D'HANDWIERK NOVEMBRE 2019
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MAGAZINE<br />
THÉMATIQUE<br />
Redaktion: Jeff Karier ■ Fotos: Steve Eastwood<br />
STRINGENTER, PLANBARER, EFFIZIENTER<br />
Anwendung und Chancen<br />
von Prozessmanagement<br />
im Handwerk.<br />
Kosten, Qualität, Zeit: diese drei Faktoren stehen im Alltag eines jeden Unternehmens in einem Spannungsverhältnis, gut dargestellt in dem Modell<br />
des Magischen Dreiecks. „Mit konsequentem Prozessmanagement kann man diesen uralten Zielkonflikt bis zu einem gewissen Punkt auflösen“,<br />
erklärt Prof. Dr. Jürgen Thömmes, der u.a. Berater des Centre de Compétences Digitaalt Handwierk ist.<br />
Der Mittelstandsmanager hat in Trier und Paris unter<br />
anderem Betriebswirtschaft und Soziologie studiert, lehrt<br />
aktuell an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch<br />
Gladbach und berät seit vielen Jahren Unternehmen unter<br />
anderem beim Prozessmanagement.<br />
„Beim Prozessmanagement ist es ganz entscheidend, dass der Kunde<br />
im Mittelpunkt steht. Man denkt vom Kunden her und der Prozess startet<br />
und endet bei ihm.“<br />
Aus Umdenken folgt verändertes Handeln<br />
„Im Grunde arbeitet jeder Betrieb sowie Angestellten des<br />
Handwerks in Prozessen. Diese sprechen aber oft eher von<br />
Abläufen in ihrer Tätigkeit, von der Planung, der Ausführung<br />
oder auch Überwachung der Arbeit. Im Grunde geht es darum,<br />
zielgerichtet eine Leistung zu erstellen, dass man eine Reihe<br />
von logisch zusammenhängenden Aktivitäten innerhalb einer<br />
definierten Zeitspanne erledigt und das nach festgelegten<br />
Regeln“, führt Thömmes aus. Entsprechend versteht man unter<br />
Prozessmanagement den Versuch, die verschiedenen einzelnen<br />
Elemente stringenter, planbarer und effizienter durchzuführen.<br />
Man kann somit auch von einer Optimierung von Prozessen<br />
sprechen. „Da das Konzept des Prozessmanagements im<br />
Handwerk meiner Wahrnehmung nach nicht weit verbreitet<br />
ist, tun sich viele schwer mit diesem großen Überbegriff.<br />
Daher ist ein Vorgehen entsprechend der Größe des jeweiligen<br />
Unternehmens sowie der Branche empfehlenswert.“<br />
Am Anfang stehe das Umdenken, aus dem das veränderte<br />
Handeln folgt. Hierbei sei es wichtig von außen nach innen<br />
und nicht wie es oft der Fall ist, von innen nach außen vorzugehen.<br />
„Beim Prozessmanagement ist es ganz entscheidend,<br />
dass der Kunde im Mittelpunkt steht. Man denkt vom Kunden<br />
her und der Prozess startet und endet bei ihm“, betont der<br />
Wirtschaftsfachmann.<br />
Fehler als Lernchance begreifen<br />
Ein wichtiger Punkt sei der Umgang mit Fehlern. Denn in<br />
jedem Prozess können Fehler passieren. „Im Normalfall<br />
reicht der Umgang mit einem entdeckten Fehler von<br />
sanfter Zurechtweisung bis hin zu - vorsichtig ausgedrückt -<br />
der unmissverständlichen Bitte, diese abzustellen. Aber es<br />
schwingt immer eine negative Konnotation mit.“<br />
Eine Hauptaufgabe des Prozessmanagements ist es, Fehler als<br />
Lernchance zu begreifen. Sofortiges Abstellen von Fehlerquellen<br />
am Ort des Geschehens, keine Schuldzuweisungen, sondern<br />
„Sofortiges Abstellen von Fehlerquellen am Ort des<br />
Geschehens, keine Schuldzuweisungen, sondern<br />
verbesserte Standards und Prozessschritte.“<br />
verbesserte Standards und Prozessschritte. Dies ist in den Augen<br />
des Experten ein entscheidender Punkt.<br />
Als Beispiel für solche Prozesse, beziehungsweise wo diese zu<br />
finden sind, nennt Thömmes die Tages- und Wochenplanung an<br />
einer Baustelle. „Hier gibt es selbstredend ganz unterschiedliche<br />
Arbeitsteilungen. Was dabei häufig vorkommt, ist, dass<br />
Informationen über Veränderung nicht wirklich durchgängig<br />
fließen, weil die Verantwortlichkeit nicht ganz klar ist. Beispielsweise,<br />
wenn für eine Baustelle fünf Handwerker geplant sind<br />
und ein oder zwei wegen Krankheit ausfallen, führt das nicht<br />
nur zu Umplanungen auf der konkreten Baustelle, sondern<br />
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