Neue Szene Augsburg 2015-09

28 Zoom
tors und heutigen Kulperhütten-Chefs Oliver Hüttenmüller.
„Der Oli hat sich hingestellt und mit verschränkten
Armen eine Weile zugesehen“, erinnert
sich Basti. „Dann hat er uns gefragt, was wir da machen.“
Auf ihre Antwort „Boule spielen“ antwortete
Oli mit einem trockenen: „Ne.“
Den Rest kann man sich vorstellen: Die Regeln waren
schnell erklärt – und die Tischtennisplatte harrt vermutlich
heute noch der Reparatur. „Wir waren ziemlich
schnell angefixt, haben uns vernünftige Kugeln besorgt
und eine Whats-App-Gruppe aufgemacht“, berichtet
Basti weiter. Es folgte die Tumblr-Seite
„Augsboule“ und weitere mehr oder minder regelmäßige
Teilnehmer, darunter Dominik vom Skydrunk Heartbeat
Orchestra und A-TV-Sportmoderator Tom
Scharnagl. Und der wiederum kam irgendwann mit
dem vermutlich ersten und bis dato wohl einzigen
FCA-Profispieler, der jemals im Prinz-Karl-Palais eine
Kugel geworfen hat: Christoph Janker, Neuzugang in
der Saison 2014/15, kennt das Spiel aus seinen sechs
Jahren bei Hertha BSC in Berlin, wo er im Schlossgarten
in Charlottenburg doch etwas mondäner unterwegs
war. Tom war auf der Facebook-Seite des
Verteidigers das Profilbild mit den Boulekugeln aufgefallen
und so war die Verbindung schnell geknüpft.
Und was ist jetzt so toll dran?
Bei unserem „Vorbereitungstreffen“ mit Tom, Hannes,
Basti, Dominik und Christoph an einem leider verregneten
Montagabend stelle ich schließlich die Frage
aller Fragen: „Was ist jetzt eigentlich so toll am Boulespielen?
Tom: Alles!
Basti: Allein das Geräusch!
Dominik: Boule entschleunigt und ist eine klasse Ablenkung
vom Stress.
Basti: Aber der Wettbewerb spielt schon auch eine
Rolle.
Hannes: Stimmt, je länger man spielt, desto stiller
wird’s.
Dominik: Vor allem wenn’s dunkel wird und nur noch
die Kugeln im Lichtkreis der Laterne zu sehen sind...
Tom: Es ist ein prima Ausgleich, auch zwischen der Arbeit,
nach dem man nicht duschen muss.
Dominik: Und die Verletzungsgefahr ist unfassbar gering.
Basti: Und der Zufallsfaktor ist immer dabei, das ist
aber auch gut so.
Hannes: Für viele ist es aber auch nix, die finden das
langweilig.
Basti: Eine gewisse Ernsthaftigkeit muss schon sein,
Telefonieren ist nicht gern gesehen.
Hannes: Man steigert sich auch rein.
Tom: Da fliegen schon mal die Tücher!
Reporter: ?
Dominik: Man hat eigentlich immer ein Tuch dabei, um
die Kugeln zu säubern.
Basti: Was für ein Satz: Wenn’s so richtig zur Sache
geht, fliegen schon mal die Tücher...
Christoph: Bei den Jungs kann ich nicht mithalten, aber
dass das hier Spaß macht, ist wohl offensichtlich.
Und auch wenn ein (Fußball-)Profi mit am Tisch sitzt:
An eine Professionalisierung denken die Jungs nicht
wirklich, obwohl der Schritt ein denkbar kleiner wäre.
Seit dem Verlust des Platzes an der Sporthalle trifft
sich der „Augsburger Boule-Club“ ebenfalls zum Training
im Prinz-Karl-Palais, laut Homepage (www.bouleaugsburg.de)
immer mittwochs und freitags ab 18 Uhr.
Dessen Team spielt immerhin in der Bayernliga, der
zweithöchsten deutschen Spielklasse und Mitglieder
des Clubs haben auch schon mal angefragt, ob die Viktor-Bouler
nicht Lust hätten, einzusteigen. „Wir
haben’s uns überlegt, aber im Verein ist das doch
gleich wieder was anderes“, meint Basti.
Im Sommer trifft man sowieso fast immer jemanden
im Park, auch ein Mitglied des Schwabmünchner Bouleclubs
ist nahezu täglich da. Und wie es sich für jede
anständige Freizeitbeschäftigung gehört, treiben die
Jungs auch ein paar Sorgen um: In unmittelbarer Nähe
zur Boulebahn ist ein weiterer Wohnblock fast fertiggestellt.
„Wir hatten wirklich noch nie Probleme mit
den Anwohnern hier, hoffentlich bleibt das so, wenn
die Terrassen und Balkone zehn Meter von der Bahn
entfernt sind“, meint Dominik nachdenklich.
Für drei unserer Boulespieler steht aber erst mal eine
Studienfahrt an: Im September planen Oli, Dominik
und Basti eine fünftägige Reise nach Nizza, um sich
bei den Profis in Südfrankreich ein paar Tricks abzuschauen.
Erst letzte Woche haben sie noch mal Zählen
geübt auf Französisch - bis zur Dreizehn (Treize) halt,
mehr braucht man nicht, beim einfachsten Spiel der
Welt. (flo)