Ausgabe - 01-02 - 2012 - Produktion
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METALL- UND KERAMIK-SPRITZGUSS<br />
12. Januar 2<strong>01</strong>2 · Nr. 1-2 · <strong>Produktion</strong> · Werkstoffe Konstruktion · 17<br />
Weitere Anwendungsmöglichkeiten<br />
warten auf die Erschließung<br />
REINHARD BAUER, PRODUKTION NR. 1-2, 2<strong>01</strong>2<br />
Metall- oder Keramikteile lassen sich ebenso elegant und detailreich<br />
wie Spritzgießteile aus Kunststo� herstellen und erö�nen wegen ihrer<br />
Eigenschaften noch ein großes Potenzial für die Produktentwicklung.<br />
A-KOTTINGBRUNN (RM). Das Innovationspotenzial<br />
der Formteile, die<br />
durch MIM (Metal Injection Moulding)<br />
und CIM (Ceramic Injection<br />
Moulding) hergestellt werden, ist<br />
beträchtlich, aber weithin noch<br />
ungenutzt. In Österreich befassen<br />
sich vor allem die pimtec GmbH in<br />
Seibersdorf, die Ernst Wittner<br />
GmbH in Wien, sowie der Spritzgießmaschinenhersteller<br />
Wittmann<br />
Battenfeld GmbH in Kottingbrunn<br />
mit dieser Technik. Die Kompetenzen<br />
dieser Unternehmen reichen<br />
von der Rezepturentwicklung und<br />
Verfahrenstechnik, über den Werkzeugbau<br />
bis zum Maschinenbau<br />
und ergänzen sich damit.<br />
Bei diesem speziellen MIM-Teil aus<br />
Wolfram handelt es sich um den Emitter-Ring<br />
für einen Ionen-Antrieb eines<br />
Satelliten. Zu sehen ist „Grünling“ nach<br />
dem Spritzgießen. Bild: pimtec GmbH<br />
Flammhemmender<br />
Butyl-Dichtstoff<br />
für Kabel<br />
PRODUKTION NR. 1-2, 2<strong>01</strong>2<br />
Mit Terostat 3631 FR hat Henkel<br />
einen �ammgehemmten und<br />
einfach zu verarbeitenden Butyl-<br />
Dichtsto� entwickelt.<br />
DÜSSELDORF (RM). Im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Dichtstoffen auf<br />
Butyl-Basis hält der neue Terostat<br />
3631 FR eine Dauereinsatztemperatur<br />
bis 105 ºC aus und zeigt im<br />
Brandfall ein selbstverlöschendes<br />
Verhalten.<br />
Damit eignet sich der Dichtstoff<br />
zum Beispiel zur Längswasserabdichtung<br />
von Kabelbündeln in<br />
Hitze entwickelnden Elektrogeräten.<br />
Neben dem effektiven thermischen<br />
Schutz kann der Butyl-<br />
Dichtstoff verarbeitet werden. Er<br />
dichtet zudem gut gegen Wasser<br />
und Feuchtigkeit ab. Als Knetmasse<br />
wird das Produkt von Hand zur<br />
Abdichtung des Kabelbaums verwendet.<br />
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KOSTEN SENKEN MIT PRODUKTION<br />
Unbekannt ist, dass in einem Automobil<br />
durchschnittlich 5 bis 8 kg<br />
an Metallteilen stecken, die mit einem<br />
pulvermetallurgischen Herstellungsverfahren<br />
gefertigt wurden.<br />
Weitere Beispiele sind die<br />
Auflageplättchen von Zahnspangen<br />
und die Implantatschrauben<br />
für den Zahnersatz.<br />
Der Mehrkomponenten-Spritzguss<br />
zur Kombination verschiedener<br />
Materialien mit ihren unterschiedlichen<br />
Eigenschaften ist nicht<br />
auf Kunststoffe oder Elastomere<br />
beschränkt, sondern auch mit Metallen<br />
und Keramiken realisierbar.<br />
Ein Beispiel ist die Kombination von<br />
nichtmagnetischen und magnetischen<br />
Werkstoffen zu einem Verbundbauteil<br />
für die Elektrotechnik.<br />
Auch Formteile aus Hartmetall<br />
lassen sich fast nacharbeitsfrei über<br />
den Verfahrensschritt Spritzgießen<br />
herstellen, auch in großen Serien<br />
und zu vertretbaren Kosten. Diese<br />
sind wirtschaftlich umso interessanter,<br />
je höher der Innovationsgrad<br />
und die Funktionsintegration sind.<br />
Ausgangspunkt des Herstellprozesses<br />
ist immer pulverförmiges<br />
Rohmaterial mit einer definierten<br />
Korngröße. Zur Verarbeitung des<br />
Pulvers – Metall oder Keramik – wird<br />
ein Bindemittel zugemischt, das<br />
den Zusammenhalt der Pulverpartikel<br />
während der Spritzgießverarbeitung<br />
sicherstellen soll. Dazu<br />
müssen in einem Mischprozess<br />
möglichst alle Werkstoffpartikel<br />
Ihr Prozess braucht<br />
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gleichmäßig und agglomerationsfrei<br />
mit dem Bindemittel ummantelt<br />
werden.<br />
Ursprünglich verwendete man<br />
zu diesem Zweck Bindemittel auf<br />
der Basis von Wachsen, deren<br />
nachfolgende Entfernung aber zeitaufwändig<br />
und technisch problematisch<br />
war. Neuere Bindemittelsysteme<br />
sind wasserlöslich, beispielsweise<br />
auf der Basis von Polyvinylalkohol,<br />
oder katalytische<br />
Binder, die auf der Möglichkeit des<br />
Abbaus von Polyoximethylen<br />
(POM) durch starke Säuren beruhen.<br />
Bei letzterem wird der Binder<br />
von außen nach innen vom festen<br />
in den gasförmigen Zustand (Formaldehyd)<br />
übergeführt und anschließend<br />
verbrannt.<br />
PIM-Verfahren: Komplexe<br />
Geometrien sind möglich<br />
In einem Folgeschritt wird das<br />
Material/Binder-Gemisch zu einem<br />
so genannten Feedstock in Form<br />
eines rieselfähigen Granulats konfektioniert.<br />
Das Granulat kann prinzipiell<br />
auf einer üblichen Spritzgießmaschine<br />
verarbeitet werden.<br />
Einzige Voraussetzung dafür ist,<br />
dass die Plastifizier- bzw. Spritzeinheit<br />
und die Verfahrenssoftware auf<br />
die Materialeigenschaften des<br />
Feedstocks abgestimmt sind.<br />
Der Verfahrensablauf des Spritzgießens<br />
unterscheidet sich nur unwesentlich<br />
vom dem bei der Kunststoffverarbeitung.<br />
Der verarbeitete<br />
Feedstock wird im Schneckenaggregat<br />
erwärmt, das Bindemittel<br />
dadurch aufgeschmolzen und das<br />
Gemenge anschließend in ein gekühltes<br />
Spritzgießwerkzeug einge-<br />
Formteile auf der Basis von Pulvermetallen, aber auch keramischen Werkstoffen,<br />
werden überall dort eingesetzt, wo andere Werkstoffe die Anforderungen<br />
nicht oder nur unzureichend erfüllen können. Bild: Indo-MIM / Wittmann Battenfeld<br />
spritzt. Die Fahrbewegungen der<br />
Schließeinheit sind etwas langsamer<br />
und die Bremsphasen etwas<br />
sanfter als beim Thermplast-Spritzguss<br />
üblich. Damit soll die vergleichsweise<br />
sprödere Struktur des<br />
Spritzlings geschont werden.<br />
Die Formteile sind aber dennoch<br />
so stabil, dass sie in vielen Fällen frei<br />
fallend entformbar sind. Sehr empfindliche<br />
Teile müssen per Hand<br />
oder Roboter entnommen werden.<br />
Auch das Spritzgießwerkzeug unterscheidet<br />
sich nicht grundsätzlich<br />
von einem Werkzeug für Kunststoff-<br />
Formteile. Die wichtigsten Unterschiede<br />
beziehen sich auf die Angussauslegung<br />
– es kommen fast<br />
ausschließlich feste Anbindungen<br />
in Frage – und die zu berücksichtigenden<br />
viel höheren Schwindungswerte,<br />
bedingt durch den anschließenden<br />
Sinterprozess.<br />
Schlauchpumpen<br />
Druckluftmembranpumpen<br />
Kolbenmembranpumpen<br />
Zahnradpumpen<br />
Dreh- und Kreiskolbenpumpen<br />
Die Spritzgussteile (Grünlinge)<br />
gehen vor dem Sintern zum „Entbindern“,<br />
der Entfernung des Bindemittels<br />
aus dem Formteil. Abgestimmt<br />
auf die unterschiedlichen<br />
Binder werden dafür unterschiedliche<br />
Verfahren angewandt. Den<br />
Formteil ohne Binder, der allein<br />
durch die formschlüssige Verzahnung<br />
der Partikel stabil zusammenhält,<br />
bezeichnet man auf Grund<br />
seines geänderten Aussehens als<br />
„Braunteil“ oder „Blauteil“. Bei Keramikteilen<br />
spricht man von einem<br />
„Weißteil“. Die bindemittelfreien<br />
Formteile gehen samt unterstützenden<br />
Aufnahmen in einen Sinterofen,<br />
wo sie „gebacken“ werden.<br />
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