100 Jahre Sozialdienste

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100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Gründe für Verschuldung sind vielfältig Seit 1999 bietet der SKFM eine Schuldner- und Insolvenzberatung an. I mmer wieder begegnet den Mitarbeitern der einzelnen Fachbereiche des SKFM das Thema der Verschuldung in unterschiedlichen Facetten. Dieser Umstand und die Einführung der Insolvenzordnung zum 1. Januar 1999 veranlassten den damaligen Geschäftsführer des SKM Wattenscheid, eine Schuldner- und Insolvenzberatung in den Räumen der Westenfelder Straße einzurichten. Vier Mitarbeiterinnen – zwei Juristinnen, eine Sozialarbeiterin und eine Verwaltungskraft – teilten sich zwei Büroräume und nahmen zum 11. Januar 1999 ihre Arbeit auf. Diese bestand zunächst in der Einrichtung der Beratungsstelle mit Hardware, in der Fortbildung zu diesem Spezialthema, das für alle Beteiligten aufgrund der neuen, veränderten Rechtslage mit Leben zu füllen war, und in der Akquise von Klienten. In der Gründerzeit der Beratungsstelle war die Aufarbeitung der privaten Verschuldung ein Novum. Während das frühere Insolvenzrecht den Firmenkonkurs zuließ, war ab sofort die Einleitung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens möglich. Private Schuldner konnten nach Durchlaufen eines vorgeschriebenen Vorverfahrens mit Hilfe einer anerkannten Beratungsstelle einen Antrag beim zuständigen Amtsgericht stellen. Die Anerkennung unserer Beratungsstelle erfolgte durch die Bezirksregierung Düsseldorf im März 1999 und autorisierte uns damit zur Ausstellung einer für die Insolvenzantragstellung notwendigen Bescheinigung. 36 Im Rückblick der nunmehr 13-jährigen Beratungstätigkeit hat sich die Inanspruchnahme der Beratungsstelle verändert. Nicht zuletzt durch eine Sendereihe im Fernsehen über „Deutschlands besten Schuldnerberater“ haben die Wahrnehmung der Verschuldung und der Umgang damit eine Wandlung erfahren. Auch heute begegnen uns in den Beratungsgesprächen Menschen, die erst ihre Scham über die Verursachung der Verschuldung überwinden müssen. Durch die Thematisierung in der Fernsehwelt wird diese Schamgrenze jedoch leichter überwunden und unsere Beratungstätigkeit selbstverständlicher angenommen. Während in den Anfängen dieses Fachdienstes die Verschuldung durch nicht zu bewältigende Kreditaufnahmen eine Hauptrolle spielten (gewisse Banken waren hier zu 90 Prozent der Verschuldung in der Hauptrolle zu finden), sind die Verschuldensgründe heute vielfältigerer Natur. Auch in Abhängigkeit des Alters unserer Klienten sind heute oftmals das Eingehen unverhältnismäßiger Verträge in Verbindung mit moderner Telekommunikation Ursache der Verschuldung. Der Abschluss mehrerer Handy-Verträge gleichzeitig, Internet-Abos oder Onlinebestellungen sind gerade für die Generation „Achtzehn Plus“ zu überwindende Fallstricke. Gründe für die Zahlungsunfähigkeit der Klienten sind in der Regel nicht der maßlose Konsumrausch, sondern eher schicksalhafte
100 Jahre Sozialdienste in Wattenscheid Veränderungen der Lebensumstände, wie der Eintritt von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung vom Ehepartner oder die gescheiterte Selbstständigkeit. Die Anzahl der Ratsuchenden in der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle ist gleichbleibend hoch. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der beratenen Klienten auf hohem Niveau, insbesondere verglichen mit den anderen Beratungsstellen auf dem Bochumer Stadtgebiet, gehalten. Der Fachbereich hat sich dem immer weiter wachsenden Spezialbedarf gewachsen gezeigt. So werden vermehrt ehemals Selbstständige, gescheiterte Immobilienerwerber, aber auch „Arbeitslosengeld II“- Empfänger mit unterschiedlicher Nationalität beraten. In den letzten fünf Jahren sind durch unsere Mitarbeiter – nach wie vor die zwei Gründer-Juristinnen und eine Verwaltungskraft – jährlich rund 200 Klienten neu in die Beratung aufgenommen worden und jeweils im Mittel 115 Insolvenzanträge zur Antragstellung vorbereitet worden. Nach wie vor begegnen wir im Rahmen unserer Tätigkeit unterschiedlichen Menschen mit neuen Fallkonstellationen, die unsere Arbeit in einem spannenden Fachdienst interessant macht. Trotz der hohen Nachfrage unseres Fachwissens können nicht alle Anfragen zur Beratung erfüllt werden. Leider gestaltet sich die Finanzierung als Hindernis, mehr Beratungstätigkeit anzubieten. Doch dieses Schicksal teilen wir wohl mit allen anderen sozialen Bereichen. Ingrid Maiswinkel-Koch Unterschiedliche Gründe führen zum Minus auf dem Konto, auch schicksalhafte Veränderungen der Lebensumstände gehören dazu. 37
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