BEWEGUNG 6 ST.IL STEIERMARK.ILLUSTRIERTE Zickenalarm Tierische Se<strong>il</strong>schaften: Wer mit Ziegen wandern geht, muss sich auf charakterfeste vierbeinige Bergkameraden einstellen. Das garantiert Spaß und Abwechslung. Auch we<strong>il</strong> in anderen Ecken der <strong>St</strong>eiermark Schafe und Rinder darauf warten, besucht zu werden.
© <strong>St</strong>eiermark Tourismus / bigshot.at und ikarus.cc, Atelier Cremsner, Reinhard Lamm; shutterstock / Daniel Goodch<strong>il</strong>d Im Hochgebirge des Himalaya gelten Ziegen ebenso als traditionelle Lasttiere wie in den karstigen Bergregionen am Balkan. In der <strong>St</strong>eiermark werden die geduldigen wie eigenw<strong>il</strong>ligen Tiere zu treuen Wanderkollegen. Wer geht da jetzt mit wem spazieren? So ganz klar scheinen die Rollen nicht verte<strong>il</strong>t. Ruckartig wird Hanna von einer Seite des Waldwegs auf die andere gezogen. Pflichtbewusst lässt die Sechsjährige die Leine aber nicht aus, an deren anderem Ende L<strong>il</strong>ly ihrer Neugier und einem scheinbar unst<strong>il</strong>lbaren Hungergefühl folgt. L<strong>il</strong>ly ist eine kleine Ziege mit großem Charakter. Das unterscheidet das s<strong>il</strong>bergrau gescheckte Tier nicht wesentlich von seinen Artgenossen. Auch Mausi, deren kakaobraunes Fell an den vier Beinen in eine sockenartige, sportlich wirkende schwarz-weiße Beinbehaarung ausläuft, kann und w<strong>il</strong>l eigentlich pausenlos fressen. Das macht die Tiere dann doch wieder irgendwie berechenbar. Man braucht ihnen nur einen Ast mit frischen Blättern vor die Schnauze zu halten, um sie zu dirigieren und zu motivieren weiterzumarschieren. Das funktioniert – fast immer. „Der heißt Maximus, we<strong>il</strong> er immer nach Hause muss“, kichert Jakob, während ihn sein vierbeiniger Wanderkollege mit sturer Deutlichkeit zeigt, wohin es zu gehen hat. In die falsche Richtung nämlich. Der Spaßfaktor beim Ziegentrekking profitiert von derartigen kleinen Pannen, sie machen den Nahkontakt der Kinder mit den Paarhufern zu einem echten Abenteuer. Unbewusst werden bei den Kindern gegenseitige Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl und das Gespür für die Natur sensib<strong>il</strong>isiert. Schneller, als man glaubt, wird so unter der Regie von Jutta Ochsenhofer und Hannes Nievoll aus dem chaotisch anmutenden Haufen eine organisierte Karawane, die gemütlich durch den Wald, den Bach entlang auf die Almwiese hinauf marschiert. Kleine Zweibeiner neben kleinen Vierbeinern. Rund drei <strong>St</strong>unden dauern die Trekkingtouren, die Ochsenhofer und Nievoll rund um ihren „Naturspielraum Schloss Oberkindberg“ im obersteirischen Mürztal anbieten. Davor gibt es direkt am Bauernhof „Tschips<strong>il</strong>änd“, wo auch Hühner, Esel und das Hängebauchschwein Meki auf <strong>St</strong>reicheleinheiten warten, eine lehrreiche wie kindgerechte Einführung über die Tiere. Dann werden sie gestriegelt und die Nachwuchs- hirten dürfen ihre Lieblingsziege auswählen. „Jedes Kind sucht sich instinktiv das Tier aus, das zu ihm passt“, weiß Jutta Ochsenhofer mittlerwe<strong>il</strong>e. So entscheidet sich der quirlige Jakob eben für den spitzbübischen Maximus, L<strong>il</strong>lys brave Zielstrebigkeit spiegelt sich in Hanna wider und Mausis selbstbewusster Führungsanspruch passt auch irgendwie zu ihrer zweibeinigen Aufpasserin Larissa. Aufgeregt, aber konzentriert helfen die Kindergartenkinder, die Tiere reisefertig zu machen. Das heißt in diesem Fall, dass ihnen eigens angefertigte Tragtaschen auf den Rücken geschnürt werden, in denen die Jause der Kinder Platz findet. Dann noch einen kleinen Ast mit frischen Blättern als Navigationsh<strong>il</strong>fe gesucht – und auf geht’s. In welche Richtung die Tiere auch immer wollen … 7