PDF-Datei herunterladen - Deutsche Hochdruckliga
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DRUCKPUNKT • Ausgabe 2/2011<br />
dass kognitiv gesunde Hypertoniker, die eine blutdrucksenkende<br />
Kombinationstherapie aus einem<br />
ACE-Hemmer mit einem Diuretikum erhielten,<br />
auch weiterhin geistig fi t bleiben. Den stärksten positiven<br />
Effekt zeigte eine weitere medizinische Studie:<br />
Die so genannte Syst-Eur-Study Extension, veröffentlicht<br />
von Françoise Forette und anderen in der<br />
Fachzeitschrift Archives of Internal Medicine 2002.<br />
Nach knapp vierjähriger Beobachtung war das Auftreten<br />
von Demenzen bei der Teilnehmergruppe,<br />
deren Bluthochdruck konsequent behandelt wurde,<br />
auf die Hälfte reduziert (siehe Abbildung S. 16).<br />
Dabei bestand die Behandlung aus einem Kalziumantagonisten<br />
mit einem ACE-Hemmer sowie bei<br />
Bedarf einem Diuretikum.<br />
Jedoch konnten nicht alle Studien nachweisen, dass<br />
Blutdrucksenkung vor dem Verlust geistiger Fähigkeiten<br />
schützt. Doch dafür gab es zum Teil nachvollziehbare<br />
Gründe: In der viel beachteten HY-<br />
VET-COG-Studie war die Beobachtungszeit nicht<br />
lang genug, sie ging nur über zwei Jahre. Doch in<br />
dieser Zeit zeigte sich ein starker Trend zu weniger<br />
Demenzfällen in der Gruppe, in der bei den Teilnehmern<br />
der zu hohe Blutdruck medikamentös<br />
gesenkt wurde. Die größte Studie ohne Effekt war<br />
die ONTARGET & TRANSCEND-Studie. Sie konnte<br />
keinen Einfl uss einer Blutdruck senkenden medikamentösen<br />
Therapie mit ACE-Hemmer, einem<br />
Sartan oder einer Kombination aus beiden nachweisen.<br />
Jedoch blieben bei den Patienten mit den<br />
niedrigsten oberen (systolischen) Blutdruckwerten<br />
die geistigen Funktionen am besten erhalten.<br />
Vergleichbare Risikofaktoren<br />
Zwei neuere Untersuchungen sind ebenfalls aufschlussreich.<br />
Eine französische Arbeitsgruppe (veröffentlicht<br />
von Yan Deschaintre und anderen in der<br />
Fachzeitschrift Neurology 2009) untersuchte über<br />
300 Alzheimer-Patienten im Langzeitverlauf. Sie<br />
beobachteten bei den demenzkranken Patienten<br />
den Verlauf der Erkrankung in Abhängigkeit von<br />
der Behandlung ihrer Risikofaktoren für Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung,<br />
Rauchen, Zuckerkrankheit<br />
und Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). In der<br />
Gruppe, in der die Risikofaktoren unbehandelt blieben,<br />
kam es über einen Verlauf von 2,5 Jahren zu<br />
einem rasanten Abfall der geistigen Leistung. Sehr<br />
viel besser schnitten die Patienten ab, deren Risikofaktoren<br />
konsequent und ausnahmslos behandelt<br />
worden waren. Es gibt also starke Hinweise, dass<br />
ein erhöhter Blutdruck auch die spezifi sche Hirnschädigung<br />
verstärkt, die der Alzheimer-Demenz<br />
Risikofaktor für Alzheimer<br />
zugrunde liegt wie der Wissenschaftler Costantino<br />
Iadecola 2010 in der Zeitschrift Acta Neuropathologica<br />
bestätigt.<br />
Wahrscheinlich ist derzeit die konsequente Behandlung<br />
der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen der effektivste Weg, einer späteren<br />
geistigen Leistungseinschränkung oder gar einer<br />
Demenz vorzubeugen. Dafür sprechen auch die<br />
Daten einer weiteren Studie, der so genannten<br />
Honolulu-Asia Aging Study, wie 2001 Rita Peila<br />
und andere in der Zeitschrift Stroke berichten. Im<br />
Rahmen dieser Studie wurden mehrere Tausend<br />
Amerikaner japanischer Abstammung 26 Jahre<br />
lang beobachtet. Je nach Wunsch der Patienten sind<br />
deren Risikofaktoren entweder behandelt worden<br />
oder auch nicht. Dabei wurde neben dem Blutdruck<br />
auch der Alzheimer-Risikofaktor ApoE ɛ4 gemessen<br />
(siehe Kasten). Patienten mit einem Blutdruck über<br />
160 mm Hg und dem Alzheimer-Risikofaktor ApoE<br />
ɛ4 hatten in der oben genannten Studie ein 13fach<br />
erhöhtes Risiko, nach 26 Jahren an einer Demenz<br />
zu erkranken. Dieses Risiko konnte durch die systematische<br />
medikamentöse Senkung des erhöhten<br />
Blutdrucks um den Faktor 6,5 reduziert werden.<br />
Insgesamt sprechen eine Reihe von Studien dafür,<br />
dass es sich lohnt, früh und nachhaltig sowie in<br />
ausreichendem Maße den Blutdruck zu normalisieren,<br />
um die geistige Leistungsfähigkeit so lange<br />
wie möglich zu erhalten.<br />
Autoren<br />
› Professor Dr. med. Dr. h.c. E. Bernd Ringelstein ist<br />
Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am<br />
Universitätsklinikum in Münster, Lehrstuhlinhaber<br />
an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster<br />
für das Fach Neurologie.<br />
› Privatdozent Dr. med. Thomas Duning ist Facharzt<br />
für Neurologie und Oberarzt in derselben Klinik.<br />
PRAXIS<br />
Das Eiweiß Apolipoprotein E (ApoE) ist am Transport, der Ablagerung<br />
und der Verstoffwechselung von Cholesterin beteiligt. Es tritt in drei Varianten<br />
(Allelen) auf: ɛ2, ɛ3 und ɛ4. Jeder Mensch hat zwei Varianten<br />
geerbt, je eine von der Mutter und eine vom Vater. Die ɛ4-Varianten erhöhen<br />
das persönliche Risiko, später an Alzheimer zu erkranken. Eine<br />
ɛ4-Variante führt aber nicht zwingend zur Entstehung der Erkrankung.<br />
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