Verfassungsschutzbericht 2014
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LINKSEXTREMISMUS<br />
zuletzt um eine Bewegungsstärke zu erreichen, aus der heraus<br />
überhaupt erst (massen-)militant agiert werden kann. Dabei darf<br />
nicht verkannt werden, dass mit der Öffnung der Postautonomen<br />
hin zu Kräften außerhalb der eigenen Szene mitnichten eine<br />
Abkehr von Militanz und Gewalt intendiert ist. Auch wenn der<br />
Gewalt als einem „inhaltsleeren Ritual“ eine Absage erteilt wird,<br />
wird der „offensive Widerstand“ weiter propagiert.<br />
In diesem Organisierungsprozess bleiben zunächst die „klassischen“<br />
Autonomen außen vor. Diese werden jedoch möglicherweise<br />
ihre klandestinen gewalttätigen Aktivitäten verstärken, um<br />
im Prozess der Neustrukturierung ihrem eigenen Konzept Nachdruck<br />
zu verleihen.<br />
Ein für 2015 von der IL angekündigter Strategiekongress wird<br />
zeigen, wie sich der Organisierungsprozess entwickelt und in<br />
welcher Weise nicht eingebundene Gruppen darauf reagieren<br />
werden. Der „Antifakongress“ <strong>2014</strong> dürfte die Organisatoren nicht<br />
sonderlich optimistisch stimmen, da von ihm keine wesentlichen<br />
Impulse ausgegangen sind. Dies scheint auch eine Folge der nach<br />
wie vor defizitären Theoriearbeit in der Szene zu sein. Die Aussage<br />
der IL, das „Zwischenstandspapier“ sei das Ergebnis einer mehrjährigen<br />
Arbeit, spricht überdies, ebenso wie einzelne Formulierungen,<br />
nicht für ein überzeugendes Einvernehmen unter den<br />
beteiligten Gruppen.<br />
Die IL hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie mit ihrem<br />
Konzept der Akzeptanz unterschiedlicher Protestformen über<br />
die eigene Szene hinaus („massenwirksam“) agieren kann. Mit<br />
der Organisierung könnte sie diese Voraussetzungen weiter verbessern.<br />
Sie könnte jedoch auch als „weichgespülte“ Variante<br />
von autonomen Straßenkämpfern aktionistisch und von Marxisten-Leninisten<br />
ideologisch herausgefordert werden. Noch<br />
bestehen jedenfalls tiefe Spaltungslinien im gewaltorientierten<br />
Linksextremismus. Dies spricht jedoch nicht dagegen, dass sich<br />
die einzelnen Gruppen in ihrer Gegnerschaft zur Verfassungsordnung<br />
zu gemeinsamen militanten Aktivitäten verbünden können<br />
– wie zum Beispiel gegen die Eröffnungsfeier des EZB-Gebäudes<br />
und den G7-Gipfel im Jahr 2015.<br />
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