das ginge eigentlich die ganze Welt etwas an! - Bundesministerium ...
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Interreligiöser Dialog | Projekte<br />
50<br />
Christlich–islamische Begegnungen<br />
Henri-Dun<strong>an</strong>t-Volksschule Wien<br />
ANDREA LANG (katholischer Religionsunterricht)<br />
HÜSNE ARSLAN (islamischer Religionsunterricht)<br />
Anlässlich mehrerer<br />
Feste im muslimischen und christlichen Feiertagskalender<br />
org<strong>an</strong>isierten <strong>die</strong> beiden Religionslehrerinnen<br />
monatlich gemeinsame Treffen für ihre<br />
Gruppen in der dritten Schulstufe. Sie hatten es<br />
sich zum Ziel gesetzt, den Kindern in <strong>die</strong>sem Rahmen<br />
Themen näherzubringen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se im Alltag<br />
in nur oberflächlicher Weise „aufschnappten“.<br />
Da <strong>die</strong> Kolleginnen festgestellt hatten, <strong>das</strong>s<br />
Feste und Brauchtum im Zusammenleben der<br />
Klasse eine große Rolle spielen, setzten sie sich<br />
<strong>die</strong>se Thematik als Schwerpunkt. Gegenseitige<br />
Achtung und Wertschätzung sollten gefördert<br />
werden, damit <strong>die</strong> Kinder ein<strong>an</strong>der akzeptieren<br />
und gut mitein<strong>an</strong>der auskommen würden. Ein<br />
bewussteres Wahrnehmen der eigenen Religion<br />
sollte gleichzeitig gefördert und nicht zuletzt<br />
etwaige Ängste vor der „fremden“ Religion<br />
abgebaut werden (Andrea L<strong>an</strong>g und Hüsne<br />
Arsl<strong>an</strong>, Interview am 18.2.08).<br />
Die Eltern wurden über <strong>die</strong> Aktivitäten brieflich<br />
informiert und nutzten <strong>die</strong> Gelegenheit vielfach,<br />
um sich bei den Lehrerinnen näher über<br />
Projekt und Programm zu erkundigen. Nach Beseitigung<br />
aller Unklarheiten waren Kolleginnen<br />
und Direktorin erfreut über <strong>die</strong> Zustimmung der<br />
Elternhäuser, <strong>die</strong> ihren Kindern <strong>die</strong> Teilnahme<br />
<strong>an</strong> den gemeinsamen Aktivitäten erlaubten.<br />
„Über positive Reaktionen der Eltern und<br />
<strong>das</strong> Vertrauen, <strong>das</strong> mir <strong>die</strong> Eltern entgegenbrachten,<br />
freute ich mich persönlich sehr.<br />
Im Allgemeinen war <strong>die</strong> Reaktion der Eltern<br />
sehr positiv, da sie sich über so ein Projekt<br />
<strong>an</strong> der Schule ihres Kindes freuten“ (Hüsne<br />
Arsl<strong>an</strong>, Eigenevaluation).<br />
Auf dem Programm st<strong>an</strong>den <strong>die</strong> Themen<br />
Ramad<strong>an</strong>, Ernted<strong>an</strong>k, Opferfest und Wallfahrt<br />
(Hadsch), Advent und Weihnachten, islamisches<br />
Neujahr, christliche Fastenzeit, Mohammeds<br />
Geburtstag, Ostern sowie Besuche in einer<br />
Moschee und einer Kirche.<br />
Auch Direktorin Eveline John ist der interreligiöse<br />
Dialog <strong>an</strong> ihrer Schule ein großes Anliegen.<br />
Sie st<strong>an</strong>d hinter ihren Lehrerinnen und<br />
unterstützte sie in administrativen Bel<strong>an</strong>gen:<br />
„Es ist mir wichtig, <strong>das</strong>s römisch-katholischer<br />
und islamischer Religionsunterricht<br />
parallel stattfinden. So wird verhindert,<br />
<strong>das</strong>s der Islam-Unterricht als Ver<strong>an</strong>staltung<br />
in den Nachmittag verlegt wird. Gemeinsame<br />
Projekte können so viel leichter<br />
durchgeführt werden“ (Interview am<br />
18.2.08).<br />
Mit der Kooperation der Kolleginnen ist <strong>die</strong><br />
Direktorin sehr zufrieden, zumal sie interreligiösen<br />
Dialog <strong>an</strong> ihrer Schule als unerlässlich<br />
erachtet.<br />
„Es ist für unseren Schulst<strong>an</strong>dort besonders<br />
wichtig, <strong>das</strong>s wertschätzend zusammengearbeitet<br />
wird. Ich habe so viele<br />
Kulturen im Haus – wenn wir nicht gut mitein<strong>an</strong>der<br />
könnten, käme es zum Chaos. Wir<br />
müssen offen aufein<strong>an</strong>der zugehen, damit<br />
keine Feindbilder aufgebaut werden. Lehrer<br />
<strong>die</strong>nen dabei besonders als Vorbilder – ihr<br />
offenes Mitein<strong>an</strong>derumgehen nimmt Einfluss<br />
auf <strong>die</strong> Kinder. Ich appelliere <strong>an</strong> alle:<br />
Lehrer dürfen nicht abwerten – bei 50%<br />
Ausländer<strong>an</strong>teil würden wir <strong>die</strong> halbe Klientel<br />
verlieren […]<br />
Religiöse Inhalte lassen sich am besten<br />
durch den Umg<strong>an</strong>g mitein<strong>an</strong>der vermitteln“<br />
(Eveline John, Interview am 18.2.08).<br />
Es nehmen <strong>an</strong> ihrer Schule auch einige Kinder<br />
ohne Bekenntnis am Religionsunterricht<br />
teil, wodurch <strong>die</strong>se natürlich automatisch ins interreligiöse<br />
Begegnungsprojekt integriert sind:<br />
„Eltern sind interessiert <strong>an</strong> der ethischen<br />
Erziehung. Ich k<strong>an</strong>n vermitteln, <strong>das</strong>s dafür<br />
der Religionsunterricht nötig ist, auch für<br />
jene ohne Religionsbekenntnis – meist sind<br />
Eltern d<strong>an</strong>n dazu bereit, ihr Kind am Religionsunterricht<br />
teilnehmen zu lassen!“ (Eveline<br />
John, Interview am 18.2.08)<br />
Je nach Anlass war im Rahmen des Begegnungsprojekts<br />
entweder <strong>die</strong> katholische oder<br />
<strong>die</strong> muslimische Gruppe für <strong>die</strong> Gestaltung der<br />
gemeinsamen Stunden ver<strong>an</strong>twortlich. Als Expertinnen<br />
und Experten traten dabei immer <strong>die</strong><br />
Kinder auf – sie waren es, <strong>die</strong> ihren Kolleginnen<br />
und Kollegen ihre eigene Religion näherbringen<br />
sollten. Die Lehrerinnen bereiteten sich mit<br />
den Schülerinnen und Schülern im „eigenen“<br />
Religionsunterricht auf <strong>die</strong> Treffen vor und erarbeiteten<br />
gemeinsam <strong>die</strong> Vorgehensweise:<br />
„Wir reflektierten über <strong>die</strong> Fragen: Was<br />
möchte ich weitergeben? Wie k<strong>an</strong>n ich <strong>die</strong>s<br />
<strong>an</strong>schaulich darstellen, so<strong>das</strong>s es <strong>an</strong>dere<br />
erleben können? – Dinge, <strong>die</strong> sie sehen oder<br />
selbst machen können, merken sich Kinder<br />
besser. Wir möchten ihnen auch äußerliche<br />
Zeichen der Religion bewusst machen und<br />
Hintergründe klären“ (Andrea L<strong>an</strong>g, Interview<br />
am 18.2.08).