die Potentiale ihrer Persönlichkeit entwickeln können: Selbstkräfte, Wollen/Kennen/Können, Selbstvollendung<br />

der Seele, Qualität des Subjekts. Duncker schreibt: „Personalität kann [...] nur im Medium kultureller<br />

Beanspruchungen ausgebildet werden.“<br />

Diese Formulierung sollte nicht überlesen werden. Was bedeutet sie konkret? Ein Beispiel:<br />

Ihre SuS sollen einen CD-Ständer aus Kunststoff bauen. Sie lassen sie ein Experiment zu den<br />

temperaturabhängigen Eigenschaften von Thermoplasten machen. Warum? Weil sie herausfinden<br />

sollen … Weil Experimente auch in technischen Berufen… Weil Experimente gerade<br />

„in Mode“ sind…) Und die Kultur? Was ändert das Experiment bei Ihren SuS, sodass sie die<br />

(kulturell geprägte) Welt besser lesen lernen? Welche Potentiale der Persönlichkeiten werden<br />

dadurch gestärkt?<br />

Das sind sehr gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen, <strong>und</strong> Sie merken als Anfänger im Lehramtsstudium vielleicht auch,<br />

dass Sie beim Beantworten in eine Rechtfertigungshaltung kommen. Es wird von Ihnen verlangt, dass Sie<br />

begründen können, warum Sie etwas genau so machen <strong>und</strong> nicht anders. Sie müssen sich dahingehend<br />

entwickeln, dass sie Ihre Entscheidungen zunehmend objektiver <strong>und</strong> mit Sachkenntnis unterlegt begründen<br />

Stand: Oktober 2012 Binder 22 Seiten - 2

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