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wen sie etwa verführt hat, der schaue, was ihm Hoffnung und<br />
Hilfe gibt: durch leichte Buße wird er von schwerer Sünde<br />
befreit. Das bedenkt, ihr Ritter! es geht euch an! Ihr tragt die<br />
strahlenden Helme und manchen harten Panzer, dazu die festen<br />
Schilde und die geweihten Schwerter. Wollte Gott, auch ich wäre<br />
dieses Triumphes würdig! Dann könnte ich, arm an geistlichem<br />
und irdischem Gut, mir reichen Sold verdienen. Damit meine ich<br />
wahrlich nicht die Güter oder das Gold der Fürsten: ich möchte<br />
der Seligkeit Krone ewiglich tragen; die konnte einst jener<br />
Söldner (Longinus) mit seiner Lanze erlangen. Könnte ich die<br />
willkommne Kriegsfahrt übers Meer tun, so würde ich dann<br />
Heil! singen und niemals mehr: Wehe! Niemals mehr: Wehe!<br />
[P. HASE]:<br />
[O weh, wohin entschwand mir Jahr, und Jahr um Jahr!…] 142<br />
O weh, wohin entschwand mir Jahr, und Jahr um Jahr!<br />
Träumte ich mein Leben oder ist es wahr?<br />
Was ich als wirklich wähnte, war das Wirklichkeit?<br />
Demnach hab ich geschlafen, und wußte nicht Bescheid.<br />
Nun bin ich wach geworden und mir ist unbekannt<br />
Was mir zuvor bekannt war wie die eigne Hand.<br />
Land und Leut in deren Mitte ich erzogen<br />
Die sind mir fremd geworden als sein sie nur gelogen.<br />
Mit denen ich einst spielte, die sind träg und alt.<br />
Beackert ist das Feld, geschlagen ist der Wald.<br />
Nur grad das Wasser fießt noch wie früher vor mir her,<br />
Es wäre sonst mein Schicksal bei Gott auch allzu schwer!<br />
Mich grüßte mancher früher der heute von mir läuft.<br />
Die Welt ist allenthalben mit Undank vollgehäuft.<br />
So denke ich an manchen wunderschönen Tag<br />
Der mir ist entglitten<br />
Immerdar o weh…<br />
wie in das Meer ein Schlag,<br />
Wie kümmerlich bewegen die jungen Leut sich heut,<br />
Die einst sehr glücklich waren und voller Freudigkeit.<br />
Die kennen nur noch Sorgen. Warum sind sie wohl so?<br />
Wohin ich mich auch wende, ich finde niemand froh.<br />
Man sehe wie die Mode der Damen hat verloren.<br />
Die stolzen Ritter gehen wie auf dem Dorf die Toren.<br />
Singen ist und Tanzen in Sorgen hingefahren.<br />
Kein Christenmensch erlebte je solche Jammerscharen.<br />
Dazu ist böse Botschaft den Weg von Rom gekommen,<br />
Reißt auf die Trauerpforten, hat alle Freud genommen.<br />
Das schmerzt mich in der Seele – wir lebten einst nicht schlecht –,<br />
Daß ich mein Lachen tauschte und erbte Trauerrecht.<br />
Die Vögel in der Wildnis betrübt selbst unsre Klage.<br />
Was ist es da groß Wunder, wenn gleichfalls ich verzage.<br />
Jedoch – was klag ich töricht mit meinem Zorneswort:<br />
Wer diese Welt verherrlicht, verliert die andre dort;<br />
Immer und allezeit.<br />
Ach wie mich vor der Süße des Giftetranks erschauert.<br />
Ich seh die bittre Galle die in dem Honig lauert.<br />
Die Welt ist schön von außen, ist hell und bunt und rot,<br />
Und innen ist sie dunkel und finster wie der Tod.<br />
Doch dem, den sie verführte winkt Trost jetzt, wer er sei:<br />
Mit leichter Bußesleistung wird er von Sünden frei.<br />
Daran gedenkt, ihr Ritter, es ist euer Ding:<br />
Ihr tragt die hellen Helme und manchen Panzerring,<br />
Ihr tragt die festen Schilde, die Schwerter sind geweiht.<br />
Wollte Gott, für mich auch wär noch Ritterzeit!<br />
Dann würd ich, der ich arm bin, verdienen reichen Sold.<br />
Ich meine keine Länder und nicht der Fürsten Gold:<br />
Der Seligkeiten Krone würd ich ewig tragen:<br />
Longinus konnte einst sie mit seinem Speer erjagen.<br />
Dürft die ersehnte Fahrt ich mitfahren über See,<br />
So sänge ich ein Danklied, und nimmer mehr »o weh«,<br />
Nimmer mehr »o weh«.<br />
[FRIEDRICH MAURER]:<br />
Die „Elegie” 144<br />
O weh, wohin sind alle meine Jahre entschwunden!<br />
habe ich mein leben geträumt oder ist es wahr?<br />
was ich für wirklich gehalten habe, war das wirklich etwas?<br />
Dann habe ich geschlafen und weiß nichts davon.<br />
142 WG.284-285<br />
143 DLF.529,531,533<br />
144 DGV.345-347<br />
145 DDM.653,655<br />
aber innen ganz schwarz, düster wie der Tod.<br />
Wen sie schon verführt hat, der suche nach Hilfe;<br />
Er wird schon durch etwas Buße aus großen Sünden erlöst.<br />
Denkt daran, Ritter: es geht um euere Sache.<br />
Ihr tragt die schimmernden Helme und die Ringpanzer,<br />
dazu die festen Schilde und die geweihten Schwerter.<br />
Wollte Gott, daß ich eines siegreichen Kampfes wert wäre!<br />
So wollte ich armer Mann mir reichen Lohn verdienen.<br />
Doch meine ich weder Acker noch das Gold der Herren,<br />
ich wollte für immer die Himmelskrone tragen;<br />
die konnte sogar ein Soldritzter mit seinem Speer erringen.<br />
Könnte ich an dem ersehnten Zug über das Meer teilnehmen,<br />
so wollte ich frühlich singen und niemals mehr: O weh!<br />
20<br />
[MARGHERITA KUHN]:<br />
O weh, wohin sind entschwunden 143<br />
O weh, wohin sind entschwunden alle meine Jahre?<br />
Habe ich mein Leben geträumt, oder ist es wahr?<br />
Was ich immer für wirklich hielt, war es das?<br />
Demnach hab ich geschlafen und weiß es nicht.<br />
Nun bin ich erwacht, und es ist mir fremd,<br />
was mir zuvor vertraut war wie meine eigene Hand.<br />
Leute und Land, in dem ich von Kind an aufgewachsen bin,<br />
die sind mir fremd geworden, als ob es bloß erlogen wär’.<br />
Die meine Spielgefährten waren, sie sind träge und alt.<br />
Felder sind entstanden, abgehauen der Wald,<br />
wenn nicht das Wasser flösse, wie es einst floß,<br />
wahrhaftig, ich glaubte, mein Unglück wäre groß.<br />
Mich grüßen viele zögernd, die mich einst gut gekannt.<br />
Die Welt ist allenthalben voller Undank.<br />
Wenn ich gedenke der vielen freudenreichen Tage,<br />
die für mich verloren sind<br />
dann: o weh für alle Zeit.<br />
wie ein Schlag ins Meer,<br />
O weh, wie trostlos sich die jungen Leute geben,<br />
die einst so höfisch waren und stolz!<br />
Sie kennen nichts als Sorgen. Ach, warum benehmen sie sich so?<br />
Wohin in der Welt ich mich wende, da ist niemand froh:<br />
Tanzen und Singen gehen in Sorgen unter.<br />
Niemals sah ein Christ solch jammervolle Jahre.<br />
Nun schaut her, wie den Damen ihr Kopfputz steht!<br />
Die stolzen Ritter tragen bäurisches Gewand.<br />
Uns sind barsche Briefe aus Rom gekommen,<br />
Trauern ist uns erlaubt, die Freude ganz genommen.<br />
Das bekümmert mich tief (wir lebten immer so froh),<br />
daß ich nun für mein Lachen das Weinen eintauschen soll.<br />
Die Vögel in der Wildnis betrübt unsere Klage,<br />
ist es da ein Wunder, wenn ich darüber verzage?<br />
Ach, was sage ich Tor in meinem bösen Zorn?<br />
Wer hiesiger Freude nachgeht, hat jene dort verloren,<br />
dann: o weh für alle Zeit.<br />
O weh, wie wir mit süßen Dingen vergiftet sind!<br />
Ich sehe die bittere Galle mitten im Honig schwimmen:<br />
Die Welt ist außen schön, weiß, grün und rot,<br />
und innen von schwarzer Farbe, finster wie der Tod.<br />
Wen sie hier verführt hat, der sehe, was ihm helfen kann:<br />
Er wird durch geringe Buße von schweren Sünden erlöst.<br />
Daran denkt, ihr Ritter, das geht euch an!<br />
Ihr tragt die blitzenden Helme und viele harte Panzer,<br />
dazu die festen Schilde und die geweihten Schwerter.<br />
Wollte Gott, ich wäre der Siege wert!<br />
So würde ich armer Mensch reichen Lohn verdienen.<br />
Jedoch meine ich nicht die Güter noch der Herren Gold:<br />
Ich wollte selbst die Krone in alle Ewigkeit tragen;<br />
Die konnte ein Söldner mit seinem Speer erjagen.<br />
Könnte ich die glückbringende Fahrt übers Meer unternehmen,<br />
so würde ich dann freudig singen und niemals mehr: o weh.<br />
[JÖRG SCHAEFER]:<br />
[Ach, wohin sind alle meine Jahre gegangen?…] 145<br />
Ach, wohin sind alle meine Jahre gegangen? Mein Leben – hab’<br />
ich es nur geträumt, oder ist es wahr? All die Dinge, die ich für<br />
wirklich hielt, hat es sie denn gegeben? Ich muß geschlafen<br />
haben, doch weiß ich’s nicht. Jetzt bin ich erwacht, und was mir