Ausgabe - 01-02 - 2012 - Produktion

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6 · Unternehmen & Märkte · Produktion · 12. Januar 2012 · Nr. 1-2 INTERVIEW Forschung ist großes Plus SUSANNE BADER, PRODUKTION NR. 1-2 , 2012 Dr. Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie sieht ein Risiko für einen konjunkturellen Rückschlag, geht jedoch davon aus, dass die Branche dennoch Wachstum zu erwarten hat. Bitte bewerten Sie die derzeitigen Konjunkturaussichten. Die Stimmung in unserer Branche ist zum Jahreswechsel nach wie vor gut. Die aktuelle Geschäftslage wird von den Unternehmen ebenso positiv eingeschätzt wie in den starken Jahren 2006 und 2007. Das Risiko für einen konjunkturellen Rückschlag hat zwar in jüngster Zeit zugenommen. Aber wir gehen dennoch davon aus, dass das Chemiegeschäft im kommenden Jahr auf niedrigem Niveau wachsen wird: Wir rechnen mit einem Anstieg der Produktion um ein Prozent. Insgesamt würde ich die Note zwei bis drei vergeben. VCI Der VCI vertritt seit 1877 die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 1 650 Chemieunternehmen in Deutschland. Als Stimme der Branche kommuniziert er mit Politik, Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Er tritt für eine Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Branche ein. ZVEI PRODUKTION NR. 1-2 , 2012 Als ZVEI-Präsident bewertet Friedhelm Loh die Konjunkturaussichten mit gut bis befriedigend. Auf Grund seiner Erfahrungen als Inhaber Rittals rät er, künftig mit extremen Konjunkturschwankungen zu rechnen. „Das konjunkturelle Tempo ist zwar spürbar langsamer geworden. Dennoch ist es nicht so kritisch wie es in den Medien dargestellt wird. Deswegen bewerten wir die Konjunkturaussichten mit 2-3. Die viel zu hohen Staatsschulden in Europa sind nicht über Nacht entstanden, sondern haben sich über Jahre hinweg aufgetürmt. Entsprechend wird es auch lange dauern, bis sie auf ein wieder unzweifelhaft tragfähiges Niveau reduziert werden. Gleiches gilt für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Sie hat sich in den europäischen Südländern in den letzten zehn bis 15 Jahren sukzessive verschlechtert, und auch hier wird es geraume Zeit beanspruchen, um die Entwicklung umzukehren. Im Fokus von Rittal steht das weitere internationale Wachstum. Ein Schwerpunkt 2012 liegt dabei auf Wachstumsregionen wie Brasilien, Russland, China und Indien. Außer- DR. UTZ TILLMANN, VCI „Chemiegeschäft wird 2012 auf niedrigem Niveau wachsen“ Dr. Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie. Wie kann die Branche einer zunehmend unberechenbarer werdenden wirtschaftlichen Situation begegnen? Aus der engen Zusammenarbeit der deutschen Chemieunternehmen mit ihren Kunden entstehen Produkte und Systemleistungen, die auf den internationalen Märkten wegen ihrer Qualität stark gefragt sind. Unsere innovativen Werkstoffe und spezifischen Problemlösungen geben entscheidende Impulse für neue Produktlinien und Verfahren in anderen Kernbranchen. Diese Rolle in den Wertschöpfungsketten ist eine große Stärke der deutschen Chemie. Weitere wichtige Erfolgsfaktoren sind unsere hohe For- Loh erwartet Schwankungen „Die konjunkturelle Situation ist nicht so kritisch, wie sie in den Medien dargestellt wird.“ Friedhelm Loh, ZVEI-Präsident und Inhaber Rittals. dem werden wir unsere Plattform „Rittal – Das System“ als Weltstandard der Gehäusetechnik, der Klimatisierung, der Stromverteilung und der IT-Infrastruktur permanent weiterentwickeln. Erhebliches Potenzial gibt es speziell bei der besseren Integration im Gesamtsystem. Bereits für die ersten Frühjahrsmessen stehen Top-Innovationen auf dem Rittal-Programm, z.B. mit integrativen Kühlsystemen und neuen schungsintensität und ein breit gefächerter Mittelstand. Welche Themen stehen für die Branche 2012 ganz oben auf der Agenda? Aus meiner Sicht sind drei Themen von besonderer Bedeutung: Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Industrielandes Deutschland mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen zu stärken. Zweitens: Eine sichere Versorgung mit Grundlaststrom und bezahlbare Strompreise für die energieintensive Chemie zu gewährleisten. Drittens: Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen durch eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung zu unterstützen. Wodurch gewinnen die Chemieunternehmen in Deutschland den nötigen Innovationsvorsprung, um auch in Zukunft als Branche weltweit erfolgreich bleiben zu können? Unsere Unternehmen forschen entlang der großen Megatrends, die zentrale Bedeutung für eine wachsende Weltbevölkerung haben: Verbesserung der Nahrungsgrundlagen, Erschließung regenerativer Energiequellen, Entwicklung neuer Formen der Mobilität und Erhalt der Gesundheit einer alternden Bevölkerung. Rund 10 Prozent unserer 423 000 Beschäftigten sind in der Forschung tätig. Sie tragen dazu bei, Lö- Konjunktur sungen für eine nach- NOTE haltige Entwicklung zu erarbeiten. 3 Schranksystemen. Darüber hinaus wird die Energieeffizienz weiterhin technologisches Trendthema sein. Spätestens seit der Krise 2009 ist klar, dass die Ausschläge der wirtschaftlichen Entwicklung tendenziell größer werden. Dies verlangt den Unternehmen eine immer größere Flexibilität ab. Rittal hat die Krise genutzt und daraus gelernt. Heute sind wir besser aufgestellt, um schneller auf Konjunkturschwankungen zu reagieren. Dafür haben wir unsere Prozesse optimiert und unser Produktportfolio in die Tiefe deutlich weiterentwickelt. ‚Schneller, besser, überall‘ – dieses Erfolgskonzept für das Produktprogramm ‚Rittal – Das System‘ haben wir uns auch in Sachen Fertigung auf die Fahnen geschrieben. Im Fokus steht beispielsweise die umfassende Neuausrichtung der Montagelinien für die Fertigung von Großschaltschränken im Werk Rittershausen. Ab 2012 wird dort auch das neue Einzel-Schaltschranksystem SE 8 in der komplett neuen Produktionslinie mit einem hochmodernen Fertigungsverfahren hergestellt. Wir setzen 2012 weiter auf Zukunft mit technischen Highlights und Konjunktur Neuinvestitionen von NOTE rund 200 Millionen Euro weltweit.“ 2-3 INTERVIEW DR. SOLVEEN, COMMERZBANK Stagnation erwartet GUNNAR KNÜPFFER, PRODUKTION NR. 1-2 , 2012 Nach Einschätzung von Dr. Ralph Solveen, stellvertretender Leiter Economic Research der Commerzbank, wird die deutsche Wirtschaft 2012 stagnieren. Bitte bewerten Sie die Konjunkturaussichten. Kurzfristig sind sie eindeutig mangelhaft, da wir zumindest für das Winterhalbjahr ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft erwarten. Aber auch mittelfristig werden sie sich zunächst kaum mehr als ein ausreichend verdienen, zumindest so lange die Staatsschuldenkrise nicht zu Ende ist. 2011 stand im Zeichen der Schulden- und Eurokrise. Wird sich die Situation 2012 bessern? Aus konjunktureller Sicht wird es wohl eher sogar schlechter werden. Denn im aus unserem wahrscheinlichsten Szenario wird die Staatsschuldenkrise weiter vor sich hin köcheln, so dass die Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Euroraums anhalten wird. Zusammen mit der in vielen Ländern sehr restriktiven Finanzpolitik wird dies dazu führen, dass die deutsche Wirtschaft im Jahresdurchschnitt 2012 wohl nur stagnieren wird. Welche Themen stehen für die verarbeitende Industrie 2012 ganz oben auf der Agenda? Das Hauptthema wird sicherlich der immer stärker zu fühlende Abschwung sein, der gerade beim exportorientierten verarbeitenden INTERVIEW KLAUS HIEMER, PRODUKTION NR. 1-2 , 2012 Der Logistik-Spezialist SSI Schäfer spricht von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Eine nächste Krise dürfe aber nicht herbeigeredet werden, sagt SSI- Geschäftsführer Klaus Tersteegen. Das letzte Jahr stand im Zeichen der Schulden- und Eurokrise. Wird sich die Situation 2012 verbessern? Im Jahr 2011 haben verschiedene Schocks die Weltwirtschaft geschwächt. Hierzu gehören der starke Ölpreisanstieg, das Erdbeben in Japan und die verschärfte Schuldenkrise in der Euro-Zone. Diese Faktoren haben die Unsicherheit der Märkte spürbar erhöht. Für Deutschland gehe ich aber von einer stabilen Lage im- Jahr 2012 aus. Welche Themen stehen für Ihr Unternehmen 2012 ganz oben auf der Agenda? 2012 werden wir weiterhin großen Wert auf energieeffiziente Systeme legen und verstärkt unser Produktportfolio an einen sparsamen Umgang mit Energie ausrichten. Beispielsweise verfügt die SSI Schäfer Fördertechnik schon heute über Dr. Ralph Solveen, Commerzbank, erwartet ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft. Bild: Commerzbank Gewerbe und hier bei den Investitionsgüterherstellern bereits zu spüren ist und noch stärker zu spüren sein wird. Daneben wird es aber um die immer gleichen Herausforderungen gehen, nämlich sich im harten weltweiten Wettbewerb zu behaupten. Wie gut haben sich die Unternehmen aufgestellt, um eine neue Krise zu meistern? Gerade die vergangene Krise und die danach folgende schnelle Erholung haben gezeigt, dass die deutschen Unternehmen überwiegend sehr gut aufgestellt sind. Dies dürfte sich in den vergangenen Jahren eher noch verbessert haben, da die Verschuldung heute eher geringer ist und die Unternehmen mit geringeren Lagerbeständen in den Abschwung gehen. LOGISTIK: SSI SCHÄFER Krise nicht herbeireden eine feingegliederte Bedarfsabschaltung, die je nach Anwendungsfall bis zu 60 Prozent Energie einspart. Ein weiteres Beispiel stellt aus unserer Sicht der SSI Autocruiser dar, der aufgrund seiner besonderen Energieversorgung per aufladbaren Akku um bis zu 80 Prozent weniger Energie verbraucht gegenüber einer konventionellenFördertechnikanlage. Konjunktur NOTE 5 „Wir sind als Komplettanbieter für intralogistische Lösungen breit aufgestellt.“ Klaus Tersteegen, Geschäftsführer SSI Schäfer. Konjunktur NOTE 3
HANS-JOCHEN BEILKE, EBM-PAPST „Sehe keine Rezession auf uns zukommen“ SUSANNE BADER, PRODUKTION NR. 1-2 , 2012 Hans-Jochen Beilke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ebm-Papst- Gruppe, schildert seine Einschätzung der konjunkturellen Situation für dieses Jahr gegenüber Produktion. MULFINGEN (BA). „Die Schulden- und Eurokrise wird über das Jahr 2012 ein mittelfristiges Thema bleiben. Gespart werden muss weiterhin! Bei Ebm-Papst steht das Thema „Energieeffizienz und Ressourcenschonung“ nach wie vor ganz AUS DEN UNTERNEHMEN ASC: Der Hersteller von Beschleunigungssensoren erweitert seine Geschäftsführung: Renate Bay ist seit dem 1.11.11 geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens. In dieser Position verantwortet sie die Bereiche Controlling, Marketing und Betriebsorganisation. Bay (45) ist bereits seit 2007 als Marketing und Customer Service Manager bei ASC tätig. Neben Marketingaktivitäten lag der Schwerpunkt ihrer Arbeit bisher auf der Betriebsorganisation. FST: Am 01.01.2012 wird Dieter Schäfer (55) als Chief Operations Officer das Management Board des DichtungsherstellersFreudenberg Sealing Technologies verstärken. In seiner neuen Funktion übernimmt er die Bereiche Operations, Lean, SCM und Einkauf. 2001 übernahm er eine Führungsposition bei FST und leitete ab 2005 den Geschäftsbereich Spezialdichtungsprodukte, 2006 übernahm er den Bereich Oil Seals Division. RS Components: Das Unternehmen hat gerade den Wettbewerb ‚DesignSpark chipKIT Challenge‘ vorgestellt. Dieser wird online durchgeführt und stellt die Herausforderung an Entwicklungsingenieure, Studenten und Hobby-Entwickler, energieeffiziente und umweltfreundliche Entwicklungen aus dem Gebiet der Elektronik einzureichen. Um ihre Entwicklungen zu realisieren, werden die Teilnehmer das Software-Tool ‚DesignSpark PCB‘ von RS und die Entwicklungsplattform ‚Digilent chipKIT Max 32‘ nutzen, die den 32-bit Mikroprozessor PIC 32 von Microchip Technology unterstützt. TQ: Der Seefelder Elektronikdienstleister TQ hat zum fünften Mal den E²MS-Award erhalten. Das Unternehmen gewann in der Kategorie „Management der Lieferkette und Materialwirtschaft“. Der von den Organisationen FachverbandElektronik-Design (FED) und Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) getragene Award wird auf Basis eines Auswahlverfahrens verliehen. oben auf der Agenda. Bereits vor 15 Jahren haben wir begonnen, unser Produktportfolio auf sparsame EC- Ventilatoren und -Motoren umzustellen. Heute macht der Anteil dieser Technologie bei uns über 60 % aus, viele Wettbewerber zie- 12. Januar 2012 · Nr. 1-2 · Produktion · Unternehmen & Märkte · 7 hen nach. Was den Bereich der Ressourcenschonung anbetrifft, haben wir 2011 den ersten Biowerkstoffventilator präsentiert. Auf diesem Gebiet sowie im Bereich der Strömungstechnik legen wir unsere Entwicklungsschwerpunkte der nächsten Jahre. Neben unseren Produktoptimierungen arbeiten wir aktiv an Effizienz-Verbesserungen innerhalb unserer Prozesse und Produktionen. Die Weltwirtschaft ist geprägt von einem „grü- GRATKILLER KULLEN Bürstentechnik - neben Bürsten zum Entgraten, genau die richtige Bürstenlösung für Ihre Aufgabenstellung. KULLEN Industriebürsten für alle Branchen und Bereiche. nen“ Technologiezyklus. Diesem stellen wir uns ganzheitlich bei Ebm-Papst. Außerdem gibt es bei uns für 2012 ein großes Budget zur Erweiterung unserer Kapazitäten. Aus heutiger Sicht glaube ich nicht an eine erneute Krise im Jahr 2012. Wir spüren zwar eine leichte Beru- higung in unseren Auftragseingängen, eine Rezession sehe ich aber nicht auf uns zukommen.“ Konjunktur NOTE 3 Hans-Jochen Beilke, Ebm-Papst. Bild: Ebm-Papst JETZT KATALOG ANFORDERN www.kullen.de/pr www.aikele.de
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