das ginge eigentlich die ganze Welt etwas an! - Bundesministerium ...
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Einleitung<br />
Diese Publikation ist <strong>das</strong><br />
Ergebnis eines Stu<strong>die</strong>nprojekts<br />
der Abteilung<br />
für Internationale Beziehungen des Unterrichtsministeriums im<br />
Jahr des Interkulturellen Dialogs 2008. Wir haben <strong>die</strong>ses zum<br />
Anlass genommen, einen Blick auf <strong>das</strong> facettenreiche Geschehen<br />
im Rahmen des interreligiösen Dialogs <strong>an</strong> Schulen<br />
zu werfen.<br />
Einige positive Beispiele, denen wir <strong>an</strong> österreichischen<br />
Schulen begegnet sind, möchten wir Ihnen näher bringen –<br />
nicht zuletzt mit der Hoffnung, <strong>das</strong> Interesse der Lehrkräfte<br />
jeglichen Fachgebiets zu wecken und damit Anregungen zu<br />
geben, sich <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem Dialog zu beteiligen.<br />
Wie sich durch unser Stu<strong>die</strong>nprojekt gezeigt hat, erachtet es<br />
<strong>die</strong> Mehrheit der im interreligiösen Dialog aktiven Lehrkräfte<br />
als ihre pädagogische Aufgabe, durch entsprechende Projekte<br />
<strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler zu Toler<strong>an</strong>z, gegenseitigem Respekt<br />
und Abbau von Vorurteilen zu motivieren. Weiters möchten<br />
viele einen Gegenpol zu Negativberichten in den Me<strong>die</strong>n –<br />
vor allem über Islam und Muslime – schaffen und erwarten<br />
sich dadurch allgemein positive Rückwirkungen auf <strong>die</strong> Gesellschaft.<br />
Die jungen Mitglieder der viel zitierten pluralistischen Gesellschaft<br />
Österreichs treffen ein<strong>an</strong>der in der – vor allem öffentlichen<br />
– Schule, um sich zu mündigen und ver<strong>an</strong>twortungsvollen<br />
Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln. Ist <strong>die</strong> Schule<br />
folglich ein Ort, <strong>an</strong> dem m<strong>an</strong> sich mit Werten und deren Ursprung<br />
ausein<strong>an</strong>dersetzen muss? Mit Hinweis auf <strong>die</strong> welt<strong>an</strong>schauliche<br />
Neutralität des Staates ist so m<strong>an</strong>che Gegenstimme<br />
hörbar – soll doch keine Schülerin und kein Schüler „indoktriniert“,<br />
sondern vielmehr zum Denken in Freiheit und eigenständigem<br />
H<strong>an</strong>deln erzogen werden.<br />
Nichtsdestotrotz hat gemäß Paragraph 2 des Schulorg<strong>an</strong>isationsgesetzes<br />
„[d]ie österreichische Schule […] <strong>die</strong> Aufgabe,<br />
<strong>an</strong> der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen,<br />
religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten<br />
des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe<br />
und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht<br />
mitzuwirken.“ 1<br />
| Interreligiöser Dialog<br />
11<br />
Nimmt <strong>die</strong> Schule <strong>die</strong>se Aufgaben ausreichend wahr? Obwohl<br />
Sie in <strong>die</strong>ser Publikation hauptsächlich auf Gegenbeispiele<br />
stoßen werden, ist in der Praxis festzustellen, <strong>das</strong>s eine<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit <strong>die</strong>sen Werten oftmals vermieden wird<br />
bzw. <strong>das</strong>s Religionslehrkräfte mit dem Wertethema alleine<br />
gelassen werden.<br />
Es wäre indessen von allgemeinem Interesse zu beleuchten,<br />
wie in unserer pluralistischen Gesellschaft mit dem Wertethema<br />
umgeg<strong>an</strong>gen wird: Welche sind <strong>die</strong> Werte, <strong>die</strong> den<br />
jungen Menschen verschiedener Konfessionen in der Schule<br />
vermittelt werden (wenn auch nicht explizit), wo haben Werthaltungen<br />
ihre Ursprünge – und wie kommen wir in einer<br />
demokratischen Gesellschaft zu einem sinnvollen Konsens?<br />
Religion ist eine der Quellen für Werte, und der Dialog<br />
zwischen den Religionen k<strong>an</strong>n <strong>die</strong> Grundlagen für m<strong>an</strong>ch<br />
unterschiedliche Werthaltung bewusst machen und eine konstruktive<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit differierenden Ansprüchen<br />
ermöglichen. Solche Überlegungen sind vor allem auch im<br />
Kontext der Entwicklung einer Schulkultur, welche heute wichtiger<br />
denn je erscheint, zu sehen. Die Initiative „Lebenswerte<br />
Schule. Religiöse Aspekte der Schulkultur“, <strong>die</strong> Martin Jäggle<br />
bereits in seinem Vorwort mit einem Zitat vorgestellt hat 2,<br />
betont <strong>die</strong> Notwendigkeit einer gemeinsamen Verständigung<br />
aller Beteiligten auf der Werteebene in Gesellschaft und Schule:<br />
Religiöse Traditionen seien u. a. darauf zu prüfen, was sie zu<br />
einem friedlicheren und gerechteren Zusammenleben beitragen<br />
können.<br />
In welchen schulischen Bereichen werden Schülerinnen und<br />
Schülern Gelegenheiten zur Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit religiösen<br />
oder allgemein sozialen Werten geboten?<br />
Die Schule hat laut Schulorg<strong>an</strong>isationsgesetz <strong>die</strong> Pflicht, junge<br />
Menschen auf ihrer Suche nach „dem Wahren“ zu unterstützen.<br />
Die Vernunft ist ein Werkzeug dafür. Trotzdem werden nicht<br />
nur viele Religionslehrkräfte der Annahme zustimmen, <strong>das</strong>s es<br />
Bereiche im Leben gibt, <strong>die</strong> mit Vernunft allein nicht zugänglich<br />
sind. Wie k<strong>an</strong>n damit umgeg<strong>an</strong>gen werden?<br />
Wir gehen davon aus, <strong>das</strong>s sich Religion nicht allein auf<br />
<strong>die</strong> Theologie, also auf Lehre und Regelsystem, beschränkt.<br />
Vielmehr umfasst sie auch <strong>die</strong> Erfahrungsebene – jenseits der