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das ginge eigentlich die ganze Welt etwas an! - Bundesministerium ...

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Interreligiöser Dialog | Projekte<br />

66<br />

religiöser Dialog] ist in <strong>die</strong>ser Form neu für unsere Schule. Von<br />

einer <strong>an</strong>deren Schule habe ich <strong>die</strong> Erfahrung, <strong>das</strong>s zur Abschlussfeier<br />

immer <strong>die</strong> religiösen Häupter einiger Religionsgemeinschaften<br />

gekommen sind. So <strong>etwas</strong> ist auch wichtig, aber da geht es um<br />

<strong>etwas</strong> <strong>an</strong>deres – um Repräsentation, aber <strong>das</strong> bleibt <strong>an</strong> der Oberfläche.<br />

Dieses Projekt war viel tiefer gehend, <strong>das</strong> hat <strong>die</strong> Schüler<br />

auch nachher noch beschäftigt. Hier haben sie in einem geschützten,<br />

abgegrenzten und für sie überschaubaren Bereich Erfahrungen<br />

sammeln können […] Die Schüler sind neugierig und offener für<br />

<strong>das</strong> Thema geworden. Das ist ein Mosaiksteinchen in Richtung<br />

Normalität. Wir sind eine Wiener Schule und müssen uns mit den<br />

Wiener Begebenheiten befassen, damit aber behutsam beginnen“<br />

(H<strong>an</strong>s Hofer, Interview am 6.3.08).<br />

Es war den Kooperationspartnerinnen und -partnern im Vorhinein<br />

bewusst, <strong>das</strong>s Sensibilität geboten war, sowohl in der Projektgestaltung<br />

als auch in praktischen Details.<br />

„M<strong>an</strong> muss bezüglich der Themen sehr vorsichtig sein […] M<strong>an</strong><br />

muss <strong>die</strong> Schüler ernst nehmen, ihre Ängste ernst nehmen. Solche<br />

Projekte sollen nicht zur Selbstverwirklichung von Erwachsenen<br />

<strong>die</strong>nen. Es ist wichtig, <strong>die</strong> eigene Grundhaltung zu überdenken und<br />

neugierig und offen zu schauen. Ziel ist nicht, von meiner eigenen<br />

Religion weggezogen zu werden, sondern in der eigenen Religion<br />

zu Hause zu sein: D<strong>an</strong>n ist ein entsp<strong>an</strong>ntes Einladen und ein entsp<strong>an</strong>ntes<br />

ein<strong>an</strong>der Besuchen möglich. Ängste gibt es dort, wo<br />

jem<strong>an</strong>d kein Zuhause hat oder sich zu Hause nicht sicher fühlt“<br />

(Ruth Schel<strong>an</strong>der-Glaser, Interview am 21.2.08).<br />

Schon der Projekttitel weist auf eine Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit für alle<br />

Religionen grundlegenden Sinnfragen hin. Die beteiligten Lehrkräfte bemühten<br />

sich, ihren Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten für einen<br />

tiefgehenden Dialog zu bieten.<br />

„Wenn nicht Sinnfragen, was denn sonst – gerade <strong>die</strong>se betreffen<br />

Schüler jeder Altersstufe am meisten. Lexikalisches Wissen<br />

k<strong>an</strong>n überall nachgelesen werden, sogar im Internet – Grundlagen<br />

sind notwendig, daher auch <strong>die</strong> Einführungsreferate zu den<br />

einzelnen Religionen im Projekt, doch dabei sollte es nicht bleiben,<br />

sondern m<strong>an</strong> sollte sich von der Oberfläche in <strong>die</strong> Tiefe begeben“<br />

(Ruth Schel<strong>an</strong>der-Glaser, Interview am 21.2.08).<br />

„Die Islamische Fachschule für Soziale Bildung ist eine sozialberufliche<br />

Schule, hat seelsorgerischen Charakter, daher sind Sinnfragen<br />

wichtig, weil <strong>die</strong> Schülerinnen im Spitalswesen als Pflegepersonal<br />

auf <strong>die</strong>se Fragen stoßen werden“ (Zeynep Elibol, Interview<br />

am 25.2.08).<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

beim „Eis brechen“<br />

„Als Muslime müssen wir uns über Sinnfragen Ged<strong>an</strong>ken machen<br />

– im Dialog mit <strong>an</strong>deren sind sie [<strong>die</strong> Schülerinnen, Anm.] gezwungen,<br />

nachzudenken, <strong>das</strong> ist super, da werden sie aufgeweckt<br />

und <strong>an</strong>geregt – und so auch <strong>die</strong> Dialogpartner der <strong>an</strong>deren Religion.<br />

Diese Themen kommen immer im Dialog auf. Da es keine fixen<br />

Antworten gibt, ist es ein fortlaufender Prozess – der geht nach<br />

der Verabschiedung in den Schülern weiter“ (S¸ ule Türk, Interview<br />

am 27.2.08).<br />

A<br />

n zwei aufein<strong>an</strong>der folgenden<br />

Projekttagen kamen jeweils um <strong>die</strong> fünfzehn Schülerinnen und Schüler<br />

vom Jüdischen Gymnasium, der Islamischen Fachschule und dem Akademischen<br />

und Ev<strong>an</strong>gelischen Gymnasium mit ihren Lehrkräften, weiters<br />

den Leitern des Jüdischen Gymnasiums und der Leiterin der Islamischen<br />

Fachschule sowie Prof. Robert Schel<strong>an</strong>der von der Ev<strong>an</strong>gelischen Fakultät<br />

der Uni Wien und Filmemacherin Uli Schwarz-Hinterberger zusammen.<br />

Der erste Tag war dem Thema „Geburt“ gewidmet. Im Vorfeld hatte<br />

sich <strong>die</strong> Koordinatorin Ged<strong>an</strong>ken über einen passenden themenbezogenen,<br />

allerdings möglichst neutralen, Ort gemacht, der Anforderungen wie<br />

Teilnehmerzahl, Projektbudget, Infrastruktur etc. gerecht werden sollte.<br />

Die Wahl fiel auf <strong>die</strong> ev<strong>an</strong>gelische Kapelle im Allgemeinen Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

(AKH) Wien, wo m<strong>an</strong> nicht nur <strong>die</strong> Geburtenklinik in räumlicher Nähe<br />

wusste, sondern auch <strong>die</strong> benachbarten Gebetsräume jüdischen, katholischen<br />

und islamischen Glaubens besuchen konnte.

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