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St.il Steiermarkillustrierte

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ßenschenkel gespannten sogenannten „Zunge“<br />

aus <strong>St</strong>ahl, die angezupft wird. Als Klangkörper<br />

dient auch hier die Mundhöhle. Die Wurzeln<br />

dieses exotischen, aber weltweit bekannten<br />

und gespielten Instruments liegen irgendwo<br />

in Sibirien. Aber auch im obersteirischen Aigen<br />

im Ennstal war die Maultrommel schon früh in<br />

Verwendung, wie alte Funde aus dem 13. Jahrhundert<br />

beweisen.<br />

Deutlich jünger ist dagegen die Okarina. Erst<br />

1853 wurde sie in der Nähe von Bologna in Italien<br />

erfunden. Dort wird sie noch immer als klassisches<br />

Instrument (auch für Opern) verwendet,<br />

während in steirischen Breiten fast ausschließlich<br />

Volksmusik mit dem aus Ton<br />

gebrannten, vier- bis zwölflöchrigen<br />

Blasinstrument (im Original:<br />

zehn Löcher) gemacht wird.<br />

„Der Klang der Okarina ist sehr<br />

dumpf und obertonarm und vermutlich<br />

deshalb auch in extremer Höhe<br />

noch für das menschliche Ohr erträglich“,<br />

erklärt Simone Prein, die für<br />

das <strong>St</strong>eirische Volksliedwerk immer<br />

wieder Okarina-Bau- und<br />

-Spielkurse abhält. Gemeinsam<br />

mit der Maultrommel und der<br />

Mundharmonika wird die Okarina<br />

aufgrund ihrer handlichen<br />

Musik<br />

aus dem<br />

Hosensack<br />

Retrokult nach Noten: Da wird gepfiffen, geblasen und<br />

gezupft, dass die Ohren Kirtag feiern. Auf Instrumenten<br />

von anno dazumal, mit der Begeisterung von heute.<br />

Dimensionen volkskundlich den „Hosensack-<br />

Instrumenten“ zugerechnet.<br />

Der praktische Transport in der Hosentasche<br />

geht sich bei den Wurzhörnern und den etwas<br />

kleineren „Flatschen“ größenbedingt nicht<br />

aus. Hinter diesen Bezeichnungen verbergen<br />

sich steirische Spezialvarianten des bekannten<br />

Alphorns, das vor allem in der Schweiz auch<br />

als Kommunikationsmittel zwischen den Almen<br />

verwendet wurde. Mit Längen zwischen einem<br />

und dreieinhalb Metern gehören sie zu den<br />

eher unhandlicheren Instrumenten. Dafür wurde<br />

ihnen wegen ihres magischen Klangs (die gewaltige<br />

Klangfülle eines Blech- verschm<strong>il</strong>zt mit<br />

den weichen Klangfarben eines Holzblasinstruments)<br />

im Volksglauben sogar eine böse Geister<br />

vertreibende Kraft nachgesagt. Nach einer<br />

Hochblüte zwischen dem 17. und dem Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts ist es heute eine exklusive<br />

Kunst von wenigen Wurzhorn-Bauern geworden.<br />

Der Kunsttischler Robert Obergruber aus<br />

der Ramsau am Fuße des Dachsteins ist einer<br />

davon, auch in Gaishorn im Paltental erlebten<br />

die archaisch wirkenden Instrumente ab Ende<br />

der 1960er Jahre eine Revitalisierung. Dort wurden<br />

die knorrigen, biswe<strong>il</strong>en krumm gebogenen<br />

Hörner aus Tannenholz gefertigt.<br />

In Italien auch in Opernhäusern eingesetzt,<br />

hat die Okarina in steirischen Breiten einen<br />

Fixplatz in der Volksmusikszene.<br />

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