Verfassungsschutzbericht 2014
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LINKSEXTREMISMUS<br />
Asylbewerber im Flüchtlingscamp auf dem Berliner Oranienplatz.<br />
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III. Gewaltorientierter Linkextremismus zwischen<br />
Kontinuität und Kurskorrektur: Tendenzen zur<br />
strategisch-strukturellen Neuformierung<br />
1. Ausgangslage linksextremistischer Strategiedebatte<br />
„Antifa in der Krise?“ – so lautete der Titel eines von Linksextremisten<br />
organisierten Kongresses im April <strong>2014</strong> in Berlin. Die<br />
Doppeldeutigkeit dieses Titels, der sowohl im Sinne einer „Krise<br />
des kapitalistischen Systems“ als auch als „Krise der Antifa selbst“<br />
verstanden werden kann, war dabei wohl durchaus gewollt.<br />
Linksextremisten haben aus der Finanz- und Wirtschaftskrise der<br />
letzten Jahre in Europa keinen politischen Nutzen ziehen können.<br />
Selbstkritisch räumen sie ein, dass es trotz der wachsenden Kritik<br />
am kapitalistischen Wirtschaftsmodell und einer Renaissance des<br />
Interesses an den Werken von Marx nicht zu einem Bedeutungsgewinn<br />
linksextremistischer Positionen gekommen sei. Sogar in<br />
den Teilbereichskämpfen sind Linksextremisten häufig marginalisiert.<br />
So besteht selbst auf ihren „ureigenen“ Aktionsfeldern,<br />
vom „Antifaschismus“ bis hin zum „Antirassismus“, ein breiter<br />
parteienübergreifender und gesellschaftlicher Konsens. Daher<br />
bleiben Versuche von Linksextremisten, gesellschaftliche Proteste<br />
zu dominieren oder zu radikalisieren, des Öfteren wirkungslos.<br />
Diese Krise führt jedoch weder zu einer grundsätzlichen Neuausrichtung<br />
noch zu einer Überprüfung der Prämissen des politischen<br />
Handelns im Linksextremismus. Stattdessen kommt es<br />
lediglich zu strategischen Modifizierungen und zu einer tendenziellen<br />
Neugewichtung ideologischer Grundlagen. Die extremistische<br />
Zielsetzung, eine herrschaftsfreie beziehungsweise sozialistische<br />
oder kommunistische Gesellschaft sowie die Abschaffung<br />
des bürgerlichen Herrschaftsapparats, bleibt unangetastet.<br />
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Internetplattform „linksunten.indymedia“ (23. März <strong>2014</strong>).<br />
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