Die Wirtschaft 06_2015
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GELD & GESCHÄFT 17<br />
<strong>Die</strong> richtige Mischung<br />
Mischfonds sind eine bequeme Lösung für Anleger, die ihr Kapital breit streuen möchten. Allerdings<br />
sollten Anleger sich darüber klar sein, welches Risiko sie eingehen wollen.<br />
Potpourri: Bei der Geldanlage kommt es auf die richtige Mischung an.<br />
Foto: colourbox.de<br />
OFFEN GESAGT<br />
Genau hinsehen<br />
In stürmischen Zeiten – wie jetzt im<br />
November – sehnen sich viele Menschen<br />
nach Ruhe. Kein Wunder, dass<br />
auch Kapitalanleger auf der Suche<br />
nach dem sicheren Hafen sind, wenn<br />
es an den Finanzmärkten wieder auf<br />
und ab geht.<br />
Mischfonds scheinen da eine gute Lösung<br />
zu sein. Das legen zumindest die<br />
Verkaufszahlen der vergangenen Monate<br />
nahe. Im Schnitt fließen derzeit pro<br />
Tag rund 100 Millionen Euro in Multi-<br />
Asset-Fonds – statistisch gesehen investieren<br />
Anleger also jeden zweiten Euro,<br />
der neu in Fonds angelegt wird, in ein<br />
solches Mischprodukt.<br />
Doch Vorsicht! Anlageberater legen<br />
ihren Kunden oft Mischfonds ans Herz,<br />
weil die Provisionen hier meist deutlich<br />
höher ausfallen als beispielsweise<br />
beim Verkauf von Indexfonds. Zudem<br />
ist bei der Auswahl des Fonds Fingerspitzengefühl<br />
gefragt. Investmentgesellschaften<br />
orientieren sich gerne an den<br />
Mitbewerbern – sobald ein Fonds gute<br />
Verkaufszahlen schreibt, bietet die<br />
Branche ein ähnliches Produkt feil. Im<br />
Zweifel sollten Anleger dann zum Original<br />
greifen.<br />
Andreas Fier<br />
Erst geht die Börse hoch, dann plötzlich<br />
wieder runter. Viele Anleger, die<br />
trotzdem die Chancen der Aktienmärkte<br />
nutzen wollen, setzen deshalb<br />
auf Mischfonds.<br />
Börsenweisheiten gibt es viele.<br />
„Nicht alle Eier in einen<br />
Korb legen“, lautet eine bewährte<br />
Regel. Soll heißen:<br />
Anleger sind gut beraten,<br />
wenn sie ihr Vermögen über verschiedene<br />
Anlageklassen möglichst breit streuen.<br />
Wer sein Geld nicht gerade in Mietwohnungen<br />
investieren will und vor<br />
Edelmetallen oder Devisen zurückschreckt,<br />
stößt deshalb fast zwangsläufig<br />
auf Mischfonds.<br />
Ein Mischfonds – in Fachkreisen ist auch<br />
von Multi-Asset-Fonds die Rede – kombiniert<br />
Aktien und Anleihen, mitunter werden<br />
auch Rohstoffe oder Immobilienanteile<br />
untergemischt. Eine solche Streuung<br />
scheint im Sinne der Risikoreduzierung<br />
durchaus sinnvoll. Je breiter die Anlage,<br />
desto geringer ist die Gefahr, dass<br />
alle Kurse gleichzeitig Richtung Süden<br />
abdrehen.<br />
In der Praxis stellt sich allerdings schnell<br />
heraus, dass nicht nur die Anzahl der einzelnen<br />
Anlageklassen über Erfolg und<br />
Misserfolg entscheidet, sondern das Können<br />
des Fondsmanagers das Zünglein an<br />
der Waage ist. Obendrein ist die Rendite<br />
der Mischfonds oft vom Anteil der Aktien<br />
abhängig. Generell werden offensive, defensive<br />
und ausgewogene Mischfonds am<br />
Bulle und Bär: Dank einem Mix aus Aktien und Anleihen versprechen<br />
Mischfonds Sicherheit in turbulenten Börsenzeiten. Foto: Fotolia<br />
Markt angeboten. In welche Klasse ein<br />
Fonds fällt, hängt vom Anteil der Aktien<br />
ab: Der Fondsmanager nimmt also je<br />
nach Performance mal mehr Aktien, mal<br />
mehr Anleihen ins Portfolio. Im Extremfall<br />
schwankt der Aktienanteil bei einem<br />
flexiblen Mischfonds zwischen 0 und 100<br />
Prozent. Anleger, die nicht auf volles Risiko<br />
setzen wollen, sollten deshalb nach<br />
einem Fonds Ausschau halten, bei dem<br />
Ober- und Untergrenzen für den Aktienanteil<br />
vereinbart sind.<br />
Wer sich fragt, warum Mischfonds in den<br />
vergangenen zwei Jahren so erfolgreich<br />
waren, muss eigentlich nur einen Blick<br />
auf die Entwicklung der Börsen werfen.<br />
Weil die Kurse in ungeahnte Höhen vorgestoßen<br />
sind, haben auch die Fonds ordentliche<br />
Renditen abgeworfen. Zugleich<br />
hat die Niedrigzinsphase die Kurse von<br />
Anleihen in die Höhe getrieben. Üblicherweise<br />
marschieren die Kurse am Aktienmarkt<br />
und am Rentenmarkt allerdings<br />
nicht im Gleichschritt. Inzwischen<br />
treten die Börsenkurse auf der Stelle.<br />
Theoretisch kann also eine Anlage die<br />
Schwäche der anderen abfedern. Ein defensiver<br />
Mischfonds wäre deshalb die<br />
richtige Wahl für Anleger, die eher auf<br />
Rentenpapiere vertrauen. Wer auf eine<br />
erneute Rallye an den Aktienmärkten<br />
setzt, ist möglicherweise mit einem offensiven<br />
Fonds gut beraten. Einen Mittelweg<br />
versprechen ausgewogene Mischfonds,<br />
die etwa zur Hälfte aus Aktien bestehen.<br />
Um sich über Chancen und Risiko des Investments<br />
klar zu werden, sollten Anleger<br />
ihren Bankberater gleich zu Anfang<br />
nach dem Vergleichsindex fragen, der<br />
sich im Fall von Mischfonds aus unterschiedlichen<br />
Indizes zusammensetzt.<br />
Das gewählte Anlageprodukt sollte den<br />
Vergleichsindex im Idealfall schlagen –<br />
wichtig ist vor allem die Rendite nach Abzug<br />
aller Gebühren, die oft zwischen ein<br />
und zwei Prozent pro Jahr liegen. Mitunter<br />
verlangen die Anbieter sogar eine Performancegebühr.<br />
Im Zweifel sollten Anleger<br />
deshalb einem Produkt ohne erfolgsabhängige<br />
Vergütung den Vorzug geben.<br />
Vorsicht ist zudem geboten, wenn kein<br />
Vergleichsindex vorliegt. Andreas Fier<br />
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