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Die Wirtschaft 06_2015

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12 BRANCHEN<br />

Konzerne interessieren nicht die<br />

<strong>Die</strong> Qualität in der Tasse fängt mit dem Rohstoff an. Spezialisierte Röstereien im Münsterland<br />

sorgen sich intensiv und höchst erfolgreich um die Magie und die vielen Nuancen des Kaffees.<br />

Was die großen Kaffeekonzerne bei<br />

800 Grad in zwei Minuten machen, interessiert<br />

ihn nicht die Bohne: Mit viel<br />

Leidenschaft und Sinnesfreude richtet<br />

sich Mike Novak beim Rösten<br />

nach seiner Nase, vertraut seinem<br />

richtigen Riecher –und nimmt sich<br />

vor allem viel Zeit; zwischen zwölf<br />

und 20 Minuten, um genau zu sein.<br />

Und die Qualität dessen,<br />

was Genießer unter dem<br />

Imping’s-Label indie Tasse<br />

gießen, fängt damit an,<br />

wo und wie welcher Rohstoff<br />

geerntet wird: Womit es sehr wohl<br />

um die reifen Bohnen aus den leuchtend<br />

roten Kaffeekirschen geht, für die der<br />

Geschäftsführer des Kaffee-Traditionsunternehmens<br />

weite Wege auf sich<br />

nimmt, um sie dann imMünsterland zu<br />

veredeln.<br />

Gerade ist der Bocholter Unternehmer<br />

aus Kolumbien zurück, wo er Kaffeebauern<br />

bei der Arabica-Ernte und der<br />

Weiterverarbeitung nicht nur über die<br />

Schulter geschaut, sondern auch die<br />

Geschäftsbeziehungen zu den Plantagenbesitzern<br />

intensiviert hat. „Beim Kaffee<br />

ist es wie bei einer guten Weinauslese:<br />

Ein geschulter Pflücker erntet nur<br />

gleichmäßigreife Früchte. Wederdie zu<br />

grünen noch die überreifen fast<br />

schwarzen Kaffeekirschen dürfen<br />

in die Ernte, sie würden<br />

das Aroma des Kaffees<br />

verderben“, erläutert der<br />

45-Jährige. <strong>Die</strong>ses<br />

Aroma ist auch nach<br />

dem Abquetschen<br />

des Fruchtfleisches<br />

im Entpulper noch<br />

zu gefährden und<br />

will behandelt werden<br />

wie ein kostbarer<br />

Schatz: „Schon eine<br />

alte, im Fermentierungsbecken<br />

vergessene<br />

Stinkerbohne – und<br />

200Kilogrammder frischen<br />

Ernte sind hinüber“, weiß Novak<br />

und gibt dieses Wissen um<br />

Herstellungshygiene andie Kaffeebauern<br />

weiter. Tipps, die sich auf den<br />

Gewinn des Kaffeebauern auswirken:<br />

Einige 70-Kilo-Säcke mit Spezialitäten-<br />

Hochlagenhat Novak auf dem Rückweg<br />

im Gepäck, denn beim Cupping in der<br />

kleinen kolumbianischen Kooperative<br />

hat das Mitglied der deutschen Röstgilde<br />

die Qualität der ganz frischen Ernte<br />

erschnüffelt und erschlürft.<br />

Bei dieser ersten professionellen Degustation<br />

der neuen Ernte, die in Kleinstmengen<br />

nur ganz kurz<br />

geröstet wird, wird der Preisdes Rohkaffees<br />

bestimmt, darüber entschieden, mit<br />

wie vielGeld in der Tasche der Kaffeefarmer<br />

nach Hause geht. Nach zehn Jahren<br />

in der Kaffeewirtschaft ist Novak, der<br />

als Elektro-Ingenieur aus der Wasserund<br />

Bierbranche kommt, nicht nur geschmacklich<br />

Experte: Beim Cupping bedarf<br />

es einer sehr spezialisierten Zunge<br />

und eines guten Blicks für die Bohne in<br />

Rot ist die Liebe der Kaffeepflücker: Für Spezialitäten-Kaffees werden nur die wirklich reifen<br />

Kaffeekirschen von Hand ausgelesen.<br />

Super-Sensorik für die Spitzengewächse: Beim Cupping kreiert Mario Joka (Mitte) zusammen mit<br />

Team mit sensiblen Zungen und geschultem Blick die neuen Sorten für Münsters Roestbar. F<br />

dem Schälchen,<br />

das der<br />

Nichtexperte<br />

eher mit einer<br />

PortionPommes<br />

denn mit edlem Hochlandgewächs assoziiert.<br />

<strong>Die</strong> Bohnen im Cupping-Schälchen<br />

sind handverlesen, von Schädlingen<br />

angefressene und nicht ganz reife<br />

aussortiert. Das Schälchen hat der Verkoster<br />

beim Schlürfen des Kaffees im<br />

Blick, erfühlt ihre Qualität per Hand.<br />

Als anspruchsvoller Röster versucht Novak,<br />

direkt bei den Erzeugern seine<br />

Qualitätskriterien zu vermitteln, nachhaltig<br />

indie wirtschaftliche Lage inden<br />

Herkunftsländern zu investieren.„Wir<br />

schauen uns vor Ort das Potenzialeiner<br />

Finca an und bauen diese dann über<br />

Jahre zu einem Spezialitäten-Lieferanten<br />

auf und zahlen sogar zwei Euro mehr<br />

fürs Kilo als Fairtrade“, betont der Kaffeeröster.<br />

Endlich verschifft und via Hamburg oder<br />

Antwerpen nach Bocholt geliefert, landen<br />

die Spezialitäten<br />

in den Händen<br />

von Hermann<br />

Wes in<br />

der Imping’s-Ladenrösterei<br />

in der<br />

Bocholter Innenstadt.<br />

15 Kilo<br />

Mike Novak<br />

Bohnen schüttet<br />

der Winterswijker<br />

in die alte Probat-Maschine von 1956.<br />

Der 61-Jährige steckt seit 15Jahren all<br />

seine Erfahrung in die Imping’s-Röstung,<br />

hat die Röstfarbe genau im Blick<br />

und das Aroma inder Nase. „Für uns<br />

kommt nur eine Art der Röstung in Frage:<br />

Das schonende Trommelröstverfahren<br />

bei maximal 240 Grad und einer<br />

„Natürlich kreieren wie hier<br />

auch Mainstream, aber der<br />

Erfolgskurs beginnt bei den<br />

Spezialitäten.“<br />

Dauer von zwölf bis20Minuten“, erklärt<br />

Wes, der das ideale Geschmacksprofil<br />

der Sorte schon während des Röstens<br />

auf der Zunge hat.<br />

Und mit diesen besonderen Geschmacksprofilen<br />

erobert Novak dann<br />

seine Neukunden: „Natürlich kreieren<br />

wie hier auch Mainstream, aber der Erfolgskurs<br />

beginnt bei den Spezialitäten.“<br />

Größere Mengenvon 120 und 240 Kilogramm<br />

röstet er in den Niederlanden, wo<br />

er sich mit zwei Röstkollegen die Infrastruktur<br />

eines großen Lagers und die<br />

Kapazität der Maschinen teilt. Kommen<br />

die Kaffeebohnen aus mehr als 30 Ländern,<br />

werden die 30 Imping’sKaffeesorten<br />

nicht nur deutschlandweit, sondern<br />

auch in Russland und England und sogar<br />

in Bahrain, Dubai und Israel getrunken.<br />

Und zwar nicht nur in Privathaushalten,<br />

sondern auch in der Gastronomie<br />

und imVending.<br />

Imping’s will mit Kaffee in allen Variationen<br />

von der ganzen Bohne biszum Pad<br />

über Milchpulver und Cappuccino-Produkte<br />

ein All-Inklusive-Paket<br />

Säckeweise Raritäten: M<br />

begutachtet die Bohnenq<br />

der Ladenrösterei. Foto: M<br />

bieten, das sogar<br />

die edle italienische<br />

Siebdruckmaschine<br />

beinhaltet,<br />

wenn es<br />

denn Kundenwunsch<br />

ist. Zudem<br />

bietet Novak<br />

mit 37 Mitarbeitern an den Standorten<br />

Bocholt und in der Hauptrösterei in den<br />

Niederlanden Privat-Label. Wenn also<br />

ein Unternehmen –beispielsweise ein<br />

Hotel oder eine Bäckerei-Kette –eine<br />

eigeneKaffeemarke möchte, dann kann<br />

der Kunde nicht nur die Sorte geschmacklich<br />

mit Novak abstimmen, sondernauch<br />

die Verpackung w<br />

nenWünschen gestaltet. „E<br />

die Trends zuerkennen un<br />

reagieren. Da sind wir klein<br />

reien den Großkonzernen<br />

klar im Vorteil“, ist Novak ü<br />

So startet Imping’s jetzt mi<br />

seln in drei Geschmacksric<br />

VomTasting überzeugend,<br />

vak immernochein nicht ga<br />

ner Kompromiss an die F<br />

des Marktes und der Kund<br />

„<strong>Die</strong> schlechte Ökobilanz<br />

kaffees liegt mir auf der Se<br />

dabei, eine Bio-Kapsel zu<br />

räumt der Vater von zwei K<br />

Aus genau diesem Grund<br />

seiner Custom-made-Philo<br />

Spezialröstungen in den<br />

braunen Aromaschutzve

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