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KULTUR 28 ST.IL STEIERMARK.ILLUSTRIERTE
Wertpapiere In Graz ist der größte Faksimile-Verlag der Welt zu Hause. Er beliefert Päpste, Könige und Präsidenten mit originalgetreuen Duplikaten wertvollster historischer Schriftstücke. Jahrtausendealte Kultur wird so wieder angreifbar. Sagen Sie niemals Fälscher zu ihnen. Sie können zwar jedes Schriftstück bis ins kleinste Detail und dem Original zum Verwechseln ähnlich nachmachen. Noch dazu mit einer Präzision, die in der einschlägigen Szene weltweit als Benchmark gilt. Aber fälschen? Nein … Obwohl es dezidiertes Ziel der Arbeit ist, am Ende Vorlage und Duplikat nicht mehr voneinander unterscheiden zu können. Ob Schriftzeichen, vor mehr als dreitausend Jahren in Ägypten auf Papyrus gemalt; ob Gebetsbücher, in den Schreibstuben mittelalterlicher Klöster entstanden, jüdische Handschriften, byzantinische Buchrollen; ob Noten, von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart oder Ludwig van Beethoven persönlich auf handgeschöpftes Papier geschrieben … – alles wird in Graz nachgemacht. Exakter: faksimiliert. Nicht gefälscht! Der feine Unterschied? „Wir haben die rechtliche Erlaubnis, es zu tun“, erklärt Christopher Schaffer bei der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt (ADEVA). Tatsächlich wird bei jedem Original genau nachgefragt, ob eine Faksimilierung genehmigt und möglich ist. Und wie viel die Bereitstellung eigentlich kostet, denn die Bibliotheken stellen ihre historischen Schätze nicht immer unent- geltlich für eine Vervielfältigung zu Verfügung. Dazu liefern die hauseigenen ADEVA-Experten einen Mix aus hehren wissenschaftlichen und kühlen betriebswirtschaftlichen Argumenten (Finanzierung, Auflagenhöhe, Verkaufsziele). Gibt es am Ende grünes Licht, kommt ein zeitintensiver, logistisch aufwendiger und handwerklich wie wissenschaftlich komplexer Arbeitsprozess ins Laufen. Zunächst rücken die Digitalisierungsexperten der ADEVA mit ihrem mobilen „Fotostudio“ an, da die Originale nur selten Reisestrapazen ausgesetzt werden sollen beziehungsweise manchmal ihre Heimatbibliothek gar nicht verlassen dürfen. Das Alu-Gestänge, in das Digitalkamera, Kabel, die millimetergenaue Einstellungsmechanik und die Spezialauflagefläche für die historischen Druckwerke eingebaut werden, erinnert konstruktionstechnisch an eine Mischung aus Fitnessgerät und Guillotine. In Verbindung mit exakt abgestimmten Spezialleuchten, die die lichtscheuen Originale für nur wenige Sekunden einem schonenden Kaltlicht aussetzen, füttern die Aufnahmegeräte einen angeschlossenen Computer mit kleinstteiligen Datensätzen von den abfotografierten Seiten. Dann beginnt die Feinarbeit. © ADEVA 29
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