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ekonstruieren und sodann für die Zielkultur fühlbar machen: So wird auf Geiz,<br />

Einfältigkeit, Armut, Dummheit, Oberflächlichkeit, Eifersucht und Fröhlichkeit,<br />

usw. angespielt.<br />

In der Übersetzungstheorie wird nur gelegentlich die Frage nach der<br />

Übersetzung der symptomatischen Funktion, d.h. der Dialektalismen, gestellt. In<br />

der einschlägigen Literatur wird darauf hingewiesen, dass der limousinische<br />

Dialekt, der in Rabelais‘ Pantagruel verwendet wird, von den deutschen<br />

Übersetzern mit fränkischem bzw. bairischem, sächsischem und schwäbischem<br />

Dialekt übersetzt werden – und alle gemachten Angebote werden als adäquat<br />

akzeptiert, nicht zuletzt, weil die stilistische Wirkung des Dialekts nicht durch eine<br />

gemeinsprachliche Übersetzung aufgehoben wird. So werden die Einwände der<br />

Übersetzungstheoretiker, wonach die Dialekte, die patois, usw. nicht übersetzbar<br />

wären, durch die Übersetzungspraxis widerlegt. Ein anderes Beispiel, diesmal<br />

ausgehend von einem deutschen Original<strong>text</strong>: Im Roman von Günter Grass, Der<br />

Butt, wird an verschiedenen Stellen Plattdeutsch verwendet. Der spanische<br />

Übersetzer weicht recht überzeugend auf einen spanischen Küstendialekt, das<br />

Andalusische, aus. Ähnlich gehen der kroatische und der slowenische Übersetzer<br />

des Butts vor, die ebenso auf Küstendialekte – das Čakavische bzw. das<br />

Dalmatische – zurückgreifen. 4<br />

IV. DIE ÜBERSETZBARKEIT VON SFÂRŞIT DE VARĂ PE RÂU<br />

Wie bewältigt man nun die Aufgabe der Übersetzung der mit dialektalen<br />

Einsprengseln gespickten Erzählung von Tudor Ionescu? In der Sprache der beiden<br />

Protagonisten – der des Erzählers und der des Arztes – kommen Dialektalismen<br />

ausschließlich im Dialog mit Bauern als Zeichen ihres Entgegenkommens im<br />

Rahmen der Kommunikation vor. So spricht der Erzähler einen Bauern<br />

angemessenerweise wie folgt an:<br />

-No, unchiule, şi la cîte ceas merem mîne? (S. 34)<br />

In der Regel kommen Dialektalismen allerdings in der Sprache der<br />

Bauern vor, hier einige Beispiele: Zunächst stöhnt ein älterer Mann<br />

verständlicherweise aufgrund einer bevorstehenden Prüfung im Fach Französisch:<br />

-…Numa’ că musai trebe să dau egzamăn la franceză şi să trec! (S. 35<br />

und cf. Titel des Beitrages)<br />

Später warnt ein Junge vor dem drohenden Regen und lädt die zeltenden<br />

Reisenden ein, unbedingt ins Haus zu kommen:<br />

4 Cf. Ulrich 1997: 307ff.<br />

-Păi, domnule … io zîc să … io zîc să viniţi la noi, în casă la mămuca.<br />

A să ploaie, domnule. A să ploaie că prea îi cald şi prea şede aeru’-n<br />

loc şi-i gros. (S. 100)<br />

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