48 Heimatklänge ADULESCENS 2011 wurden sie „Band des Jahres“ in <strong>Augsburg</strong>, das BR-Jugendradio „Puls“ hat sie zweimal zur „Band der Woche“ gekürt. Nun sind sie bei der Top-Booking-Agentur Target unter Vertrag und ihr Debütalbum ist im Kasten. So, what’s next? Ramona Pietsch im Gespräch mit Max Wallner und Michael „Schlicki“ Schlickenrieder
Heimatklänge 49 Wo kommt ihr gerade her? Aus Aichach oder wart ihr schon in <strong>Augsburg</strong> unterwegs? Max: Wir kommen aus’m Bett ehrlich gesagt. Wir hatten die letzten Tage Videodreh. Morgen geht es weiter. Ich glaube, da ist gerade jeder ganz froh um seinen Schlaf. Oder? Schlicki: (gähnt) Hm, ja, doch. Wenn euch jemand nach der Heimatstadt fragt, sagt ihr dann Aichach oder <strong>Augsburg</strong>? Max: Aichach. Wobei es schon zwiespältig ist. Schlicki: Es kommt darauf an. Schon eher Aichach, weil wir da herkommen und uns auch dort gegründet haben. Aber <strong>Augsburg</strong> kennt man halt und Aichach… Wenn wir überregional unterwegs sind, ist für viele schwer einzuschätzen, wo das liegt. Aichach ist cool, aber <strong>Augsburg</strong> ist halt größer und die Leute kennen die Stadt eher. Max: Und zwei Fünftel der Band wohnen in <strong>Augsburg</strong>. Das sind wir zwei. „Man kann sich seine Meilensteine nicht aussuchen“ Euer Bandname heißt übersetzt so was wie jung oder jugendlich… Max: Heranwachsende. Das hat mehrere Bedeutungen: jung, jugendlich, der Heranwachsende. Ich glaube, „Heranwachsende“ trifft es am besten, weil – also, das wirkt jetzt ziemlich bedeutungsschwanger -, man wächst ja mit sich und seinen Aufgaben und genauso wachsen wir mit der Musik. Darum ist „heranwachsend“ in meinen Augen die schönste Bezeichnung dafür. Was bei euch ziemlich ungewöhnlich ist: Ihr habt keinen typischen Frontmann, stattdessen singt euer Drummer. Wie kam es dazu? Schlicki: Na ja, der singt halt am schönsten. Max: Wir haben drei Jahre in einer anderen Formation funktioniert, als der Hannes noch gesungen hat, der sich jetzt in seiner Synthie-Ecke austobt. Wir sind uns einig, dass keiner von uns die Rolle des Frontmanns übernehmen kann, weil keiner eine Rampensau ist und dann macht das auch keinen Sinn. Das ist nicht nur unauthentisch, sondern schwächt auch die Performance. Schlicki: Am Anfang haben wir schon daran gezweifelt. Es war klar: Der Maxi muss singen. Aber wie machen wir das, dass er gleichzeitig Schlagzeug spielt? Max: Es gibt natürlich immer Probleme mit dem Sound. Wenn er auf der Bühne in sein Becken haut, hast du das alles auf dem Gesangsmikrofon. Da haben wir vor ca. einem halben Jahr erst die richtige Lösung gefunden. Jetzt ist der Sound so stark, richtig geil, und wir wollen es nicht mehr ändern. Wobei, ändern wollten wir es eh nie. Schlicki: Ne, aber man muss sich natürlich finden und rumexperimentieren. Aus dem Stadium sind wir jetzt raus. Wer schreibt bei euch die Songs? Max: Die Songs entstehen im Kollektiv. Das ist super unspektakulär. Einer hat eine Idee und der andere tüftelt dann rum. Am produktivsten sind wir zu dritt. Wenn fünf Leute da stehen und keiner hat eine Idee, kloppt man sich bloß die Köpfe ein. Die Texte mach dann ich. Macht es dir nichts aus, dass die Songs ein anderer singt? Ich denke mal, deine Texte sind schon sehr persönlich, oder ist das alles fiktiv? Max: Das ist ausschließlich persönlich. Ich schreib nichts, was mich nicht betrifft. Aber wir sind halt eine Band und ich bin kein Singer-Songwriter, der sein Innerstes loswerden will. Ich schreib den Song nicht für mich, sondern für uns als Band mit meinem persönlichen Erfahrungswert. Deswegen tangiert mich das gar nicht. Ihr singt mehrstimmig, habt zwei Gitarristen und seid alle recht fit am Synthesizer. Gibt es da Diskussionen, wer was spielen darf? Max: Nein. Angenommen, wir haben einen Song, in dem bereits vier Leute ein Instrument spielen und uns fehlt noch ein Klavier, dann spielt das derjenige, der noch frei ist. Ansonsten wird abgewogen, auf was man am ehesten verzichten kann. Schlicki: Im Endeffekt zählt das Produkt und nicht, wer was spielt. Max: Wegen so etwas haben wir noch nie diskutiert. Bei uns kommt nichts vom Band, kein Instrument wird ersetzt, einfach aufgenommen und dann angespielt. Wir schauen immer, dass der Song, so wie er ist, live umgesetzt werden kann. Euer Debütalbum ist fertig. Könnt ihr schon was dazu sagen? Max: Wir haben jetzt zweieinhalb Jahre an dem Album gearbeitet. So was ist nicht nur nervenzehrend und anstrengend, sondern macht auch sehr viel Spaß. Und das jetzt reflektiert anzuschauen… Du hast halt ein Album gemacht. Und das zu fünft! Wir sind eine Band, die sehr demokratisch funktioniert. Sobald einer was gegen ein Lied hat, ist es raus. Auf dem Album sind jetzt elf Songs, es steht ein geiles Konzept dahinter, aber wir müssen noch gucken, wo und wie das veröffentlicht wird. Es ist ein Video in der Pipeline, das einen schönen Vorgeschmack auf das Album gibt. Und jetzt hab ich viel um den heißen Brei herum geredet. Schlicki: Das Album wird im Endeffekt großartig. Wisst ihr schon, wann es rauskommt? Max: Ich geh davon aus, dass es noch ziemlich lange dauert, obwohl es fertig ist. Die Branche und alles - das ist leider ein ganz schöner Kaugummiprozess. „Aus dem Experimentieren sind wir raus“ Jetzt nach den Aufnahmen seid ihr wieder viel live unterwegs. Sind euch die Konzerte lieber als die Arbeit im Studio? Schlicki: Mir schon, ja. Wobei das nicht zu vergleichen ist. Im Studio hast du dein effektives Arbeiten und einen stetigen Prozess, aber es steckt auch sehr viel Mühe dahinter. Das gilt zwar auch für die Konzerte, aber bei einem Album dauert alles viel länger. Max: Du hast einfach ein schnelleres Ergebnis bei einem Konzert, wirst schneller für deine Mühe belohnt. Deswegen finde ich die Auftritte fast geiler. Eine Albumproduktion benötigt einfach so unfassbar viel Kopfarbeit. Euer Musikstil hat sich in den letzten Jahren etwas gewandelt. Die Songs klingen jetzt elektronischer und detailreicher. Spielt ihr die „alten“ Sachen noch genauso auf Konzerten? Max: Zwei Songs nur noch: „Sweet Blood, Pt. 1“ und „Sweet Blood, Pt. 2“. Alles andere ist raus und zwar einstimmig. Schlicki: Das ist zwar rücksichtslos, aber wenn du merkst, dass dir das besser gefällt, was du vor Kurzem gemacht hast... Max: Vom Gefühl her kommt die neue Platte ganz anders bei den Leuten an. Die ist viel zugänglicher und greifbarer als das alte Zeug. Ihr seid jetzt bei Target, einer renommierten Booking-Agentur. Wie habt ihr das geschafft? Max: Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Die sind auf uns zugekommen. Ihr wart <strong>Augsburg</strong>er Band des Jahres 2011, Band der Woche bei Puls, jetzt seid ihr bei Target und bringt bald euer erstes Album raus. Was ist euer nächster Coup? Schlicki: Wir haben darauf eigentlich selbst keine konkrete Antwort. Wir wissen ja nicht, was auf uns zukommt und wie es weitergeht. Man kann sich seinen Meilenstein nicht aussuchen. Es kann blöd laufen oder gut. Und wir hoffen, es läuft gut. Max: Ich finde, dass der Sommer so schon geil ist. Wir spielen gerade sehr schöne Konzerte. Es gibt fast kein besseres Gefühl, als zu sehen, dass die Leute Spaß an dem haben, was wir fabrizieren.