Die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen - Iurratio
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Praxis & Karriere<br />
A. EINLEITUNG<br />
Aufbau<strong>stud</strong>ium „europäisches <strong>und</strong> Internationales Recht“<br />
(LL.M.eur.) an der Universität Bremen<br />
von Ass.<strong>iur</strong>. Merle Alena Wolter (Bremen)<br />
Schon nach wenigen Monaten des Jura<strong>stud</strong>iums war mir klar, dass das Eur-<br />
opa- <strong>und</strong> Völkerrecht mein Prüfungsschwerpunkt werden sollte. Ein ERAS-<br />
MUS-Jahr in Straßburg sowie ein freiwilliges Praktikum im Europäischen<br />
Parlament in Brüssel bestätigten mir diese Erkenntnis. Im Referendariat<br />
nutzte ich jede Gelegenheit, europarechtlich ausgerichtete Stationen auszuwählen<br />
(z.B. Generalkonsulat Marseille <strong>und</strong> Verwaltungshochschule Speyer).<br />
Während meiner Wahlstation, die ich beim Deutschen Anwaltverein (DAV)<br />
im Verbindungsbüro in Brüssel absolvierte, suchte ich schließlich nach einem<br />
europarechtlichen LL.M. Programm. Meine Wahl fiel schließlich auf das Aufbau<strong>stud</strong>ium<br />
„Europäisches <strong>und</strong> Internationales Recht“, das seit 1991 vom<br />
Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Bremen angeboten wird.<br />
Mein Tipp: Deutsche LL.M.-Programme in der Nähe suchen <strong>und</strong> vergleichen<br />
– es muss nicht immer gleich das Ausland sein!<br />
B. STUDIUM<br />
Das Programm des Aufbau<strong>stud</strong>iums richtet sich an Juristinnen <strong>und</strong> <strong>Juristen</strong><br />
zur intensiven berufsbezogenen Vorbereitung auf die Anforderungen des europäischen<br />
Binnenmarkts <strong>und</strong> einer internationalen Berufspraxis. Das Studium<br />
beginnt am 01. Oktober eines Jahres <strong>und</strong> umfasst drei Trimester –<br />
Herbsttrimester (Vorlesungen), Wintertrimester (Pflichtpraktikum) <strong>und</strong><br />
Sommertrimester (Vorlesungen <strong>und</strong> Magisterarbeit). <strong>Die</strong> Teilnahme kann als<br />
Vollzeit- oder Teilzeit<strong>stud</strong>ium erfolgen. Das Vollzeit<strong>stud</strong>ium umfasst drei Trimester<br />
(1 Jahr), das Teilzeit<strong>stud</strong>ium sechs Trimester (2 Jahre).<br />
Schwerpunktmäßig wird das Recht der Europäischen Union (EU), Internationales<br />
Privat- <strong>und</strong> Wirtschaftsrecht sowie eine Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der europäischen Rechtssysteme (Rechtsvergleichung) behandelt. Zur Vertiefung<br />
des Praxisbezugs werden regelmäßig Studienfahrten nach Brüssel (u. a.<br />
Europäische Kommission) <strong>und</strong> Luxemburg (u. a. Europäischer Gerichtshof)<br />
angeboten, die nicht nur informativ sind, sondern auch viel Spaß mit den<br />
überwiegend ausländischen Kommilitonen versprechen.<br />
Insgesamt ist das Angebot der Veranstaltungen sehr abwechslungsreich <strong>und</strong><br />
ansprechend. <strong>Die</strong> Professoren <strong>und</strong> Dozenten sind hilfsbereit <strong>und</strong> hinsichtlich<br />
der zu erbringenden Studienleistungen flexibel, insbesondere gegenüber ausländischen<br />
Studierenden. Mit ein wenig Vorbereitung ist jede Prüfung zu<br />
schaffen! Im Vergleich zum deutschen Staatsexamen ist es sogar wahrscheinlich,<br />
dass man gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt. Mein Tipp: Zu Beginn jede<br />
Vorlesung mindestens einmal besuchen <strong>und</strong> herausfinden, welcher Leistungsnachweis<br />
gefordert wird. Hausarbeiten sind eine gute Übung <strong>für</strong> die<br />
Magisterarbeit, aber quasi genauso umfangreich wie eine Seminararbeit –<br />
also besser gleich das Seminar belegen. Klausuren sind mit ihrem Zeitlimit<br />
von 90 Minuten zwar oftmals weniger aufwendig als Hausarbeiten, aber man<br />
sollte trotzdem relativ sicher <strong>und</strong> schnell schreiben können.<br />
Für ausländische Studierende bieten sich gr<strong>und</strong>sätzlich mündliche Prüfungen<br />
<strong>Iurratio</strong><br />
Ausgabe 1 / 2011<br />
an, da es hierbei nicht so sehr auf die richtige Grammatik ankommt. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gilt: Alles ist machbar!<br />
C. STUDIENVORAUSSETZUNGEN<br />
Bewerben können sich Juristinnen <strong>und</strong> <strong>Juristen</strong> mit einem ersten Hochschulabschluss<br />
eines juristischen Studiums einer deutschen Hochschule (Juristische<br />
Staatsprüfung, Juristisches Diplom oder Juristischer Bachelorgrad)<br />
oder einem als gleichwertig anerkannten Studiengang mit Studienleistungen<br />
im Umfang von mindestens 180 Leistungspunkten (Credit Points = CP) nach<br />
dem European Credit Transfer System (ECTS) oder äquivalenten Leistungen.<br />
Nachzuweisen sind Englisch- <strong>und</strong> Deutschkenntnisse, die mindestens dem<br />
Niveau B2 des Europäischen Referenzrahmens <strong>für</strong> Sprachen entsprechen<br />
oder Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung/ letzter Hochschulabschluss<br />
in englischer/ deutscher Sprache. Weiterhin ist in einem Motivationsschreiben<br />
das besondere Interesse am Aufbau<strong>stud</strong>iengang zu begründen.<br />
Bewerbungen müssen bis zum 31. Mai eines jeden Jahres eingereicht werden.<br />
<strong>Die</strong> Auswahl erfolgt u. a. auf der Gr<strong>und</strong>lage der bisherigen Studien- <strong>und</strong><br />
Prüfungsleistungen bzw. nachgewiesener Europarechtskenntnisse <strong>und</strong><br />
-interesse.<br />
Mein Tipp: Das Programm ist als Teilzeit<strong>stud</strong>ium – z. B. neben dem Referendariat<br />
– zu empfehlen, da auch die Auslands-Wahlstation als Praxis-Trimester<br />
anerkannt werden kann <strong>und</strong> sich der Arbeitsaufwand im Übrigen als verhältnismäßig<br />
erweist. Ich habe das Studium nach dem 2. Staatsexamen als Vollzeit<strong>stud</strong>ium<br />
absolviert. Nebenbei hatte ich trotzdem genügend Zeit, einer Nebenbeschäftigung<br />
nachzugehen. Im Vorfeld habe ich einen Sprachkurs an einer<br />
VHS belegt um den Englisch-Nachweis zu erbringen. <strong>Die</strong>ser muss erst<br />
zum Beginn des Herbsttrimesters, nicht bei Bewerbungsschluss vorliegen.<br />
D. STUDIENLEISTUNGEN<br />
<strong>Die</strong> einzelnen Leistungen werden nach dem ECTS-System gewichtet, wobei<br />
jede mit einem erfolgreichen Leistungsnachweis absolvierte Kurs-Wochenst<strong>und</strong>e<br />
mit 2,0 ECTS-Punkten, jede mit einem erfolgreichen Leistungsnachweis<br />
absolvierte Seminar-Wochenst<strong>und</strong>e mit 3,0 ECTS-Punkten bewertet<br />
wird. Insgesamt müssen 60 ECTS-Punkte erreicht werden. <strong>Die</strong> Magisterarbeit<br />
sollte ca. 50 Seiten umfassen. Das Praktikum soll im Ausland (deutsche Teilnehmer)<br />
bzw. kann im Inland (ausländische Teilnehmer) absolviert werden.<br />
Ich habe im Herbsttrimester bereits so viele Kurse belegt, dass ich im Sommertrimester<br />
viel Luft hatte zur Recherche <strong>für</strong> die Magisterarbeit. Außerdem<br />
ist die Vorlesungszeit im Herbsttrimester einige Wochen kürzer als im Sommertrimester,<br />
sodass mit weniger Aufwand dieselbe Punktezahl erreicht werden<br />
kann. Mein Tipp: Mindestens ein Pflichtseminar im Wintertrimester belegen,<br />
da eine schriftliche Abgabe meistens erst bis Ende des Wintertrimesters<br />
erfolgen muss. Ich habe sogar beide Pflichtseminare im Herbsttrimester belegt,<br />
sodass ich mich im Sommertrimester ganz auf meine Magisterarbeit<br />
konzentrieren konnte. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Seminararbeit<br />
als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Magisterarbeit zu nehmen – mit freier Themenwahl!