noch ganz am Anfang und hat nichts außer <strong>de</strong>m Wunsch zu existieren. Esgibt we<strong>de</strong>r Räume noch Mittel, kein Handwerk, keine Ausbil<strong>du</strong>ng, aber esgibt einen großen Enthusiasmus und <strong>de</strong>n Willen weiterzumachen. Das istviel in einem Land, wo Theater jahre<strong>la</strong>ng verteufelt und verboten war undbis heute für Frauen als unschicklich gilt. Deshalb ist das Festival sowichtig für die Theaterleute, <strong>de</strong>nn es ist ihre einzige Gelegenheit,voneinan<strong>de</strong>r zu lernen und sich Mut zu machen.P<strong>la</strong>ttform und WerkschauSo meint <strong>de</strong>nn auch Lien Hei<strong>de</strong>nreich, <strong>Le</strong>iterin <strong>de</strong>s Goethe-Instituts Kabulund Hauptorganisatorin <strong>de</strong>r Veranstaltung, wichtiger als die Werkschau-Funktion <strong>de</strong>s Festivals sei die P<strong>la</strong>ttform-Funktion: für die Theaterleute aus<strong>de</strong>n Provinzen die einzige Möglichkeit, überhaupt Theater zu sehen, dasvon an<strong>de</strong>ren gemacht wird als von ihnen selbst. Das Goethe-Institut ist<strong>de</strong>r Initiator <strong>de</strong>s Festivals, inzwischen sind auch das Institut Français, <strong>de</strong>rBritish Council und die Kulturabteilung <strong>de</strong>r amerikanischen Botschaft mitim Bühnen-Boot, dazu etliche afghanische Institutionen, vom staatlichenFernsehen, das alle Vorstellungen aufzeichnet, bis zu einer privatenFluggesellschaft, die jene Gruppen nach Kabul fliegt, für die <strong>de</strong>r Landwegzu gefährlich wäre.Der einzige internationale Beitrag <strong>de</strong>s Festivals kommt aus Deutsch<strong>la</strong>nd:„Return to Sen<strong>de</strong>r“, Helena Waldmanns neue Version <strong>de</strong>r „<strong>Le</strong>tters fromTent<strong>la</strong>nd“, die sie im letzten Jahr fürs Fadj Festival in Teheran mitiranischen Schauspielerinnen erarbeitete. Nun sind es fünf Deutsch-Iranerinnen, die hier die Zelte zum Tanzen bringen und auf Farsi spielen,das <strong>de</strong>m in Afghanistan gesprochenen Dari verwandt ist. Sprachbarrierengibt es also nicht und mentale sowieso nicht, <strong>de</strong>nn die Frage nachI<strong>de</strong>ntität und Exil, woher man kommt und ob man vielleicht lieberwoan<strong>de</strong>rs wäre, ist <strong>de</strong>m hiesigen Publikum bestens vertraut. Und so wirddie Aufführung zu einem Riesenerfolg, trotz <strong>de</strong>r ungewohnten Ästhetikund Abstraktion.Auch <strong>de</strong>r Körper spielt eine RolleUnd <strong>de</strong>n Unterricht, <strong>de</strong>n Waldmann am nächsten Tag gibt, ist wie einBefreiungssch<strong>la</strong>g. Im afghanischen Theater besteht <strong>de</strong>r Schauspieler wieim arabischen vorwiegend aus Kopf und Hän<strong>de</strong>n. Nun lernen zwei Dutzend
Frauen aus <strong>de</strong>r Provinz, dass auch <strong>de</strong>r Körper auf <strong>de</strong>r Bühne eine Rollespielt, und sie haben viel Spaß bei <strong>de</strong>n Übungen zu Reaktions- undErinnerungsvermögen. Eine nach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren nehmen sie sogar dasKopftuch ab, das bei so viel physischem Einsatz sowieso verrutscht.Wie sehr die Freiheit die Kunst beflügeln kann, lässt sich bei <strong>de</strong>r wohlbesten afghanischen Gruppe studieren, <strong>de</strong>m Aftaab-Theater aus Kabul.Das bezieht seinen Namen „Sonnen Theater“ von einem Seminar, dasAriane Mnouchkine vor zwei Jahren in Kabul hielt. Aus 120 Bewerbernwählte sie einundzwanzig aus, mit <strong>de</strong>nen sie vier Wochen <strong>la</strong>ng arbeitete.Danach inszenierte Maurice <strong>de</strong> Rozière mit ihnen „Romeo und Julia“ inKabul und Hélène Cinque „Tartuffe“ in Paris, bei<strong>de</strong>s in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>m Théâtre <strong>du</strong> <strong>Soleil</strong> und beim zweiten und dritten Kabul-Festivalgezeigt. Diesmal präsentiert Aftaab Brechts „Kaukasischen Krei<strong>de</strong>kreis“ in<strong>de</strong>r Inszenierung <strong>de</strong>s Iraners Arash Absa<strong>la</strong>n.Phantasievoll und unverkrampftEs ist großes, buntes Volkstheater, witzig und schnell, das die Parabel von<strong>de</strong>r wahren und <strong>de</strong>r falschen Mutter so phantasievoll und unverkrampfterzählt, wie es seit Simon McBurneys berühmter Aufführung nicht mehr zusehen war. Das Bühnenbild besteht aus einer großen Treppe, die sich inmehrere Teile zerlegen und neu zusammensetzen lässt, zumGouverneurspa<strong>la</strong>st, Gebirge o<strong>de</strong>r Richterstuhl; die Darsteller tragen weißeKostüme und spielen mit so viel Verve und Lust, dass die Zuschauer aus<strong>de</strong>m Szenenspontanbeifall gar nicht mehr herauskommen.Schon wie hier Männer und Frauen zusammen über die Bühne toben, sichin die Augen schauen und sich anfassen, ist eine kleine Revolution, undals Simon in <strong>de</strong>n Krieg zieht und seiner Grusche zum Abschied eine Ketteumhängt, fällt ihr das Häubchen herunter. Aber die Darstellerin <strong>de</strong>nkt garnicht daran, es hastig zurechtzuzupfen, son<strong>de</strong>rn spielt einfach weiter, mitHaaren o<strong>de</strong>r ohne - erst beim nächsten Auftritt ist sie wie<strong>de</strong>r züchtigbe<strong>de</strong>ckt. Überhaupt diese Grusche! Fatima Wazha ist eineVollblutschauspielerin, vital und sinnlich, die so scheu lächeln kann und sotrostlos verzweifelt gucken, dass es einem schier das Herz bricht.Alles ist möglich
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