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Textus - Szabó Lőrinc

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Dazu sind Unglücksbriefe aus Rom hierhergekommen,<br />

die tief mich trauern lassen, die mir die Freud genommen.<br />

Das schmerzt mich und das quält mich - was lebt ich einst so wohl,<br />

daß jetzt ich für mein Lachen so bitter weinen soll.<br />

Ich glaub, selbst wilde Vögel betrübt noch meine Klage:<br />

wer wundert sich darüber, daß ich so tief verzage?<br />

– Was redete ich eben, ich armer Tor, im Zorn?<br />

Wer hier der Freude folget, hat jene dort verlorn.<br />

Immer mehr, o weh!<br />

O weh, mit welchen Ränken will uns die Welt verdrießen!<br />

Ich glaub, sie läßt uns Galle in ihren Honig fließen.<br />

Die Welt ist schön von außen mit Weiß und Grün und Rot,<br />

doch schwarz ist sie im Innern und dunkel wie der Tod.<br />

Wen etwa sie verführt hat, dem steht die Hoffnung bei:<br />

er wird durch leichte Buße von schwerer Sünde frei.<br />

Die Tat ist eure Sache, ihr Ritter, denkt daran!<br />

Ihr tragt die blanken Helme, ihr habt die Rüstung an,<br />

ihr führt die festen Schilde und das geweihte Schwert!<br />

Würd Gott es fügen, daß ich des Kampfes wäre wert,<br />

dann wollte ich mir Armen verdienen reichen Sold;<br />

doch mein ich nicht die Güter der Herren und ihr Gold:<br />

ich wollte als ein Söldner mit meinem Speere streiten,<br />

daß ich die Himmelskrone erwürb für alle Zeiten.<br />

Wie gern würd ich den Aufbruch erleben über See!<br />

Dann wollt ich wieder singen, doch niemals mehr: „O weh”.<br />

Niemals mehr o weh!<br />

[SOMMER]:<br />

[O weh, all’ meine Jahre, wo sind sie hingeeilt!…] 148<br />

O weh, all’ meine Jahre, wo sind sie hingeeilt!<br />

Hab’ ich geträumt, ich lebe? hab’ ich auf Erden geweilt?<br />

Was ich gewähnt, es wäre, war es in Wahrheit da?<br />

Ich hab’ im Schlaf gelegen, ich weiß nicht, was ich sah.<br />

Nun wach’ ich auf vom Traume, da ist mir unbekannt,<br />

Was mir zuvor war kundig, wie meine andre Hand.<br />

Das Land und auch die Leute, wo ich als Kind gesäumt,<br />

Sie sind mir fremde worden, als wär’ es Alles erträumt.<br />

Die meine Gespielen warne, sind träge nun und alt.<br />

Bestellt ist rings die Haide und abgehaun der Wald:<br />

Wenn nicht das Wasser flösse, wie ich es einst gesehn,<br />

Ich glaubte, traun, mir wäre ein großes Leid geschehn.<br />

Es grüßt mich Mancher zögernd, der mich einst wohl gekannt;<br />

Es ist von Noth und Unheil erfüllt nun alles Land,<br />

Wenn ich der Wonne denke, an manchen Tag so hehr,<br />

Die sind mir all’ entfallen, so wie ein Schlag ins Meer.<br />

Immer mehr o weh!<br />

O weh, die jungen Leute, wie traurig steht die Schaar,<br />

Die einst in ihrem Muthe so wild verwegen war!<br />

Die können nichts als sorgen: weh, was bedrängt sie so?<br />

Wohin ich schau’ auf Erden, ich sehe Niemand froh.<br />

Das Tanzen und das Singen muß ganz mit Sorgen vergehn,<br />

Nie hat ein Christ auf Erden so trübe Schaar gesehn.<br />

Nun seht, wie steht den Frauen die Spang’ an Stirn und Hand:<br />

Die stolzen Ritter tragen kein ritterlich Gewand.<br />

Es sind unsanfte Briefe von Rom uns hergekommen,<br />

Uns ist erlaubt zu trauern und alle Lust benommen.<br />

Das schmerzt mich tief im Herzen (wir lebten so freudevoll),<br />

Daß ich statt meines Lachens nun Thränen wählen soll.<br />

Die wilden Vögel im Walde erschrecken vor unsrer Klage,<br />

Wen könnt’ es noch verwundern, wenn ich davon verzage?<br />

Was sprech’ ich unbesonnen in meinem argen Sinn?<br />

Wer hier der Freude nachgeht, der giebt die ew’ge hin,<br />

Immer mehr o weh!<br />

O weh, in süßer Speise hat man uns Gift gegeben!<br />

Ich sehe die bittre Galle mitten im Honig schweben:<br />

Die Welt ist schön von außen, ist weiß und grün und roth,<br />

Von innen schwarzer Farbe und finster wie der Tod.<br />

Doch wen sie hat betrogen, dem ist ein Trost bereit:<br />

Er wird mit leichter Buße von großer Schuld befreit.<br />

Daran gedenkt, ihr Ritter, denn es ist eure Pflicht;<br />

Ihr tragt die lichten Helme und manchen Panzer dicht,<br />

Dazu die festen Schilde und das geweihte Schwert.<br />

O wollte Gott, ich wäre des hohen Sieges werth,<br />

So wollt’ ich Vielbedrängter verdienen reichen Sold.<br />

Ich meine nicht die Huben und nicht der Herren Gold:<br />

Ich wollte selbst die Krone für stete Zeiten tragen:<br />

Die könnte wohl ein Söldner mit seinem Speer erjagen.<br />

148 RLP.26-28<br />

22<br />

Uns sind ungnädge Briefe jüngst von Rom gekommen:<br />

Uns ist erlaubt zu trauern, Freude gar benommen;<br />

Nun schmerzt mich sehr (wir lebten ehmals wonnevoll)<br />

Daß ich mein Lachen jetzt für Weinen tauschen soll.<br />

Die Vögel in den Lüften dauert unsre unsre Noth:<br />

Was Wunder, wenn es mich betrübt bis in den Tod?<br />

Was sprech ich dummer Mann im Schmerz manch unnütz Wort?<br />

Wer dieser Wonne folgen will, der misset jene dort.<br />

Immer mehr o weh!<br />

O weh, wie hat man uns mit Süßigkeit vergeben!<br />

Ich seh die Galle mitten in dem Honig schweben;<br />

Die Welt ist außen lieblich, weiß und grün und roth,<br />

Doch innen schwarzer Farbe, finster wie der Tod:<br />

Wen sie verleitet hat, der suche Trost und Heil,<br />

Für kleine Buße wird ihm Gnade noch zu Theil.<br />

Daran gedenket, Ritter, es ist euer Ding:<br />

Ihr tragt die lichten Helme und manch harten Ring,<br />

Dazu den festen Schild und das geweihte Schwert.<br />

Wollte Gott ich wär für ihn zu streiten werth,<br />

So wollt ich armer Mann verdienen reichen Sold:<br />

Nicht mein ich Hufen Landes, noch der Fürsten Gold,<br />

Ich trüge Krone selber in der Engel Heer:<br />

Die mag ein Söldner wohl erwerben mit dem Sper.<br />

Dürft ich die liebe Reise fahren über See:<br />

So wollt ich ewig singen Heil und nimmermehr o weh!<br />

Nimmermehr o weh!

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