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�� 4 Bitte heraustrennen und kopieren! bvkm.aktuell Nr. 1/12 Februar 2012 ��
Fabian Schwarz „Sie brauchen einen Klinkenstecker!“ Neues aus der Arbeitsgruppe „Barrierefreie Bankautomaten“ Wer kennt das Problem nicht? Ich möchte Geld abheben am Automaten, aber ich reiche als Rollstuhlfahrer kaum an die Bedienelemente neben dem Bildschirm heran. Der Knopf für Zweihundert Euro befindet sich noch in Reichweite gleich über der Tastatur rechts, aber der Knopf für 50 Euro schwebt ganz oben links am Automaten. Und eigentlich wollte ich ja auch nur 50 Euro abheben ... Oder ich habe meinen Auszahlungsbetrag zwar korrekt angeben können, dafür aber reicht die Zeit nicht, um das Geld zu entnehmen, da ich aufgrund einer eingeschränkten Greiffunktion noch mit dem Verstauen der Karte beschäftigt bin, während der Automat schon ungeduldig piept und schließlich das dargebotene Geld wieder einzieht, weil ich zu lange gebraucht habe, um es zu entnehmen ... Mit diesen und weiteren Problemen beschäftigt sich seit dem letzten Jahr eine bundesweite Arbeitsgruppe (AG) aus Vertreterinnen und Vertretern der Kreditwirtschaft und der Behindertenverbände. Die AG trägt den Titel „Barrierefreie Bankautomaten“, ihre Federführung liegt in den Händen des Bundeskompetenzzentrums Barrierefreiheit. An der AG nehmen die Hersteller von Bankautomaten teil. Diese Firmen haben Einfluss auf alles, was das Äußere des Bankautomaten betrifft, also Höhe und Breite eines Automaten sowie Position von Bildschirm, Tastatur, Kartenschlitz und Geldausgabeschacht. In der AG sind darüber hinaus auch verschiedene Rechenzentren vertreten. Sie sind u. a. für die Pflege der Software zuständig, mit denen die Bankautomaten betrieben werden. Sie haben also Einfluss darauf, wie die Bedienführung gestaltet ist. Die Rechenzentren legen z. B. fest, ob für die Auszahlung von 50 Euro der Knopf ganz oben links neben dem Bildschirm betätigt oder ob dafür der Knopf unten rechts gedrückt werden muss. Von Seiten der Behindertenhilfe haben u. a. die BAG Selbsthilfe, der bvkm, ISL und die Lebenshilfe Vertreter in die AG entsandt. Zunächst haben die Behindertenverbände intern einen Forderungskatalog erarbeitet, der Punkt für Punkt den idealen barrierefreien Bankautomaten beschreibt. Dazu gab es im bvkm Verband eine Fragebogen-Aktion, die viele wichtige Anregungen für die AG hervorbrachte. Seit Oktober 2011 verhandeln die Behindertenverbände nun mit der Kreditwirtschaft, welche Punkte rasch umsetzbar sind, welche mittelfristig berücksichtigt werden können und welche nicht realisierbar sind. Seit dem letzten Treffen ist eine erste Tendenz erkennbar, was, wann und wie umgesetzt werden kann. An erster Stelle steht der Geldausgabeautomat. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir einen unterfahrbaren Automaten erhalten, der zusätzlich mit einem Haltegriff ausgestattet ist. Geldausgabeschacht und Kartenschlitz werden sich in der unmittelbaren Nähe der PIN- Tastatur befinden. Eine alternative Bedienung ausschließlich über die PIN-Tastatur wird möglich sein, sodass ich mich aus einer sitzenden Position nicht um die im Beispiel erwähnten schwer erreichbaren „Soft-Keys“ links und rechts vom Bildschirm oder um ebenfalls schwer erreichbare Touch-Screens kümmern brauche. Außerdem ist eine langsamere Taktung des Geldautomaten vorgesehen. Eine Sprachausgabe, die ich über das Einstöpseln eines Kopfhörers in eine entsprechende Buchse am Automaten aktivieren kann, wird ebenfalls vorhanden sein. Zur Aktivierung der langsameren Taktung und der alternativen PIN-Pad-Bedienung muss ich auch als sehender Mensch mit Behinderung aller Voraussicht nach einen 3,5 mm- Kopfhörer-Klinkenstecker in den Automaten stöpseln. Ich würde also im Prinzip den blindengerechten Modus mitnutzen, obwohl ich die Sprachführung unter Umständen gar nicht benötige. Dabei muss ich nicht unbedingt einen Kopfhörer aufsetzen, die Anweisungen sind nach wie vor auch auf dem Bildschirm sichtbar. Wichtig wäre eben nur, einen Klinkenstecker zur Aktivierung des Modus einzustöpseln. Zwei kleine Haken hat diese Variante: Das Einstöpseln des Steckers kann je nach motorischen Fähigkeiten unter Umständen schwierig sein und ich muss in Zukunft stets neben der Bankkarte einen Klinkenstecker mitführen, um in den Genuss der alternativen Bedienung des Geldautomaten zu kommen. Bis in jeder Filiale der Banken und Sparkassen ein derart ausgestatteter Geldautomat steht, dürfte allerdings noch etwas Zeit ins Land gehen. Das liegt daran, dass der Lebenszyklus eines Geldautomaten etwa 8 bis 12 Jahre beträgt. Kontoauszugsdrucker sind noch langlebiger. Als grober Richtwert werden von der Industrie immer wieder 25 bis 30 Jahre Betriebsdauer genannt. Beim nächsten Treffen der AG steht das Thema Bedienführung über Leichte Sprache und mit aussagekräftigen Symbolen und Bildschirm-Animationen für Menschen mit Lernschwierigkeiten an. Es ist aber schon heute abzusehen, dass Hersteller und Rechenzentren eine Lösung favorisieren, die sie nicht zu verantworten haben – also eine Bedienungsanleitung/Broschüre für die Nutzung von Geldautomaten, die die Verbände erstellen. Am Ende der inhaltlichen Auseinandersetzung wird ein Kompromiss-Papier stehen, dass eine Art Pflichtenheft für Hersteller und Software- Entwickler sein kann, um – wenn auch nicht vollständig barrierefreie, so doch wenigstens – barrierearme Bankautomaten zu entwickeln. Ñ Dipl.-Psych. Fabian Schwarz arbeitet für den Psychologischen Dienst von Lebenswege für Menschen mit Behinderungen gGmbH in Berlin. Daniel Rennen / pixelio.de 3
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