PDF-Datei herunterladen - Deutsche Hochdruckliga
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DRUCKPUNKT • Ausgabe 2/2011<br />
werden: Alter und Geschlecht der Patienten, die zusätzliche<br />
Einnahme von weiteren Medikamenten,<br />
der individuelle Stoffwechsel (pharmakokinetische<br />
Variablen) sowie individuelle Veranlagung (genetische<br />
Faktoren). Den stärksten Einfl uss auf die Ausprägung<br />
der Wucherung hat aber eine bestehende<br />
Zahnfl eischentzündung. Zur Vorbeugung und auch<br />
für die Therapie dieser Erkrankung ist es wesentlich,<br />
dass die individuelle Plaquekontrolle verbessert<br />
und vertiefte Zahnfl eischtaschen professionell<br />
gereinigt werden, um eine Zahnfl eischentzündung<br />
zu vermeiden oder zu verringern.<br />
Behandlung<br />
Bakterielle Plaque und die daraus resultierende<br />
Zahnfl eischentzündung sind die wichtigsten Risikofaktoren<br />
für Zahnfl eischwucherungen. Beidem<br />
kann vorgebeugt werden und beides ist behandelbar<br />
– im Gegensatz zu anderen Faktoren wie erbliche<br />
Vorbelastung, Alter oder Geschlecht. Am wichtigsten<br />
ist deshalb die Reduktion der bakteriellen Beläge<br />
durch die regelmäßige gründliche Reinigung der<br />
Zähne. Eine Verminderung der Wucherungen und<br />
manchmal auch ein vollständiger Rückgang kann<br />
erreicht werden durch eine systematische Behandlung<br />
der Zahnfl eischentzündung (Parodontaltherapie).<br />
Dazu gehören eine professionelle Zahnreinigung,<br />
die nicht-chirurgische Reinigung vertiefter<br />
Zahnfl eischtaschen und die effektive tägliche Zahnreinigung<br />
durch die Patienten. Diese kann noch<br />
verbessert werden durch Erläuterungen und Anleitungen<br />
in der Zahnarztpraxis. Sollte eine nicht-chirurgische<br />
Parodontaltherapie keine Veränderung<br />
der Wucherung erreichen, so kann das gewucherte<br />
Gewebe auch chirurgisch entfernt werden.<br />
Zahnfl eischwucherungen als Nebenwirkung von<br />
Medikamenten können ebenfalls reduziert werden<br />
durch die Anwendung antimikrobieller Spüllösungen<br />
mit dem Wirkstoff Chlorhexidin. Bei der Anwendung<br />
von Chlorhexidin über einen längeren<br />
Zeitraum kann es allerdings zu einer Reihe von<br />
Nebenwirkungen kommen wie das Verfärben von<br />
Zähnen und Zunge, Geschmacksirritationen und<br />
Verletzungen (erosive Läsionen) der Mundschleimhaut.<br />
Deshalb sollten Patienten den Wirkstoff nur<br />
dann über einen längeren Zeitraum verwenden,<br />
wenn sie ein hohes Risiko für wiederkehrende<br />
Wucherungen haben. In einigen medizinischen<br />
Studien wird zur Behandlung von Zahnfl eischwucherungen<br />
auch Antibiotika verordnet. Die Ergebnisse<br />
der Studien sind allerdings widersprüchlich<br />
und die Anwendung von Antibiotika führt nicht in<br />
allen Fällen zu einer Verbesserung der Symptome.<br />
Daher sollten Antibiotika nicht zuletzt wegen ihrer<br />
Nebenwirkungen sehr kritisch beurteilt werden,<br />
wenn sie zur Behandlung von Zahnfl eischwucherungen<br />
verordnet werden, die als Nebenwirkung<br />
von Medikamenten auftreten.<br />
Regelmäßige Nachsorge<br />
Um wiederholte Wucherungen zu vermeiden,<br />
kann es in einzelnen Fällen sinnvoll sein, das<br />
verursachende Medikament auszutauschen. Bei<br />
Kalziumantagonisten kann alternativ ein anderes<br />
Medikament dieser Wirkstoffgruppe verordnet<br />
werden, das seltener Zahnfl eischwucherungen<br />
verursacht. Auch die Umstellung auf andere blutdrucksenkende<br />
Medikamente ist möglich.<br />
Nach Abschluss der Parodontaltherapie kann es zu<br />
wiederholten Wucherungen des Zahnfl eischs kommen,<br />
wenn das verursachende Medikament weiterhin<br />
eingenommen wird. Manchmal sind erneute<br />
Wucherungen schon nach drei bis sechs Monaten<br />
zu beobachten. Doch die Häufi gkeit neu auftretender<br />
Wucherungen kann deutlich gesenkt werden:<br />
durch eine effektive Mundhygiene der Betroffenen,<br />
unterstützende professionelle Zahnreinigungen und<br />
in Einzelfällen auch durch die Anwendung einer<br />
chlorhexidinhaltigen Mundspüllösung. Eine engmaschige<br />
Nachsorge der Patienten ist daher für die Vorbeugung<br />
erneuter Wucherungen unerlässlich.<br />
Autorin<br />
› Privatdozentin Dr. med. dent. Bettina Dannewitz<br />
arbeitet am Universitätsklinikum Heidelberg. Einer<br />
ihrer Forschungsschwerpunkte sind klinische und<br />
molekulare Aspekte von medikamentös-induzierten<br />
Gingivawucherungen.<br />
RATGEBER<br />
21<br />
Die wichtigste Vorbeugung<br />
von Zahnfl<br />
eischwucherungen<br />
ist die regelmäßige<br />
gründliche Reinigung<br />
der Zähne.