PDF-Datei herunterladen - Deutsche Hochdruckliga
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DRUCKPUNKT • Ausgabe 2/2011<br />
die EPIC-Studie eignet sich gut für eine solche<br />
Analyse. Denn daran nehmen Personen aus ganz<br />
Europa teil, zwischen denen zum Teil erhebliche<br />
Unterschiede im Verzehr von Obst und Gemüse<br />
bestehen: So schwankt in der EPIC-Studienbevölkerung<br />
der Obst- und Gemüseverzehr um mehr<br />
als das Zweifache zwischen den verschiedenen<br />
europäischen Regionen. Der Norden Europas<br />
ist die Region mit dem niedrigsten Verzehr an<br />
Obst und Gemüse täglich. Dort nehmen Männer<br />
durchschnittlich ungefähr 220 Gramm Obst und<br />
Gemüse jeden Tag zu sich. So sind insbesondere<br />
bei vielen Studienteilnehmern aus Norwegen und<br />
Schweden vergleichsweise niedrige Verzehrmengen<br />
an Obst und Gemüse registriert worden. Im<br />
Süden Europas dagegen wird Obst und Gemüse<br />
viel häufi ger verzehrt, bis nahezu 600 Gramm täglich.<br />
Daher sind bei den EPIC-Studienteilnehmern<br />
aus Italien und Spanien viele Personen zu fi nden,<br />
die wesentlich mehr als ein halbes Kilo Obst und<br />
Gemüse jeden Tag zu sich nehmen. Aufgrund der<br />
Verschiedenheit im Obst- und Gemüseverzehr<br />
gibt es unter den Teilnehmern der EPIC-Studie<br />
eine große Bandbreite, wie oft Obst und Gemüse<br />
jeden Tag auf dem Speiseplan stehen: Es fi ndet<br />
sich eine große Zahl von Personen, die zum Beispiel<br />
weniger als 3 Portionen Obst und Gemüse<br />
täglich zu sich nehmen, das entspricht rund 240<br />
Gramm, sowie eine große Zahl von Personen, die<br />
mehr als acht Portionen täglich verzehren, also<br />
rund 640 Gramm. Dabei wurde eine Portion mit<br />
80 Gramm Obst und Gemüse gleichgesetzt. Dies<br />
ist die Zahl, mit der auch die Weltgesundheitsorganisation<br />
rechnet.<br />
Risiko sinkt mit dem Verzehr<br />
Kohortenstudien wie die EPIC-Studien lassen sich<br />
umfassend auswerten. So kann zum Beispiel das<br />
Erkrankungsrisiko verglichen werden, das verschiedene<br />
Personengruppen haben, deren Verhalten<br />
oder Eigenschaften sich charakteristisch<br />
voneinander unterscheiden. Den Forschern stehen<br />
dabei statistische Modelle zur Verfügung, mit denen<br />
sie andere Einfl ussfaktoren angleichen können.<br />
Um den Zusammenhang zwischen dem Verzehr<br />
von Obst und Gemüse und dem Risiko für koronare<br />
Herzkrankheiten zu analysieren, wurden die<br />
Daten von 313.000 Studienteilnehmern herangezogen.<br />
Von diesen erlitten 1.636 Personen innerhalb<br />
von acht Jahren eine tödlich verlaufende<br />
Herzkrankheit. Bei der Auswertung zeigte sich,<br />
dass mit dem steigendem Verzehr von Obst und<br />
Gemüse das Risiko für eine tödlich verlaufende<br />
Herzkrankheit sank: Personen, die mehr als acht<br />
Portionen Obst und Gemüse täglich verzehrten,<br />
hatten ein um ungefähr 25 Prozent niedrigeres<br />
Risiko für eine tödliche Herzkrankheit gegenüber<br />
denjenigen, die weniger als drei Portionen pro Tag<br />
verzehrten. Bei der Analyse wurde auch der Einfl<br />
uss anderer Risikofaktoren berücksichtigt. Zur<br />
Bestätigung dieses Befundes wurde berechnet, wie<br />
sich das Risiko für tödlich verlaufende koronare<br />
Herzkrankheiten pro Portion verändert: Mit jeder<br />
Portion Obst und Gemüse lag das Risiko jeweils<br />
um 5 Prozent niedriger. Da sich Obst und Gemüse<br />
in den bioaktiven Pfl anzenstoffen unterscheidet,<br />
wurde außerdem untersucht, ob es Unterschiede<br />
in der Auswirkung von Obst oder Gemüse gibt.<br />
Dabei zeigte sich in der EPIC-Studie, dass der Effekt<br />
für Obst im Vergleich zu Gemüse stärker war.<br />
Ernährungsempfehlung bestätigt<br />
Diese groß angelegte europäische Beobachtungsstudie<br />
stützt die Empfehlung, auf den Obst- und<br />
Gemüseverzehr zu achten und möglichst viel davon<br />
zu sich zu nehmen. Für koronare Herzkrankheiten<br />
ist die Datenlage hinsichtlich des risikosenkenden<br />
Effekts von Obst und Gemüse übereinstimmender<br />
als zum Beispiel für Krebserkrankungen. Deshalb<br />
sollte auch in der öffentlichen Diskussion über<br />
gesunde Ernährung stärker als bisher betont werden,<br />
dass der Verzehr von Obst und Gemüse das<br />
Risiko für koronare Herzkrankheiten senkt. Es ist<br />
ein klares gesundheitspolitisches Ziel, dass jeder<br />
erwachsene Bundesbürger mindestens fünfmal<br />
am Tag eine Portion Obst und Gemüse zu sich<br />
nehmen sollte. Wenn es gelingt, dass die <strong>Deutsche</strong>n<br />
künftig mehr Obst und Gemüse essen, so<br />
wird sich das in der Sterbestatistik der Bundesrepublik<br />
niederschlagen. Die <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft<br />
für Ernährung hat 2007 in ihrer Stellungnahme<br />
zu Obst und Gemüse auf diese Zusammenhänge<br />
bereits hingewiesen. Die Ergebnisse der EPIC-Studie<br />
liefern weitere begründete Argumente, einen<br />
möglichst hohen Verzehr von Obst und Gemüse<br />
zu empfehlen.<br />
Autor<br />
› Professor Dr. med. Heiner Boeing ist Leiter der<br />
Abteilung Epidemiologie am <strong>Deutsche</strong>n Institut für<br />
Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke. Er ist<br />
maßgeblich an der europaweiten EPIC-Studie beteiligt,<br />
die die Auswirkungen der Ernährung auf die<br />
Gesundheit zum Inhalt hat.<br />
ERNÄHRUNG<br />
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