St.il Steiermarkillustrierte
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Noch eine Spur bitzliger geht es in der Werkstatt<br />
von Herbert Rust in Thörl am Fuße des<br />
Hochschwabmassivs zu. Rust hat sich vor acht<br />
Jahren dem Bau von Hackbrettern verschrieben.<br />
Seine Kunden können neben <strong>St</strong>immlage<br />
und Klang auch verschiedene Designs dieser<br />
vor allem in der Volksmusik eingesetzten Instrumente<br />
auswählen. Ebenfalls Musikgeräten<br />
aus Holz widmen sich Alois Weißnar, Edmund<br />
Resch und Rupert Hofer. Im Schatten der Grazer<br />
Kunstuniversität fertigen sie in ihren Werkstätten<br />
Geigen und andere Saiteninstrumente aus<br />
feinen Hölzern. Um die elegant geschwungenen<br />
Rundungen entstehen zu lassen, wird das Holz<br />
angefeuchtet, erhitzt und noch feucht gebogen<br />
(zum Unterschied zu Decke und Boden des Instruments,<br />
deren Wölbungen herausgeschnitzt<br />
werden). Ist der Korpus fertig, wird er lackiert,<br />
der Hals, auf dem später die Saiten liegen, angeleimt<br />
und die Löcher für die „<strong>St</strong>ellschrauben“<br />
der Saiten (Wirbel) in die Schnecke gebohrt. Fehlen<br />
noch der <strong>St</strong>eg, über den die Saiten gespannt<br />
werden, und der <strong>St</strong>immstock im Inneren des Korpus,<br />
der für die notwendige <strong>St</strong>ab<strong>il</strong>isierung und<br />
Klangübertragung sorgt. Durchschnittlich 150<br />
<strong>St</strong>unden dauert die akribische Arbeit an einem<br />
Instrument vom <strong>St</strong>art bis zum ersten Ton.<br />
Etwas mehr Zeit hat der Bau des Wipfelwanderwegs<br />
in Rachau im obersteirischen Murtal in<br />
Anspruch genommen. Binnen eines Jahres entstand<br />
mitten in einem typisch steirischen Nadelwald<br />
auf 850 Meter Seehöhe Europas höchstgelegener<br />
derartiger Lehrpfad. Als ein Fünftel<br />
des insgesamt 2,7 K<strong>il</strong>ometer langen Rundwegs<br />
wurde dabei zwanzig Meter über dem Waldboden<br />
und „in Augenhöhe“ mit den Wipfeln eine<br />
Lärchenholzkonstruktion in die Baumkronen<br />
gezimmert. 1300 <strong>St</strong>ufen führen über <strong>St</strong>ege, auf<br />
Türme und über Plattformen mit Aussicht auf die<br />
umliegenden Hügel, Berge und Wiesen zu einer<br />
abschließenden 32 Meter langen Rutsche. Angeschlossen<br />
ist ein Tiererlebnisweg.<br />
Auf Animalisches setzt man auch auf der anderen<br />
Seite der Niederen Tauern. Am Gipfelplateau<br />
der Riesneralm bei Donnersbach tummeln sich<br />
auf 1800 Meter Seehöhe sieben überdimensionale<br />
Tier-Holzfiguren. Bis zu vier Meter groß sind<br />
Fuchs, Dachs oder Auerhahn, deren Innenleben<br />
auch als kindergerechte Kletterkulisse dient.<br />
Die 1300 steirischen Tischler verarbeiten das<br />
heimische Holz aber auch für Baukonstruktionen<br />
und zweckdienliches Wohninterieur. Spektakuläre<br />
architektonische Überspannungstechniken,<br />
modernes Möbeldesign und kreative Produktin-<br />
novationen mischen sich mit exquisitem Traditionshandwerk.<br />
Wobei die Grenzen des Hochleistungsbaustoffs<br />
Holz noch lange nicht erreicht<br />
sind, wie der Obmann von proHolz <strong>St</strong>eiermark,<br />
Heinz Gach, betont. An Universitäten und in<br />
Forschungslabors der Unternehmen werden die<br />
Grenzen in den Bereichen Akustik, Tragfähigkeit<br />
oder Energieeffizienz permanent ausgedehnt.<br />
Mit einem wesentlichen ökologischen und ökonomischen<br />
Vorte<strong>il</strong>: Der Rohstoff wächst in rauen<br />
Mengen nach. So breitet sich der Wald allein in<br />
der <strong>St</strong>eiermark pro Jahr um eintausend Hektar<br />
aus. Schon jetzt entfallen auf jeden <strong>St</strong>eirer 0,5<br />
Hektar Wald oder hochgerechnet 421 Bäume.<br />
Die Kombination von Mensch und Holz hat das<br />
Potenzial für eine Weltkarriere, wie die „steirische<br />
Eiche“ Arnold Schwarzenegger beweist.<br />
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