29.01.2013 Aufrufe

das ginge eigentlich die ganze Welt etwas an! - Bundesministerium ...

das ginge eigentlich die ganze Welt etwas an! - Bundesministerium ...

das ginge eigentlich die ganze Welt etwas an! - Bundesministerium ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Interreligiöser Dialog | Vorwort<br />

6<br />

lische Anerkennung, erleichtert doch <strong>die</strong> rechtliche Gleichstellung<br />

eine Begegnung auf Augenhöhe, <strong>die</strong> Voraussetzung<br />

für jedes respektvolle Gespräch ist.<br />

Immer wieder ist vom Dialog der Kulturen oder der<br />

Religionen <strong>die</strong> Rede, doch Kulturen und Religionen<br />

können allein schon deshalb keinen Dialog führen, weil<br />

sie keine Subjekte sind. Hinzu kommt noch, <strong>das</strong>s es etwa<br />

<strong>die</strong> islamische Kultur oder <strong>die</strong> christliche Kultur nicht<br />

gibt. Einen Dialog können nur Menschen führen und<br />

Bildung k<strong>an</strong>n dazu einen Beitrag leisten.<br />

Schule ist gemäß § 2 des Schulorg<strong>an</strong>isationsgesetzes 2<br />

verpflichtet, folgende Möglichkeiten zu geben: Schule<br />

als Ort des Fragenstellens, der gemeinsamen Suche nach<br />

Wahrheit, des Forschens und Entdeckens. Diesen Aufgaben<br />

müssten sich alle Lehrkräfte/Schulleitungen etc.<br />

stellen, denn der Auftrag von § 2 wird keinesfalls durch<br />

<strong>die</strong> Erteilung konfessionellen Religionsunterrichts, eines<br />

Ortes strukturierten religiösen Lernens, ausgeschöpft.<br />

Schule ist ein zentraler Ort, sich darüber zu verständigen,<br />

was junge Menschen und verschiedene religiöse<br />

Traditionen meinen, wenn sie von „Gott“ sprechen, aber<br />

auch, was ihnen „Gott“ bedeutet. Wo nicht oder zu<br />

wenig nachgedacht wird, ist keine Bildung möglich. Eine<br />

Schule, <strong>die</strong> nur be<strong>an</strong>twortbare Fragen zulässt, verrät <strong>das</strong><br />

Anliegen der Bildung.<br />

Angemessen wäre es, von religionssensibler Bildung<br />

als lebensl<strong>an</strong>ger Aufgabe in und für spezifische, religiös<br />

heterogene Kontexte zu sprechen, <strong>die</strong> nicht primär auf<br />

ein völliges Verstehen von Religionen oder Menschen<br />

<strong>an</strong>zielt und so den Hinweis von Georg Auernheimer von<br />

einer falschen Sicherheit des Verstehens berücksichtigt.<br />

Nicht <strong>die</strong> „Entfremdung“ des mir Fremden ist <strong>das</strong> Ziel,<br />

sondern eher ein<strong>an</strong>der in der Fremdheit zu begleiten.<br />

Religionssensible Bildung fördert <strong>die</strong> Fähigkeit sich<br />

infrage stellen zu lassen, ohne sich selbst aufgeben zu<br />

müssen oder perm<strong>an</strong>ent verunsichert zu sein, fördert <strong>die</strong><br />

Fähigkeit, Verschiedenheit wahrnehmen und <strong>an</strong>erkennen<br />

zu können und erschließt ein Verständnis von Religion<br />

jenseits der Kategorien „eigene Religion“ und „fremde<br />

Religion“.<br />

„Gott und <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>“ wäre ein Thema des Gesamtunterrichts<br />

– einen Dialog im Sinne einer Verständigung<br />

darüber gilt es zu fördern, wobei <strong>die</strong> religiösen Fragen<br />

junger Menschen sich meist undiszipliniert stellen, sie<br />

halten sich nicht <strong>an</strong> den Stundenpl<strong>an</strong>, wobei deren<br />

Bearbeitung doch ein Mindestmaß <strong>an</strong> religionspädagogischer<br />

Kompetenz verl<strong>an</strong>gt.<br />

Dass hier neue Wege der LehrerInnenbildung gefordert<br />

sind, liegt nahe. Insbesondere ist, um Indoktrinierung<br />

oder Zw<strong>an</strong>g zur „Normalisierung“ zu vermeiden,<br />

auch <strong>die</strong> Fähigkeit der Selbstrelativierung gefordert, eine<br />

Fähigkeit, <strong>die</strong> etwa hilft, <strong>die</strong> Ressourcen der Vielfalt nutzen<br />

zu können.<br />

Der Anspruch, erst auf der Basis einer gesicherten<br />

Identität in Dialog mit <strong>an</strong>deren treten zu können, geht<br />

<strong>an</strong> der Realität vorbei. Junge Menschen wachsen in der<br />

Pluralität auf, erwerben Identität kommunikativ. Differenz<br />

ist dementsprechend durch Dialog eine Ch<strong>an</strong>ce für<br />

Identitätsbildung. Eine geliehene Identität k<strong>an</strong>n in der<br />

pluralen Gesellschaft nicht tragen.<br />

Was der Theologe Karl Rahner für <strong>das</strong> Christentum<br />

gesagt hat, gilt entsprechend auch für <strong>an</strong>dere Religionen:<br />

„Der Fromme von morgen wird ein ‚Mystiker’ sein,<br />

einer der <strong>etwas</strong> ‚erfahren’ hat, oder er wird nicht mehr<br />

sein…“ 3 Natürlich hat der hier so gen<strong>an</strong>nte „Mystiker“<br />

kein ekstatisches oder esoterisches Bewusstsein, sondern<br />

ist erfahren im Kontext des Lebens. Heute würden<br />

m<strong>an</strong>che sagen, er ist ein wesentlicher, ein spiritueller<br />

Mensch, der mitten im Leben steht.<br />

Spiritualität und spirituelles Lernen heben nun <strong>die</strong><br />

religiöse Diversität nicht auf, helfen aber, religiös bedingte<br />

Sp<strong>an</strong>nungen besser aushalten, den religiösen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!